Das Volk




Wulf war der jüngste von drei Söhnen des Barons Gerald von Brandstedt.Die Ehe seines Vaters wurde arrangiert, wie es nun mal für einen Erben des Hauses in Adelskreisen üblich ist, als sein Vater noch jung war und den Titel des Barons noch nicht übernommen hatte. Von jugendlichem Starrsinn, Überschwang und dem Wunsch selbst über sein Leben und die Liebe bestimmen zu können floh er seine Heimatstadt und bereiste die Nordmark. Zu Gast in einem der verstreuten nordmarker Dörfer verlor er sein Herz an eine junge Tochter des Nordvolkes, die ihn mit ihrem Tanz beeindruckte.

Nach einigen wenigen Tagen, die er mit ihr verbrachte wurde Gerald von Ser Lamar, einem der Ritter seines Vaters aufgespürt, von diesem durch einen Appell an seine Vernunft und einigen barschen Worten an seine Verpflichtungen erinnert. Gerald beugte sich dem Willen des Ritters, der ihn erzogen hatte und verließ seine Geliebte.

Die Monate gingen dahin und er begegnete zum ersten Mal seiner Verlobten Teresa aus dem Hause Hohengrund. Sie war schön und von freundlichem, liebenswertem Gemüt und so schmolz sein Widerstand und sein Unwille. Kurz nach ihrer Hochzeit erwartete Sie bereits ein Kind und so wurde auch der Schicksalsschlag gemildert, dass Geralds Vater, Baron Gerwulf von Brandstedt unerwartet verstarb. Lady Teresa war ihm eine zuverlässige Stützte in der Zeit der Trauer und ebenso eine gute Mutter die deutlich in den Herzen ihrer Geliebten lesen konnte und so war ihren Kindern eine unbeschwerte Jugend beschert und jeder konnte sich entfalten wie es sein innigster Wunsch war.

Zwischen Wulf und seinen Brüdern besteht ein enges Band der Freundschaft. Doch war er von Anfang an anders als Torwyn und Balder. Während Sie beide schnell zu Pagen und Knappen heranwuchsen lag ihm das ritterliche Erbe der Brandstedts fern. Er war ein ruhiges Kind und stets belesen, musste von seinen Brüdern immer zum Raufen und Spielen gedrängt werden. Er hörte lieber den Barden und ihren Geschichten zu, während seine jüngeren Brüder lieber die Geschichten der Ritter und Waffenmeister hörten.

Lediglich Ser Lamar fand einen Weg dem Kind, das den Stursinn des Vaters so gänzlich geerbt hatte, die für ihn vorgesehenen Tugenden in Maßen nahe zu bringen. Im Spiel brachte er ihm den Umgang mit der Klinge bei und auch die Grundlagen von Menschenführung und Strategie, doch entwickelte Wulf nie die gleiche Begeisterung dafür wie seine Brüder.

Dann gebar Lady Teresa ihrem Gatten ein weiteres Kind, eine Tochter, doch mit ihr begann eine schwierige Zeit für die Familie. Alicia war von schwacher Gesundheit und es bedurfte viel Pflege der besten Heiler von Westfelde um sie durch die ersten Jahre ihres Lebens zu bringen. In dieser Zeit kümmerte sich Wulf aufopferungsvoll um seine Schwester und beeindruckte seinen Vater, der zuvor sehr streng mit ihm umging, da er sich stets dagegen wehrte, den vom Vater vorbestimmten Weg anzutreten.

So wurde er bald mit seiner Schwester nach Eschwald geschickt um dort zu lernen, was der Adel der Mark wissen muss, während seine Brüder im Osten ihren Dienst an der Seite von verdienten Rittern taten. Außerhalb der brütenden, von den Gerbereien belasteten Heimatstadt blühte Alicia auf und ihre Gesundheit verbesserte sich merklich, während Wulf viele fremde Adelige kennenlernen konnte und den Umgang mit höfischer Etikette übte.

Während dieser Zeit wuchs Alicia zu einer jungen Dame heran, die alle mit ihrer Klugheit beeindruckte, und den jungen Adeligen den Kopf verdrehte, so dass Baron Gerald vor lauter Anträgen um die Hand seiner Tochter nicht mehr wusste wo ihm der Kopf stand.

Wulf wiederum deckte eine Intrige auf, bei der es einigen Adeligen aus Strietforst darum ging Handelsvorteile zu südlichen Geschäftspartnern zu erringen, und damit ihre Nordmarker Konkurrenten auszustechen. Dies weckte einigen Unmut unter den Verantwortlichen, doch bestraft wurden wie so of nur die Strohmänner. Es hatte jedoch zu Folge dass der Baron von Strietforst auf Druck des Adels die Verlobung seiner Tochter mit dem dritten Sohn des Hauses Brandstedt unter einem Vorwand auflöste. Bald darauf wählte Gerald von Brandstedt eine andere Verlobte für seinen Sohn aus dem Hause Karwendt. Sie erkrankte jedoch kurz nachdem sich die Väter einig waren während eines harten Winters an einer schweren Grippe und verstarb, bevor Wulf ihr jemals begegnen konnte. Seither hat kein weiteres Adelshaus Interesse an einem Bündnis über eine Heirat geäußert und Wulf ist es recht so, hat er doch die Ansichten seines Vaters bezüglich dieser Tradition des Adels geerbt, auch wenn ihm sein Vater immer wieder predigt, dass ihn das Leben eines besseren belehrt hätte.

Im Laufe der Jahre konnte Wulf einige Streitigkeiten zwischen seinem Oheim in Eschwald und Adeligen aus benachbarten Baronien schlichten und erwarb sich damit einen gewissen Ruf. Aufgrund dessen fiel sein Name als der Graf von Hohengrund einen Gesandten suchte, welcher nach Derduwath geschickt werden sollte, um die Nordmark zu vertreten.

Wulf vermeidet körperliche Gewalt soweit es möglich ist aber gönnt den Ruhm der Schlacht jedem anderen, der bereit ist, die Waffe zum Streit zu erheben. Doch er selbst würde immer den Ausweg suchen, der ein Blutvergießen vermeidet. Er ist sich dennoch der Lehren seines Oheims und des Waffenmeisters Ser Lamars bewusst, die ihn gelehrt haben dass ein Mann der den Frieden sucht für den Krieg gerüstet sein muss. Für sich hat er diese Weisheit abgewandelt, denn wer sich den Frieden zum Ziel setzt, kann auf seiner Reise eine Klinge bei sich tragen, da er sie nur einsetzten wird wenn keine andere Möglichkeit mehr besteht.

Wulf verstarb wärend eines Einsatzes im benachbarten Valariot.