Das Volk


So bauten die Menschen zahlreiche Tempel, Schreine, Klauseln und Klöster. Dort lehren sie das Wissen, das ihnen anvertraut wurde. Dass Thar und Thorm die Menschen der Nordmark in höchster Not gerettet, befreit und sie die Selbstständigkeit gelehrt haben. Dass dies die höchsten Gaben der beiden Götter seien. Die Brüder haben zwar die Märkischen befreit um sie aufrecht stehen zu sehen, aber ihr Geschenk der Freiheit erlaubt auch das unterwürfige knien. Die erste Pflicht aller märkischen Ritter sei es, die Gaben Thar und Thorms für alle Menschen zu bewahren.




Das Zeichen Thar und Thorms ist das sogenannte "Brüderrad". Eine Darstellung des senkrechten Speers Thar‘s über dem Schild Thorm‘s. Diese Darstellung existiert in den unterschiedlichsten Ausführungen. Von einfachen und symbolischen bis hin zu realistischen und ausgeschmückten Versionen. Das Banner Bruderfels‘ ziert das Brüderrad als ungefüllter Kreis mit einem über ihm liegenden lotrechten Stab, beide in Gold, auf schwarzem Grund.




Was den Verbleib der beiden Brüder angeht, so glaubt man, dass sie auf den höchsten Bergen eine Festung aus stärkstem Granit, mit Türmen aus härtestem Onyx, auf deren Spitzen goldene Zinnen funkeln, haben. Diese Berge befinden sich weit hinter dem Ryshouptgebirge, hinter ewigen Gletschern und nur die freien auserwählten Seelen können die Festung erreichen. Denn einmal muss man den Weg im Gletscher finden, der durch die andere Welt führt und dann nach langer Wanderung durchs Dunkle, den Sternen folgend, die Brücke aus Eis betreten, auf der allerlei blaue, kalte Feuer brennen. Schließlich ist da noch das Tor, welches von den tapfersten Helden, die von Thar und Thorm ausgewählt wurden, bewacht wird und erst wenn man sich vor ihnen als würdig erweist, kann man die hohen lichtdurchfluteten Hallen betreten.

Andere erzählen auch, dass man durch den Gang durch einen Spiegel oder glatte Seenflächen den Anfang des Weges finden kann. Auch soll der Stirnaz, wenn das Wasser ganz ruhig ist, einen Weg freigeben. Man müsse sich konzentrieren und neben die spiegelnde Fläche schauen und dann eintreten. Auch so mancher Gletscher beherbergt einen Beginn des Pfades. Aber nur, weil man ein Tor gefunden hat, heißt es nicht, dass dieser Weg auch zu den Brüdern führt. Denn die anderen Welten sind zahlreich und ihre Wege verworren und verwinkelt. Und du weißt nie, was dir auf dem Weg begegnen kann.




Nun, von dieser Festung aus, ziehen sie jeden Tag in den Kampf gegen den großen Widersacher, um ihn zu schwächen damit er die Welten nicht vernichten kann. Dies tun sie bis die Sonne untergeht obwohl sie wissen, dass sie den großen Widersacher nur vorübergehend aufhalten, aber niemals besiegen können. In der Nacht erholen sie sich von ihren Wunden und feiern große Feste auf ihre Siege. Und manchmal, wenn die Sonne sehr tief steht im Winter, und die Luft klar und kalt ist, kann man in der Morgen- und Abendröte die Heere ziehen sehen.




So glauben auch die Märkischen, dass sie nach dem Tode an der Seite von Thar und Thorm gegen den großen Widersacher kämpfen und mit ihnen schmausen und feiern werden, sofern sie sich als würdig erweisen haben. Wenn sie nicht würdig sind, vergeht ihre Seele im großen Meer und nichts bleibt zurück.
Sollten sie aber gegen den Willen Thar und Thorm‘s gehandelt haben und schreckliche Dinge getan haben, sollen sie nach ihrem Tod alleine in den eisigen Einöden der Sümpfe und Moore herumirren. Wenn diese dann lang genug über ihre Untaten nachgedacht und bereut haben, passiert es, dass sie einbrechen und versinken. Dann gehen auch sie wieder zurück ins Seelenmeer.
Diejenigen aber, die gar Schreckliches getan haben und so monströs sind, dass sie unter den anderen herausragen, werden vom dunklen Herrscher eingefangen und versklavt. Mit ihnen verstärkt er sein Heer, dass jeden Tag gegen die Brüder Krieg führt.




Die Natur des Thar und Thorm Glaubens in der Nordmark scheint so ungekünstelt und gradlinig wie die Märkischen selbst und lässt sich mit diesen Zitat eines Unbekannten zusammenfassen: "Wir danken und glauben, Wir dienen und handeln." oder "Schaffe, denke, stehet einander bei."




Zur Zeit sind zwei Thar und Thorm Reliquien bekannt. Bei der einen handelt es sich um die Speerspitze Thar’s, die im nördlichen Eschwald gefunden wurde. Bei der anderen handelt es sich um ein Tuch, mit welchem Clara die Wunden Thorm‘s bei Kreuzbrück verband. Gefunden wurde diese weit entfernt im Streitland.