Das Volk


In der Nordmark herrschen verschiedene Glaubensrichtungen. Vereinzelte Ableger im Südosten beten zu Sigmar, auch gibt es wenige Eyne-Gläubige. Am Verbreitetesten ist allerdings der Kult um die Gottbrüder Thar und Thorm. Als Brüder treten Thar und Thorm immer gemeinsam auf und verkörpern so die Einheit von Gegensätzen, einem gemeinsamen Ziel verpflichtet. Den Nordmarkern offenbarten sie sich als zwei junge Krieger und so werden sie auch immer noch verehrt und beschrieben.




Denn es wird erzählt, dass in der Zeit größter Not und verzweifeltem Glauben, als die zivilisierten Reiche der Nordmark kurz davor waren durch die Armeen grausamer Eroberer, angeführt von ihrem dunklen Herrscher Raguard dem Auserwählten, dem großen Widersacher, geschliffen zu werden, diese beiden Helden erschienen. Thar erschien als riesenhafter Mann mit eiserner Kleidung und einem Speer, dessen Spitze wie ein Blitz erstrahlte jedes Mal wenn er ihn mit unmenschlicher Schnelligkeit und Geschick führte. In seinen Augen brannte ein Feuer der Tatkraft und Vitalität und seine ganze Haltung strahlte eine ungezügelte Kraft und Ungeduld aus. Und wo Thar schnell und geschickt war, da war Thorm stark und unbeugsam. Vom selben riesenhaften Wuchs wie sein Bruder trug auch er eiserne Kleidung. Doch wo sein Bruder einen strahlenden Speer trug, da hielt Thorm ein Schild aus dunklem Eisen, welches das Licht zu verschlucken schien. Seine Augen waren dunkel und ruhig wie tiefer Stein. Und er stand so still und standhaft dar wie ein einsamer Berg.
Mit göttlicher Macht, dem blitzenden Speer Thars und dem festen Schild Thorms, fingen die Brüder an das verbleibende freie Volk zu verteidigen und den Kampf zu den Feinden zu tragen. Zu tausenden fielen die Horden des dunklen Heerführers Raguard durch die Waffen der beiden Helden und inspiriert durch die Brüder erhoben sich die Menschen im Kampf gegen den Feind. An den Brücken vor Kreuzbrück wurde die letzte Schlacht geschlagen. Der Kampf war lang und grausam und so mancher Märkische, von Thar und Thorm‘s Heldentaten inspiriert und ihrem Beispiel folgend, vollbrachte außergewöhnliche Taten der Tapferkeit, Entschlossenheit und der Barmherzigkeit, für die sie heute immer noch geehrt werden. So dauerte die Schlacht um Kreuzbrück alleine einen Monat lang und die Brüder konnten den Feind schließlich überwinden, auch dank der Hilfe der jungen Clara welche die Wunden der Streiter in den Kampfpausen versorgte. Während der Zeit, in der die Brüder auf unserer Welt wandelten, lehrten sie die Menschen viele Dinge und brachten ihnen dadurch zahlreiches Wissen. So lehrte Thar die Menschen die Art des entschlossenen und tapferen Handelns, frei von Furcht und gestärkt durch Wut und Zorn. Thorm hingegen zeigte ihnen, dass wo Kraft versagt das überlegte Handeln siegen kann. Auch wie man widersteht und überlebt und dass der Schutz der Schwachen ein hohes Gut ist. Das höchste Gut, das die Brüder den Menschen gebracht haben, war aber die Freiheit zu entscheiden, wie die Menschen nach ihrem sterblichen Ende weiter existieren wollen.




Denn wie wir wissen, ist unsere Welt nur eine von vielen. Diese sind verbunden durch geheime Wege und Pfade, welche man nur sehen kann, wenn man abseits des normalen Verstandes zu blicken vermag. Und all diese Welten schwimmen auf dem Seelenmeer. Starb nun ein Lebewesen, so ging seine Seele zurück in das Meer und verband sich mit den anderen zu einer einzigen Masse des Meeres. Aus diesem Meer aber entstanden immer wieder neue Seelen, die sich aus den alten zusammenfügten und bei der Entstehung neuen Lebens in die neue Gestalt fuhren. So war es auch, als die Menschen noch den Tierkulten folgten. Nur mit der Existenz des Lebewesen konnten die Seelen bestehen. Mit dem Tod aber verging die Seele und verband sich wieder mit den anderen im großen Meer.




Aber durch Thar und Thorm haben wir jetzt die Möglichkeit, dass unsere Seele bestehen bleibt. Denn wenn man tapfer und redlich ist, besteht die Möglichkeit, dass man nach dem Tode von den Brüdern eingeladen wird, in ihrer Festung zu wohnen und von dort aus den ewigen Kriegszug gegen den Würger mit zu bestreiten. Durch diese Wahlmöglichkeit haben sie die Menschen der Nordmark befreit und sie die Selbständigkeit gelehrt.

Schließlich, am Ende der Schlacht, als keine Gegner mehr übrig waren, befahlen die Brüder den Menschen nunmehr den Kampf alleine auf dieser uns bekannten Welt weiter zu führen. Dazu sollten sie Tempel bauen, um das Wissen, das die beiden Brüder sie lehrten, und damit auch die Kampfkraft, zu erhalten, um ihre Freiheit selber verteidigen zu können. Die Brüder selber aber zogen weiter, an Orte jenseits des menschlichen Strebens und andere Länder, die ein lebender Mensch nicht betreten kann, um dort den ewigen Kampf gegen den großen Widersacher fortzusetzen.