Legenden der Nordmark

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Bartek
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Legenden der Nordmark

Beitrag von Bartek » 15 Apr 2011, 23:42


Die Skalden bewahren die ältesten Lieder und erzählen dem Volke darin von vergangenen Zeitaltern, bevor Gelehrte mit Tinte und Feder den Wandel der Zeiten auf vergänglichem Grunde zu Bannen versuchten. Doch gibt es Kenntnis aus den ersten Tagen, die selbst in Liedern nicht bewahrt werden konnte, denn in dieser Zeit waren die Brüder noch nicht angetreten, die Sitten noch nicht begründet und das Recht des Stärkeren machte auch vor den Skalden nicht halt, wenn ihre Kunst in den Herzen der Menschen die falschen Wege nahm.
Von diesen Zeiten vermag nur der Stein zu berichten und nur die Stärksten vermochten es, dem Stein der Mark ihren Namen aufzuzwingen, so dass er für immer ihre Geschichte bewahren mochte.

Seit jeher ward es den Wenigsten vergönnt, die alte Sprache zu sprechen, und nur die wenigen, die hoch genug in der Gunst des Eisenvolkes standen vermochten auch die Zeichen zu lesen, die durch Zwergenkunst vom Leben der ersten Menschen in der Mark berichten.

Einer der darin bewahrten Namen ist der von Halfdan vom Steinherz, auf den das erste Haus der Mark Hohengrund seine Linie zurückführt. Zahlreiche Taten dieses Helden sind in den Steinen des Nordens gefunden worden, auch wenn sich die Magister über jeden Fund streiten und die Funde verschiedentlich deuten.

So sagt die Legende, dass Halfdans Väter die Baumeister der uralten Feste von Hohengrund mit ihren schwarzen Türmen sein sollen, denn er habe die Schlüssel der Burg dem Blutrecht nach empfangen, die gleiche Stelle kann aber auch anders gedeutet werden, wonach Halfdan die Schlüssel aus blutiger Hand erlangt habe, welches eine deutlich andere Botschaft ist. Wieder andere Quellen behaupten, Halfdan selbst habe die Feste aus dem Gestein des Steinherz errichten lassen, des mächtigen Berges an dessen Flanke die uralte Feste thront. Und zwar soll er sich dazu die Kraft der Riesen oder die Kunst der Zwerge zu Nutze gemacht haben. Was immer die Steine preis gaben wurde mit den dahinschwindenden Jahren zu Liedern und den Inhalt der bekanntesten Lieder wollen wir hier wiedergeben.

Eines der Lieder berichtet davon, dass der Herr der Feste auf hohem Grund zahlreiche Söhne hatte und sich darum reich und mächtig wähnte. Seine Söhne wuchsen schnell heran und wurden groß an Manneskraft und stolz im Sinn. Doch keiner unter ihnen übertraf den jüngsten an Kraft und Mut, und so neideten ihn alsbald die ältesten der Brüder.

Der Vater trug noch zum Zwiste bei indem er sie nach altem Brauch in mannigfaltiger Weise im Wettstreit antreten ließ und sich selbst von der Tüchtigkeit des einen Sprosses den er Halfdan nannte zu überzeugen. An Kraft und Geschick war Halfdan selbst den ältesten Brüdern überlegen und scharfsinnig, trotz seiner Jugend, sein Geist durchschaute so manche List und Tücke, doch streng war er wie der Winter des Nordens und dies sollte noch zu viel Leid in seiner Sippe führen.

Eines Tages saßen die Söhne beieinander, als Halfdan ein prächtiges Pferd im Wettrennen gewann. Das Tier war ein Geschenk der Sippen aus dem Süden, die so einen Zwist mit den Herren der schwarzen Türme vermeiden wollten. Es war so dunkel wie der Stein der Türme auf hohem Grund und in Stolz seinen neuen Herren ebenbürtig. Halfdan ward ihm sogleich tief verbunden und nannte ihn Nachtschatten.
Um ihm zu schaden sandten die Geschwister einen Diener zu den Stallungen der die Tränke des Tieres vergiften sollte. Als der Diener seine Tat vollbracht hatte und das Wasser mit einem Gift verpestete kam er Nachtschatten zu nahe, das schlaue Tier ahnte seine Tücke und zerschmetterte mit seinen Hufen den Schädel des Unholds.

Da herrschte großer Aufruhr unter der Dienerschaft und die Söhne führten hetzende Rede und verlangten den Tod des unberechenbaren Tieres. Halfdan sprach tapfer dagegen und fand Gehör beim Vater und gerade als ihr Zwist an Härte gewann da trank einer der liebsten Jagdhunde von dem vergifteten Wasser und alle Anwesenden sahen mit an, wie das Tier elendig einging an dem tückischen Gifte.

Da ward die Tücke offenbar und ihre eben noch erhobenes Verlangen offenbarte der Brüder tückischen Plan. Von dieser Heimtücke angewiedert verstieß der Vater seine in Ungnade gefallenen Kinder und so blieb Halfdan der einzige Erbe des Hauses auf hohem Grund.
Doch wollte der Vater nicht schuldig werden am Blute seiner eigenen Kinder und so schickte er sie fort. Und daraus erwuchs noch großes Leid für seinen Erben.

Halfdan wuchs heran und wurde stark im Streit mit den umliegenden Sippen, sowie den Bären und Wölfen der Berge.
Die wilden Stämme der Berge waren ungebändigt und immer auf der Suche nach dem Blut ihrer Feinde. Sie bedrohten die Menschen und Zwerge zugleich. Doch Halfdans Kampfgeschick im Streite mit ihnen verbreitete sich und mehrte die Zahl der Männer, die für ihn zu kämpfen bereit waren. Auch waren die Türme auf hohem Grund eine sichere Wehr, wenn die Stämme sich zu zahlreich auf Kriegszug erhoben und boten vielen Familien Schutz.

Aus diesem Schutz heraus zog Halfdan immer wieder hinaus, die Bluttrinker und Unholde zu bekämpfen, und erwarb sich darin Ruf und Ehre, einen Ruf der sogar zu den Zwergen in ihren Festungen drang. Ihre Handelszüge litten zu dieser Zeit schwer unter dem Treiben der Stämme und so begab es sich, dass eines Abends Gesandte des Eisenvolkes vor den Toren von Hohengrund, wie sie es in ihrem Brauch nannten, erschienen.

Halfdan nahm die bärtigen Herren im Namen seines nun greisen Vaters auf und ward überrascht von der Kunde die sie brachten. Die Zwerge boten ihm ein Bündnis gegen die wilden Völker an und ihr Preis sollten Waffen und Wehr aus bestem Eisen sein, welches die Zwergenbingen zu bieten hatten. Im Gegenzug sollten Halfdans Streiter helfen, die Handelswege in den Bergen zu schützen und jenseits davon auch die Pfade nach Karak Barkor und den anderen Handelsposten des Eisenvolkes, welche vom Hohengrund aus erreichbar waren.
Die Zeit, in der die Armeen der Zwerge hinauszogen sei lange vorbei, die Orken bezwungen und die Riesen weit verstreut, doch die wilden Menschen führten eine Art von Krieg die den Zwergen fremd war, feige und flüchtig mieden die Dahir das offene Feld zu der Zwerge Verdruß.
Doch der Handel sei noch lebendig und litt unter der wilden Raserei der ungebändigten Menschen. Darum suchten sie nach Verbündeten aus dem Blute der jüngeren Völker, die doch dem hohen Geiste verständig gegenüber standen.
Und Halfdan antwortete, den hätten sie nun gefunden und reichte ihnen die Hand.

Herz und Sinn eisern gewappnet und mit tödlich scharfer Klinge zur Hand wurde nun die Sippe vom Hohengrund zum Schrecken der Stämme aus den Bergen und den finsteren Wäldern.

Die Klingen der Wilden brachen am Rüstzeug der Hohengrunder und ihre Waffen spalteten Holz, Leder und Knochen, wo immer sie ihrer Feinde habhaft werden konnten.
Halfdan wurde von den Stämmen gefürchtet, denn er war ein schlauer Heerführer und im Bund mit dem Eisenvolk legte er dem Feind so manche Falle, die in blutiger Niederlage der Dahir, wie sich die Wilden selbst nannten endete. Ohne Gnade, mit kaltem Sinn verfolgten die Streiter Halfdans selbst die geschlagenen Flüchtlinge und von vielen Kriegszügen kam keine Kunde mehrzu den tief verborgenen Siedlungen der Dahir zurück. Dann sprachen die Alten grollend, der eiserne Halfdan hätte ihre Krieger geholt.

Die Kunde der Siege verbreitete sich auch auf den Handelswegen der Zwerge und lockte immer mehr Volk in den Norden, viele Jäger des Südens suchten im Schutz der Schwarzen Türme sesshaft zu werden und mit ihren Künsten bereicherten sie die Kampfkunst des Herrn vom Hohengrund. Nicht länger waren die Kriegsbanden der Dahir sicher in ihren Wäldern wenn die Schlacht zum schlechten Stand, noch konnten sie länger nach Belieben Hinterhalte legen, denn die Jäger Halfdans spürten ihre Schliche auf und sie wurde wieder und wieder vereitelt.

Doch wo Not den Wolf treibt, da sucht er Stärke im Rudel. Und unter den Stärksten der Stämme fanden sich nun die ältesten Söhne vom hohen Grund und sie wurden zu Führern die viele Dahir unter sich zu vereinen wussten.

Von seinen feinsten Jägern erfuhr Halfdan darüber, dass seine Brüder nun zu Führern der Dahir aufstiegen und viele der alten Stammesführer erschlugen, um eben dies zu werden. Auch rüsteten sie ihre besten Krieger mit erbeutetem Zwergenstahl aus, doch weit größer wurde die Zahl derer die sich auch ohne Stahl, doch gewappnet durch Zorn und getrieben von Blutrache um sie scharrten, um Hohengrund endlich zu Fall zu bringen.

Seine Hauptleute rieten Halfdan, die Zwerge zur Hilfe zu rufen, doch sein Vater sprach dagegen, noch im hohen Alter ungebeugt verfluchte er seine eigene Torheit und leistete zusammen mit seinem gerühmten Sohn den Schwur, dass die falsche Saat von ihrer eigenen Hand fallen sollte.

In stolzem Sinne und Übermut schickten die falschen Kinder ihre Boten nach Hohengrund und forderten Vater und Bruder auf die Mauern, die ihnen dem Blute nach zustünden aufzugeben, sonst würden ihre Horden die schwarzen Türme Stein für Stein niederreißen und jede Seele erschlagen.

Da erhob Halfdans Vater seine Waffe gegen die dreisten Boten und streckte den Kühnsten von ihnen nieder. Mit zorngetriebener Wucht trat er den abgetrennten Kopf aus dem Hof seiner Burg und hieß die besudelten Begleiter des Toten diese Gabe als Antwort zu betrachten. Und wenn seine feige Brut genug Mut aufbrächte, so mochte sie sich ihm und seinem einzigen wahren Erben im Zweikampf stellen, an der Rabenstatt, einem Felsen den schon seit langer Zeit die Menschen des Nordens als heiligen Ort kannten und dazu nutzten , Zwist mit dem Tode der Unterlegenen zu entscheiden.

Vater und Sohn wussten beide, dass sie Gefahr liefen, verraten zu werden. Zum Schein kamen sie mit geringer Zahl von Gefolge, wie es der älteste Brauch verlangte und die Verräter täuschten gleiches vor. Doch noch bevor der Zweikampf entbrannte stürmte eine weit größere Zahl ihrer Streiter über die nördlichen Berghänge und die Hohengrunder wären alle gnadenlos niedergemacht worden. Doch sie waren auf die Schliche des Feindes vorbereitet und ihren Eid bedenkend schickten sie Botschaft zu den Zwergen. Nicht um Streiter baten sie, doch um Erlaubnis, alte Zwergentunnel der Region nutzen zu dürfen, und so lauerte eine große Schar ihrer Kämpfer im Verborgenen, als der Feind seine Tücke offenbarte und das Treffen entweihte.

Mitten im Sturm wurde der Verräter zum Verratenen als unerwartet Hohengrunder in ihrer Flanke erschienen und ein schreckliches Morden begann. Kein Zwerg war unter den Streitern, denn nichts schätzt das Eisenvolk höher ein als das gegebene Wort, den Schwur.
Keiner der Dahir entkam, und die falschen Söhne verteidigten ihren letzten Kreis auf dem Platz der rituellen Stätte, bis ihr letzter Gefolgsmann fiel. Doch ward ihnen zuletzt großzügig die Ehre erwiesen, im Zweikampf zu fallen, wie es vor ihrem Verrat vereinbart ward.

Vater und Sohn kämpften Schulter an Schulter gegen ihre entarteten Blutsverwandten und einer nach dem anderen fiel in den Staub. Auch Halfdans Vater empfing schwere Wunden, doch er lachte nur darüber und vergalt sie mit tödlicher Kraft.

Als es vorbei war musste Halfdan seinem Vater Halt bieten, doch sie standen beide immer noch aufrecht, während alle anderen ihr Lebensblut dem kalten Stein darboten, und mit gebieterischer Stimme gebot der Herr vom Hohengrund, die Körper der gefallenen Feinde den Raben preis zu bieten, wie es die alte Sitte gewährt, während man die eigenen Gefallenen barg und im stolzen Zug mit sich nach Hohengrund brachte.

Lokayan wird der falscheste unter Halfdans Brüdern genannt, sein Name wird als einziger durch die Zeiten getragen, ob seiner Tücke. Auch ist sein Ende ein warnendes Beispiel für jeden der seinen Pfad betritt den Tugenden der Mark zum Trotz.

Er überdauerte den Kampf schwer verwundet, hatte sein Ende vorgetäuscht und sein Antlitz mit dem Blut der gefallenen Brüder entstellt. Als die siegreichen Hohengrunder weit fort waren und die Raben ihr Lied singend über das kalte Fleisch um ihn herum herfielen, da raffte er sich auf und floh in den Norden , seine Wunden zu pflegen und seine Rache zu planen. Und lange ward von ihm keine Kunde mehr bekannt.

In Hohengrund wurde ein großes Fest gefeiert nach diesem Siege und es wurde ein Leichenschmaus denn Halfdans Vater überlebte die empfangenen Wunden nicht, doch starb er im Reinen mit sich und der Welt, begraben tief unter dem Steinherz, wie es Brauch ward mit der Gewissheit, dass nur würdige Erben einen Ruheplatz an seiner Seite finden würden.

Zwei Nöte trieben nun den neuen und schon so ruhmreichen Fürsten vom Hohengrund. Die Stämme der Dahir waren nun ohne Haupt , doch ward ungewiss wie lange es dauern mochte bis sie sich wieder sammeln und von neuem auf Krieg sinnen.
Weder fürchtete Halfdan den Krieg noch das Blutvergiessen, doch das Beispiel seines Vaters hatte ihn deutlich gelehrt dass keine Leben ewig währte.
Er frage sich nun, ob er es verantworten konnte, den Krieg so lange währen zu lassen bis ihn ein anderer weiterführen musste, einer der die Schwarzen Türme und alles wofür Halfdan gestritten hatte verlieren würde.

Denn sein Haus war noch ohne Erben und so fasste er den Entschluss, beide Fragen zugleich zu beantworten.
Geführt von seinen besten Jägern brach Halfdan zu einem Ritt auf, wie ihn noch keiner aus seinem Hause gewagt hatte. Tief in die Jagdgründe der Dahir ging es, durch Täler und Berge in die dunklen Wälder hinein. Doch überall ließ er das Kriegshorn erschallen und sein Banner offen führen und tat weise daran. Die Stämme waren geschwächt duch die Niederlage der Rabenstatt und Zwist herrschte zwischen denen, die den fremden Häuptlingen aus dem Blute der Steinherzen willig gefolgt waren und denen die sich nur unter Zwang gebeugt hatten.

So stieß Halfdan unbedrängt bis ins Herz der Dahir vor und er fand die Ältesten der großen Stämme im Rate vor. Sein schreckenerregender Ruf unter den wilden Menschen und seine eiserne Entschlossenheit hatten ihn soweit gebracht. Doch nun, an die Wand gedrängt fletschten die Wölfe die Zähne und es wäre das Ende von Halfdan und seinen treuesten Streitern gewesen, hätte Halfdan zum Schwert gegriffen.

Doch anstatt dies zu tun löste er seinen Waffengurt und entledigte sich seines eisernen Hemdes. Ebenbürtig gewappnet und mit bloßen Händen, doch strotzend vor Kraft und Gewalt über die Herzen trat er vor die Dahir und forderte sie auf sich mit ihm ehrenhaft zu messen. Nicht länger um ihr Herzblut zu vergießen sei er gekommen, doch um ihnen Auge in Auge zu zeigen, dass er ein würdiger Widersacher war und der Zwist sinnlos sei.

Und ein Häuptling nach dem anderen trat gegen ihn an. Die Dahir waren wild und unberechenbar, doch auch sie kannten die Ehre und lehnten die Herausforderung nicht ab, wenn sie vor ihren Göttern der Wälder und Winde ausgesprochen ward.
Halfdan aber bezwang jeden der den Mut aufbrachte sich im zu stellen im Faustkampf oder im Ringen und so ward sein Wort durch Tat bestätigt.
Die versammelten Stämme fanden Einigkeit darin, dass sie die Sippe des Halfdan nicht länger mit Krieg überziehen wollten, noch seine Verbündeten und es wurde ein großes Fest gefeiert.
Dort sah Halfdan die jüngere Tochter eines der Häuptlinge, die mit ihm gestritten hatten und sein Herz entbrannte sogleich für sie.

Doch die Bräuche der Dahir verlangten es, dass die älteste Tochter vermählt sein muss, bevor ihre Schwestern folgen dürfen. Auch diese war schön in Halfdans Augen, doch von sanftem Gemüt, anders als ihre Schwester.

Er hatte zu viel gewagt und zu lange für diesen Sieg gestritten und war nicht bereit sein Verlangen nun alles verderben zu lassen und so wurde der Bund zwischen der Tochter des Häuptlings und dem Herrn von Hohengrund beschlossen, doch schon bald darauf nahm Halfdan auch die jüngere Tochter zur Geliebten und zeugte mit beiden starke Söhne.

Frieden kehrte ein und der Handel gedieh, doch Halfdan suchte und fand viele Gründe auf Reisen zu sein um die Grenzen zu sichern, zu jagen und Verbündete zu beehren. Und immer wieder fand er Zeit seiner Geliebten die Aufwartung zu machen.
So wuchsen prächtige Söhne und Töchter heran, in Hohengrund als auch jenseits seiner Grenzen und sie alle konnten sich auf Halfdan als ihren Vater berufen.

Doch so lange der Frieden auch dauerte, sein Ende war schrecklich und unerwartet.
Und wieder ward es das Wirken der eigenen Sippe, die dafür die Schuld trug, wenn diese Kunde auch allzu spät zu Halfdan drang.

Es begann mit einem Aufschrei der Wut, als die nördlichen Stämme der Dahir eine ihrer Siedlungen verwüstet vorfanden, die Einwohner abgeschlachtet und grausam ausgeweidet wie Jagdvieh. Von der Herkunft der Angreifer gab es kaum Spuren, vor allem keine Zeichen wer sie waren und welchem Zeichen sie folgten, oder welcher Sippe sie angehörten.
Bald traf das gleiche Schicksal eine zweite Siedlung und hierauf eine dritte.
Und schließlich fand sich ein Überlebender, ein tattriger Greis ohne Zähne, der verschont worden war weil die Überreste seiner Hütte über ihm zusammenbrachen und eine glückliche Fügung ihn vor den Flammen der Brandschatzer verschonte. Der Greis wurde vor die Häuptlinge geführt und er erzählte eine schaurige Geschichte über Riesen und Menschen, die Seite an Seite sein Dorf inmitten der Nacht überfallen hatten und keine verschonten, weder Mann, Frau noch Kind. Sie zeigten keine Gnade und zerrissen noch die Leichen der Erschlagenen, um sie noch furchtbarer zuzurichten. Und der alte Mann schwor dass er im Licht der Flammen in denen seine Sippe verbrannt wurde das Zeichen des schwarzen Turms auf den Röcken der Menschen erkennen konnte, die mit den Riesen gekommen waren.

Da riefen die Dahir von Verrat und Vergeltung, und viele griffen bereits zu ihren Waffen. Nur der alte Häuptling nicht, dessen Blut nun vermengt war mit dem derer vom Hohengrund, er schwieg und kehrte dem Krieg den Rücken.

Stattdessen sandte er seine Krieger, unter ihnen auch die Söhne des Halfdan auf schnellstem Wege gen Hohengrund, um eine Warnung zu überbringen. Doch sie wurden von Spähern anderer Stämme entdeckt und man hielt sie für Verräter, was der Wahrheit nicht fern war und eine wilde Jagd entbrannte. Die Wächter an den Toren der schwarzen Türme erkannten die Fremden zu spät und der Kampf vor den Toren von Hohengrund war schon fast vorbei als die Streiter Halfdans einschritten.

Halfdans Herz war schwer wie Blei als er einen seiner Söhne mit dem erschlagenen Bruder in den Armen vorfand. Er bändigte die Trauer und den Haß wie es nur einem Manne seiner Geburt anstand und aufrecht stehend hörte er sich die Berichte der Überlebenden an.

Dann hielt man Rat was zu tun sei, um das vergossene Blut zu sühnen. Die Söhne aus seiner Ehe trauerten mit ihrem Halbbruder, und für diese Zeit war der Zwist zwischen den Linien vergessen, wie es Halfdan verlangte, doch nie gänlich durchsetzen konnte.

Hohengrund wurde gewappnet und gerüstet, doch die Kräfte geteilt. Eine geringe, aber kampftüchtige Zahl blieb bei den Türmen, um sie gegen den kommenden Ansturm der Dahir zu verteidigen. Eine größere Anzahl mit den Jägern und den besten Spähern der noch verbrüderten Dahir zog gen Norden, dem Quell des Argnisses nachzugehen.

Sie eilten dahin wie der Wind und mit gekonnter List umgingen sie den Kriegszug der Dahir, der fest damit rechnete, dass sich der Gegner hinter seinen mächtigen Mauern verbergen würde. Sie fanden die geplünderten Siedlungen und strömten in alle Himmelsrichtungen, bis einer der Ihren eine Spur fand, kalt aber brauchbar führte die Spur sie weit in die Berge, auf Pfade, die sonst selten von den Menschen der Mark beschritten werden, denn der Tod lauert dort in windiger Höhe und nur Steingeister und Riesen nennen es noch Heimat.

Und die Riesen waren es auch, die sie fanden. Eine schreckenerregende Zahl war in einem verborgenen Felsental versammelt. Dutzende von den Ungetümen, und was noch schlimmer ward, es fanden sich Menschen darunter, die unbedroht unter ihnen weilten , die den Riesen sogar Weisung zu geben schienen.

Die Jäger Halfdans warteten geduldig und beobachteten den grauenhaften Feind und sie lauerten auf eine Gelegenheit, bis sich einer der unbekannten Menschen von der Bande entfernte. Schließlich war es dann soweit und sie erwischten einen, der ausgesandt wurde um Botschaft zu überbringen, wie sich später herausstellte. Der Gefangene gehörte zu den Dahir die im Kampf gegen Halfdan alles verloren hatten und er trug einen kruden Wappenrock in den Farben Hohengrunds, mit dem ein alter Greis durchaus getäuscht werden konnte.

Er widerstand lange der Folter bis Halfdan die Wahrheit von ihm erfuhr. Da hörte er davon, dass sein Bruder Lokayan den Kampf auf der Rabenstatt überlebt hatte und nun bei den Riesen weilte, deren Ältesten er sich zum Verbündeten gemacht hatte. Er hatte den Riesen zahlreiche Lügen eingegeben über die Reichtümer der Feste Hohengrund, die Freund des Eisenvolkes ist und von diesem reich beschenkt wurde. Und die Riesen waren leicht zu blenden mit solcher Rede, denn die Zwerge hatten sie seit langer Zeit bekriegt und aus den guten Jagdgründen der südlichen Bergläufe vertrieben, ihre Festungen dort aufgebaut und dadurch eine Rückkehr verhindert. Und unter dem Berg waren die Zwerge und ihr Gold für die Riesen unerreichbar.
Doch die Gier nach Rache und Raubgut war tief in ihren Herzen eingebrannt. Und so hatte der Älteste viele Riesen in den darauf folgenden Jahren um sich gescharrt und seinen eklen Sohn als Häuptling über sie gestellt. Zugleich fand Lokayan wieder Dahir , die bereit waren ihr Volk zu verraten um den ungeliebten Frieden zwischen den Stämmen und den Türmen zu beenden.

Gemeinsam waren sie ein gefährlicher Feind geworden, denn die Riesen waren oft bezwungen worden, da sie ihre Natur im Kampfe übermannte, doch die Dahir glichen dies aus, und mit Lokayans List hatten sie es bereits geschafft, dass die Stämme gegen Hohengrund gezogen waren und es belagerten.

Scharfsinnig erkannte Halfdan die Pläne seines Bruders, denn nun konnte dieser warten und seine Streitmacht im Verborgenen halten, bis die Stämme und die Hohengrunder sich gegenseitig im Kampfe schwächten und dann zuschlagen, wenn beide Seiten ihm nicht mehr viel entgegen zu stellen vermochten. Doch diese Zeit war noch fern.
Der verräterische Bote wurde von seinen Leiden erlöst und fand ein Ende in den Schluchten eines dieser nördlichsten aller Bergkämme, wo ein Sturz nicht ungewöhnlich war.

Seinen ältesten Sohn von seiner Geliebten schickte Halfdan Steinherz daraufhin gen Osten zu der großen Feste des Eisenvolkes um von der neu erwachten Gefahr zu berichten. Und mit größter Eile spornte er den Rest seiner Krieger an, mit ihm zurück nach Hohengrund zu gelangen.

Die Dahir hatten gelernt und sie rannten gegen Hohengrund mit großen Leitern und Rammböcken an, bespannt mit Lederhäuten, um Pech und Pfeile fern zu halten, doch noch hielten die Türme stand. Aber die Kraft der Verteidiger nahte unweigerlich ihrem Ende entgegen.

Mitten in einem dieser Anstüre erklang im Rücken der Streitmacht der Dahir Halfdans Kriegshorn und der Schlachtenlärm versiegte. Der Erbe Halfdans hatte sie lange genug von den Mauern ferngehalten, gehüllt in seines Vaters Eisenhemd und Helm hatte er viel Furcht und Tod unter ihnen gesät.

Und nun sah er seinen Vater von Norden heraneilen, und gab Befehl für einen Ausfall gegen den Feind. Die Dahir wurden von Grauen erfasst, waren sie doch getäuscht worden und Rufe worden laut, die von Hexenwerk riefen, nur die tapfersten unter ihnen sammelten sich um von beiden Seiten dem Angriff zu begegnen, doch dazu kam es nicht. Die Pfeile der Jäger waren angelegt, doch gab Halfdan keinen Befehl und er hieß seinen Erben mit donnernder Stimme auch von seinem Ansturm abstand nehmen.

In dieser Atempause ritt er auf Nachtschatten mitten unter die Feinde, gebieterisch wie ein Fürst, und brachte ihnen die Kunde von Lokayans List. Wie so oft befand er sich dabei in höchster Gefahr, denn um ihn standen nur die wilden Dahir und alleine die Ehrfurcht vor diesem schrecklichsten aller Feinde hielt sie noch im Zaum.

Und der stärkste unter den Häuptlingen trat vor und nannte ihn einen Täuscher, genau wie seine Sippe die er nun vorhalte als Ausrede für seine eigenen Lügen.

Da stieg Halfdan herab und trat zum Zweikampf an, während seine Krieger noch die Waffen bereit hielten und die Pfeile angelegt waren, die Dahir nieder zu machen.

Nur drei Hiebe brauchte Halfdan, um diesen Gegner zu fällen und er raubte damit den anderen Häuptlingen die Lust daran, sich ihm zu stellen. Keiner wagte es je wieder ihn einen Täuscher zu nennen, denn wer sich ihm widersetzte der fiel von Manneshand und nicht durch Täuschers Trug.

Dann ließ er die Waffen senken und die Belagerung war beendet. Die Dahir sollten ihre Verwundeten pflegen und ihre eigenen Späher aussenden um sich vom Zug der Riesen zu überzeugen.

Und so geschah es. Als die Späher zurückkehrten waren und Halfdans Kunde bestätigten, da einigte man sich auf eine Kriegslist, begünstigt von der Ankunft der Späher, die Halfdan zum Eisenvolk geschcikt hatte.

Der Kampf entbrannte von neuen, die Tore von Hohengrund brachen und die Verteidiger strömten hinaus, in einem letzten verzweifelten Versuch, den Feind zu besiegen.

Dies war der Augenblick den Lokayan für die Riesen und ihre Mitstreiter als günstig bestimmt hatte und getreu seiner Weisung fielen sie in zwei Gruppen über die Streitenden her. Eine Gruppe stürmte den Westflügel der Feste, wo die Mauern nahe am Berghang ruhten , und wo die Riesen aufgrund ihrer Größe den Fels nutzen konnten um die Mauern leichter zu überwinden, während die zweite Gruppe in die Kämpfer vor den Toren stürmte und beide Seiten hart bedrängte.

Ein schrecklicher Kampf entbrannte und viele Menschen fanden den Tod. Halfdan, der noch auf der Lauer lag musste seine List abbrechen, denn er hatte sich mit seinen besten Streitern auf Lauer gelegt , um die Riesen in der Flanke unerwartet anzugreifen, doch da sah er wie die Mauern von Hohengrund tatsächlich unter dem schrecklichen Wüten der Riesen einbrachen und sein Erbe mit ihnen in die Tiefe fiel.

Des Vaters Herz konnte nicht mehr ertragen und so stürmte er rasend über das Feld und stürzte durch die Bresche in seine eigene Burg. Auch wenn der rechte Zeitpunkt noch nicht gekommen war, so war der zornige Ansturm der Hohengrunder doch so gewaltig, dass ein Riese nach dem anderen zu Boden ging und von den Äxten und Schwertern der Krieger zerhackt wurde.

Halfdan selbst fällte einen Riesen nach dem anderen bis er ihren Häuptling erreicht hatte.
Dieser zerrte gerade einen Steinblock zur Seite und wollte einen Krieger verschlingen, der von dem Schutt begraben worden war, sich aber noch wehrte. Da erkannte Halfdan dass dies sein Sohn und Erbe war und dankte dem Schicksal, das seinen Sproß so weit beschirmt hatte und er wollte verdammt sein, wenn er es jetzt nicht ebenso vollbringen konnte.

Ein Hieb durchbohrte die Ferse des Riesen-Häuptlings und ließ ihn heulend auffahren, die einfache Beute war vergessen und ein heißer Kampf entbrannte. Halfdan nutzte die Ruinen seiner Burg um sich vor der gewaltigen, eisenumringten Keule seines Gegners zu schützen und fügte ihm furchtbare Wunden bei, jedes mal wenn die Keule verfehlte oder im Schutt hängen blieb. Doch in seiner Wut wehrte sich der Riese beständig weiter und bekam schließlich die Waffe des Steinherz zu packen. Er schleuderte den Mann wie eine Puppe umher und heulte siegesgewiss auf.

Dann stürmte er dem regungslosen Leib entgegen um ihn samt Haut und Knochen zu verschlingen, doch Halfdan war unversehens aufgesprungen und ergriff einen umherliegenden Streithammer, mit dem er auf eine Wand seiner Feste einhieb bis diese einstürzte und den verdutzten Riesen unter sich begrub.

Den Unterleib zerschmettert war der Häuptling noch immer nicht überwunden, doch nun hatte Halfdan seine Klinge wieder zur Hand und trieb sie dem schrecklichen Wesen tief in den Schädel.

In der Feste ward es da still geworden und der Vater eilte zu seinem Sohn, der schwer verletzt da lag, viele Knochen geborsten durch den grausigen Sturz, doch sein Lebenswille war stark, ganz dem Vater gleich.

Mit den letzten Verteidigern eilte Halfdan schließlich hinaus und fand den Kampf noch im Gange, denn die zweite Gruppe der Riesen war schrecklich anzugehen, auf offenem Felde. Nur das Erscheinen der Zwerge hatte die Dahir und Hohengrunder vor den Toren vor dem sicheren Untergang bewahrt und nun drangen die Hammerträger aus Karak Barkor auf die Riesen ein und machten sie einen nach dem anderen nieder. Dennoch war der Blutzoll schrecklich hoch und viele Menschen und Zwerge blieben verstümmelt oder zerschmettert auf dem Schlachtfeld zurück.

Aber mit dem Tod ihres Häuptlings und dem Erscheinen Halfdans wendete sich das Blatt endgültig zu Gunsten der jüngeren Völker und der letzte Riese fiel unter dem Streithammer des Thains von Karak Barkor. Keines der Ungetüme sollte zur Gänze wieder seine Berge betreten.

Den durchbohrten Kopf des Riesen-Häuptlings ließ Halfdan Steinherz nämlich von dreien der verräterischen Dahir bis zu des Ältesten Höhle schleifen, wohin einige Jäger die Verräter mit angelegten Pfeilen hin trieben. Und sie wurden Zeugen der grauenerregenden Geschehnisse.

Der Älteste der Riesen trat hervor aus seinem Unterschlupf, von der Last der Jahrhunderte gebeugt, und mit steifen Gelenken hob er das Haupt seines Sprösslings auf und erkannte ihn.
Der Schrei des Jammers ob dessen Untergang ließ Steine in der Umgebung herabregnen und die Dahir, die an den Schädel gekettet waren wurden von ihm in Stücke gerissen, ebenso wie Lokayan, der sich davon stehlen wollte und doch von dem rasenden Ältesten gepackt, in Fetzen gerissen und verschlungen wurde. Darauf flohen die Jäger den Ort, aber die Rufe des Ältesten verfolgten sie noch den halben Tag, voll ohnmächtigen Zorn und Jammer.

Die Verteidiger Hohengrunds stellten Wachen auf, falls sich der Älteste von Rache getrieben auf den Weg in den Süden aufmachte und mit Hilfe der Zwerge, die ihres Bündnisses gedachten wurden die schwarzen Türme neu aufgerichtet, stärker als zuvor und beim Ehrenwort des Thains in der Lage, auch dem Zorn der Riesen stand zu halten.

Doch kam nie wieder Kunde von den Riesen aus dem Norden und die Weisen sagen, der Älteste sei von seinem Gram aufgefressen in die Höhlen zurückgekrochen und dort endgültig zu Stein geworden.

Halfdan lebte noch lange Jahre unangefochten als Herr von Hohengrund und er sah die Kinder seiner Kinder aufwachsen, doch zwischen den Sippen der Türme und den Sippen in den Tälern im Osten erwuchs immer wieder Zwist ob bedeutender oder geringer Gründe, und die Last wurde dem großen Krieger im Herbst seines Lebens schwer, er wurde müde zu schlichten und zu trennen.

Da kam Kunde aus dem Osten, jenseits des Meeres wüte ein großes Ungetüm und große Helden seien Gefallen bei dem Wagnis die Bestie zu Fall zu bringen. Die Boten fanden Gehör bei Halfdan, dessen Haar und Bart nun ergraut waren, aber dessen Arme noch längst nicht ihre Kraft eingebüßt hatten. Und so beließ er die Herrschaft bei seinem Erben und sammelte ein Dutzend seiner besten Getreuen und zog hinaus, dem Lauf der Sonne entgegen.

Viele Jahre vergingen, und die Ereignisse Dieser sind eingegangen in viele andere Lieder, hier will nur berichtet werden, dass Halfdan Steinherz eines Tages zurückkehrte in die Heimat, begleitet von nur noch wenigen seiner Getreuen und einigen neuen Gefährten, gezeichnet und verstümmelt von schrecklichen Kämpfen, doch noch immer aufrecht und am Leben.

Und er entließ seine Begleiter, so sie einkehren konnten bei ihren Familien in der Heimat, er aber ritt sehnsüchtig vorraus, um sein Heim, die schwarzen Türme endlich wieder zu erblicken.

Dort empfing ihn der Herr der Feste in stolzem Sinn und dem alten Halfdan stand der Schalk im Nacken, denn prüfen wollte er den Erben seines Erben, den er noch auf dem Arm genommen, als er an der Mutterbrust labte.

Er verweigerte dem Hausherrn seinen Namen und sprach hochmütige Worte, bis der junge Hohengrunder ihn zur Waffe rief um seine Ehre wieder herzustellen und sie fochten.

Es war ein heftiger Kampf und manch Teil der Halle von Hohengrund ging zu bruch, fast fühlte sich Steinherz erinnert an seinen Kampf mit dem Riesen und lachend empfing er eine Wunde nach der anderen, teilte doch ebenso großzügig aus.

Und schließlich geschah es, er war überwunden, da kam des Hausherrn Weib heran und hieß ihn inne halten und Gnade für den Überwundenen zu zeigen. Und seine Mutter stand dabei und rief noch eindringlicher um Einhalt, denn Sie erkannte den Ring an des alten Kriegers großer Faust und begrüßte Steinherz bei seinem Namen.

Da war aller Zwist vergessen und beide Kämpfer standen sich Aug in Aug gegenüber , endlich die Blutsverwandschaft anerkennend. Dies ward der erste und letzte Zweikampf in dem Halfdan unterlag und er war froh, einem würdigen Streiter zu unterliegen, dem er denn auch seine Burg übergeben konnte.

Nur kurz darauf verschied Halfdan Steinherz auf Hohengrund, manche sagen an den Wunden die er bei dem Zweikampf empfing, andere jedoch sagen, er hatte das Ende seines Lebensweges erreicht und als er zurückschaute und sah, dass alles gut war, da sei sein Geist willig hingegangen, wohin die Götter die Menschen nach ihrem Tode entsenden.
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Re: Legenden der Nordmark

Beitrag von Bartek » 27 Apr 2011, 09:50


Ragnavald vom Berendt



Vor langer Zeit begab es sich, so spricht die alte Kunde
Der Fürst vom Berendt ritt zum Fest der Sonnenwende
Geladen von den Herren der schwarzen Türme auf hohem Grund.
Ragnarich vom Vater genannt, stand er mit den Herren des Nordens in treuem Bund.

So ward der Pfad gewählt durch dunkle Wälder und tiefe Täler, sein Geleit war nicht groß.
Denn tückisch sind die Wege des Nordens und hindern den Eilenden zu Ross.

Die Wölfe waren noch reich an Zahl und wachsam im Dunkel der Forste, verwegen im Herzen und gierig nach Blut.
Zu streiten gegen die Söhne des Bären war ihre Lust, fanden Sie die Herren fern ihrer Heimat und Wehr so stieg über alle Maßen ihr Mut.

Kaum ward der Troß entdeckt, schon sammelte sich eine gar zahlreiche Schar und lag auf der Lauer an geeigneter Stelle.
Finster und mondlos ward die gewählte Stunde, da sie sich erhoben und mit Kriegsgeheul über die Reisenden herfielen.

Die Bären, sie fochten tapfer, für jeden Gefallenen forderten sie in Blut gar hohen Zoll, doch waren die Wölfe zu zahlreich und fochten mit rasendem Groll.

Zuletzt stand der Fürst nunmehr allein, gezeichnet vom Streit gegen Feindeshand, von blutigen Rosen geprägt sein Gewand.

Aus seinen Augen glühte der Grimm, doch seine Klinge war rutschig geworden vom Blut, der Stahl wurd gar schwer, der Feind schloss den Kreis und erwartete den Sieg allzu sehr.

So gab ihm der Todesmut neue Kraft den Kreis der Feinde zu brechen. Mit jedem Hieb konnte er einen seiner treuen Gefallenen rächen.

Nackte Furcht ergriff die Herzen der Wölfe, sie sprengten ungehalten davon,
nicht Freund oder Feind achtend erhielten die Letzten in Schande gerechten Lohn

Gar schwere Wunden hatte der Fürst vom Berendt empfangen,
die Zuversicht schwand, an sein Ziel zu gelangen

So beginnt das alte Lied zur Mähr vom Berendt

In alter Zeit, als die hundert Königreiche noch streitbar waren fand eine Sage ihren Ursprung welche Quelle wurde für viele solcherlei Lieder der Barden.





Des Helden Abstammung

Fürst Ragnarich vom Berendt , Erbe der Herren von Westfelde ward geladen zum Feste bei seinen Bundesgenossen vom Hohen Grund. Auf seinem Weg nach Norden wurde seine Gesandschaft von Wylden des Wolfsstammes überfallen und gar blutig war der Kampf.

Zuletzt stand der Fürst allein gegen den Feind und mit Grimm focht er , bereit seinen letzten Atemzug kämpfend zu verwenden. Doch war Thar ihm gewogen und der Führer der Wölfe fiel unter seinen Hieben. Der Rest seiner Meute floh daraufhin in die Schatten des Dickichts.

Fürst Ragnarich ward schwer verwundet und wenn auch nicht gefällt durch Feindeshand, so spürte er seine Kräfte mit jedem Atemzug schwinden.
Doch er empfing Beistand aus unerwarteter Quelle, denn je tiefer er in den dunklen Wald hineintaumelte in dem er sich während des Kampfes verirrt hatte, umso deutlicher hörte er das Lied einer Tochter des Waldes. Diese hatte den tapferen Edelmann auf seinem Weg durch ihren Hain beobachtet, ebenso wie seine Tapferkeit im Angesicht der Feinde. Und so trat sie zu ihm und umfing ihn, als seine Kräfte zu schwinden drohten. In Liebe zu ihm entbrannt gab sie ihm von ihrem Odem und heilte seine schweren Wunden. Auch der Fürst entbrannte in Leidenschaft zu ihr und blieb lange Zeit Gast in ihrem Hain.

Erst als eine weitere Gesandschaft vom Berendt auf der Suche nach ihrem Fürsten die rostigen Waffen und die Überresten der Gefolgschaft fand lichtete sich der Bann der den Fürsten umfangen hatte. Mitten aus dem Unterholz trat er zu ihnen und offenbarte sich gesund und wohlauf. Doch dann brach die Trauer über ihn herein, denn er hatte seine Pflicht vernachlässigt, den Seinen, die zu seiner Verteidigung ihr Leben gegeben hatten eine den Skarden gefällige Ruhestätte zu geben.

Die Suchenden waren erleichtert ihren Fürsten zu sehen und halfen ihm die Pflicht zu erfüllen und sie machten sich auf den Rückweg zum Berend. Des Nachts kam die Tochter des Waldes jedoch wieder zu Ragnarich und flehte ihn an, wieder bei ihr zu verweilen.
Traurigen Herzens widerstand er ihrem Zauber und wappnete sich gegen ihr Flehen und Bitten. Denn sterblich sei er und geschieden die Schicksale von denen, welche die Skarden für sich erwählt hatten und den Kindern des Waldes, die an das Leben der Welt gebunden sind.

Zuletzt beugte die Dame sich seinem Willen und Tränen benetzten den Grund wo sie dahin schritt, doch so sprach sie zum Abschied, dass er für die Frucht seiner Leidenschaft zu sorgen habe, ebenso wie für all die Sterblichen , denen er verpflichtet sei, ob noch atmend oder nimmer.

Die Monde nahmen ihre Bahn und bei Zeiten fand man ein Bündel an der Schwelle des Hauses von Ragnarich. Geknüpft aus zarten, grünen Ranken gab es einem Neugeborenen den nötigen Schutz und der Fürst erkannte in ihm die versprochene Frucht. Als Ehrenmann der er war gab es keine Frage, ob er zu seinen Taten stehen sollte, und so nahm er den Jungen in seine Arme und trug ihn dreimal um das Herdfeuer seines Hauses, so dass es für alle Mitglieder seines Hauses offenkundig sei.
Dann nannte er das Kind Ragnavald und zeigte es seiner Familie.




Die Jugendjahre Ragnavalds

Dies Kind Ragnavald war von guter Gesundheit und wuchs schnell heran. Sein dunkles Haar hatte die Farbe der Schatten tief im Walde und seine Augen trugen das Grün der Blätter im Licht der aufgehenden Sonne. Seine aufkeimende Kraft beeindruckte alle um ihn her, die gleichen Alters ebenso wie die Älteren. Doch war sein Geist ungestüm und er gehorchte selten und wenn dann nur dem Vater selbst.

So schickte der Fürst seinen angenommenen Sohn in den Norden, zu den Herren der schwarzen Türme auf hohem Grund, so er in der Fremde die Tugenden der Ritterschaft lernen möge.

Schwer ward die Zeit für den jungen Ragnavald und nur wenig Freude hatte er an seinem Aufenthalt bei den edlen Herren und ihren steinernen Hallen.

Erst als man ihn in den Dienst des greisen, doch hoch gerühmten Waffenmeisters Arnund stellte wendete sich das Blatt. Die Weisheit seines Alters wusste den jugendlichen Trotz zu umgehen und gab seinem Überschwang den rechten Weg sich zu entfalten.

So lernte Ragnavald die Tugenden des Waffenknechts, wobei sein Herz am meisten dem Schmieden von Waffen zugewandt war. So wurden dem Herren von Hohengrund zu dieser Zeit gar prächtige Klingen von Ragnavalds Hand geschaffen und der alte Groll auf den Ungehorsam aus Kindertagen ward vergessen.

Unter Arnunds Anweisung lernte der heranwachsende Ragnavald seinen Zorn mit Willenstärke zu bezähmen und seine Ziele nicht zu überstürzen, sondern sie mit unbeugsamer Beharrlichkeit zu verfolgen.

In der Waffenführung war ihm schon bald keiner außer dem fürstlichen Oheim ebenbürtig.
Und es trieb ihn zu Taten, so dass er immer öfter in den Streit für die Sache seiner Fürsten zog, auch wenn der erste Flaum des Mannesalters noch nicht sein Gesicht zierte.
Und auf Meister Arnunds Anraten hin hielt ihn auch keiner davon ab, sich an Mannestaten zu beteiligen, war er doch schon in diesem Alter erhaben genug weit betagteren Streitern ins Aug zu blicken.

So trug er mehrere Male dazu bei, den Waffenzwist mit Rivalen im Süden, Osten und Westen zugunsten seines Oheims zu entscheiden. Nur gegen die streitlustigen Zwerge im Norden griff er nicht zur Waffe, denn er erkannte sogleich, dass dieses ruhmreiche Volk mit ihm die gleiche Leidenschaft für die Schmiedekunst teilte, und so wurde er alsbald Freund mit ihren Ersten und lernte hohe Kunst aus ihrem Wissensschatz. Und noch höhere Gunst empfing er denn als einer der wenigen aus der Skarden Schar wurde er als Gast in die tiefen Hallen von Karak Bar´Kor geladen und machte sich dabei einen Namen im Wettstreit mit der Axt und dem Humpen.

So wurde er Freund mit dem Erben des Fürsten der Zwergenstadt tief unter dem Gebirge.
Seite an Seite ritten Sie durch die Lande, wenn die Zwerge Handel trieben und Umgang mit den Fürsten der umliegenden Lande pflegten. Das Ansehen des Helden öffnete so manches Tor für die ansonsten grimmigen und eigenbrötlerischen Zwerge und so hatten beide Geschlechter viel Vorteil davon.


Ragnavald und Tilja

Auf einer dieser Reisen zogen die Ochsenkarren voll beladen daher, denn Savomir , der Fürstensohn von Karak Bar´Kor wollte guten Handel treiben für das Silber der Herren vom Serebran, einem erhabenen Gipfel gelegen gen Sonnenuntergang auf dem Wege zum großen Sternsee, und schon seit vielen Wintern von einem grimmen Geschlecht des Bärenvolkes bewohnt. Ihr Zug kam langsam voran und lockte Räuber an, darunter sogar Riesen, die herabgestiegen waren von den kalten Gipfeln ihrer Berge um Beute zu machen.

Hart war der Kampf, doch die Zwerge bestanden ihn, Seite an Seite mit Ragnavald und seinen Reitern. Die Hämmer der Zwerge fällten die Riesen und die Äxte der Mannen vom Berendt taten gleiches mit den Wölfen, die sich den Riesen angeschlossen hatten. Doch ein glücklicher Hieb der blutig vergehenden Riesen hatte Savomir schwer verwundet und trotz seines prächtigen Harnischs und seines Waffengeschicks stand sein Geist kurz davor in die Hallen seiner Väter aufzubrechen.
In Eile trieb Ragnavald sein treues Roß um seinem Freund Hilfe zukommen zu lassen und brachte ihn in die Hallen vom Serebran. Dort hörte Sigurd, der Fürst des Silberberges von ihrem Schicksal und hatte Mitleid, so dass er seine heilkundige Tochter rufen ließ, Tilja , die weiße Dame vom Serebran, deren Haar so glänzend war wie das göttergefällige Erz aus den Essen ihrer Heimat.
Als Ragnavald sie erblickte war es um sein Herz geschehen, doch zögerte die Dame bei seinem Anblick, gehetzt vom eiligen Ritt, gezeichnet vom Kampf mit den Riesen. Aber seine Fürsorge für den leidenden Freund wendete das Blatt und sie schenkte ihm die Gunst ihres Herzens.

Es dauerte eine Weile bis sich der Fürst des Zwergenvolkes von seiner Wunde erholte und diese Zeit verbrachte Ragnavald soweit ihm gewährt in Tiljas Gesellschaft.
Ihr Vater machte guten Handel mit den Zwergen von Karak Bar´Kor, doch als er des Umgangs seiner Tochter gewahr wurde, da wandte sich sein Sinn gegen seine Gäste.

Denn diese Tochter war ihm mehr wert als alle anderen Dinge, derer er habhaft werden konnte, war sie doch das Ebenbild ihrer verstorbenen Mutter und deren Verlust hatte das Herz des Herren vom Serebran steinhart werden lassen, und nur Tilja hatte noch einen Platz darin.

Als nun Herr Savomir gesundet ward und bereit zum Aufbruch, da aller Handel abgeschlossen, da zögerte Ragnavald nicht länger und von Tiljas Anblick beflügelt trat er zu ihrem Vater und bat um ihre Hand. Er erntete seinen Zorn für diese regen Worte und musste sich einen geringen Sohn aus fernem Hause schimpfen lassen. Nur die Fürsprache der klugen Tilja verhinderte, dass er auf ebenso derbe Art die Beleidigung und hochfahrenden Worte entgegnete.

Zu guter Letzt und doch von Tücke geleitet ließ sich Sigurd vom Serebran auf eine Prüfung ein, denn er sah es dem Helden an, dass er von seinem Herzenswusch nicht einfach ablassen würde. Er sprach von einem tiefen Wald im Süden seiner Ländereien in dem das Unheil sein Unwesen trieb und seine Gesandten in ihren Untergang riß.
Ein Mann der würdig sei, vor ihn zu treten und um die Hand seiner Tochter zu buhlen würde vor der Gefahr nicht zögern.
Da war Ragnavald versöhnt und ohne einen Augenblick zu zögern schwor er, die Gefahr zu beseitigen, was auch immer ihr Quell sei.


Die erste Prüfung des Fürsten

Von Tatendrang beseelt drängte nun auch der Held vom Berendt seine Freunde zum Aufbruch, doch die Dame seines Herzens war voller Sorge um sein Leben. Kurz bevor die Gesellschaft die Hallen vom Serebran verließ trat sie gegen das Gebot ihres Vaters verstoßend an Ragnavalds Lager und sprach von der großen Gefahr, die ihm bevorstünde. Mit Tränen auf den Wangen bat sie ihn auf die Prüfung zu verzichten, da Sie es nicht ertragen könnte für seinen Untergang verantwortlich zu sein, egal wie sehr er ihr die Last abzunehmen wünschte.

Ragnavald antwortete, zumindest könne er sie von der Last ihrer Tränen befreien und trocknete sanft ihre Wangen. Dann gab er ihr ein Versprechen auf die Ehre seines Blutes, dass er zurückkehren würde, ob glorreich oder nicht. Und so schieden Sie von einander.

Der Zug machte einen Umweg nach Süden und in Sichtweite des finsteren Waldes nahm Savomir Abschied von seinem Freund und Retter und als Dank schenkte er Ragnavald ein prächtiges Horn, das die Krieger des alten Volkes von Bal Torgar einst auf ihrer Wacht führten, und dessen Ruf der Sage bis zu den Toren von Karak Bar´Kor zu vernehmen war. Froh werde er sein, wenn die Sage stimmt und der Ruf des Horns auch von hier im tiefen, bewaldeten Süden bis an die starken Tore seiner Heimat dringen würde.
Denn voll düsterer Vorahnung ward Savomir beim Anblick der tiefen Schatten im Wurzelwerk der Bäume und er wünschte dem Waffenbruder, nicht verloren zu gehen in dieser Finsternis, die weder Fackel noch Axt duldete.

Da erstarrte auch vielen der Streiter vom Berend der Mut und nur weniger waren willens ihren Herrn zu begleiten. Doch der lachte nur herzlich und hieß sie alle heimkehren zu Frau und Kind, er würde ihnen folgen, sobald seine Aufgabe erfüllt sei. Und die tapfersten und mutigsten von ihnen machten nach kurzer Fahrt wieder kehrt, nicht gänzlich gewillt ihren Herrn zu verlassen, doch sie lagerten nur am Rande des Waldes und fanden nicht den Mut weiter zu gehen.

Ragnavald wählte den Pfad tief in den Wald, auf welchem die Händler und Botenreiter in den Süden zu gelangen suchten. Und er spähte kundig nach Spuren der geschilderten Überfälle. Lange Zeit fand er nichts und wurde ungeduldig, doch schließlich fand er eine Stelle an der Gewalt ausgeübt worden war, zerbrochene Äste und Tropfen vom Blute fand er im Moos und folgte der Spur. Immer düsterer wurde es unter dem uralten Blätterdach und der dichte, überwucherte Waldboden dämpfte seine Schritte und die Spur ging verloren.
Da machte er halt und nahm das Geschenk des Zwergenfürsten zur Hand. Der Ton den das Horn von sich gab war voll und tragend, und erhob sich über das Blätterdach, so dass ihn jedes Lebewesen in weitem Umkreis vernehmen konnte.

Kurz darauf vernahm Ragnavald einen schwachen Ruf und folgte ihm, bis er einen Mann fand, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an einen Baum kauerte. Der Fremde dankte den Göttern, als er des Helden gewahr wurde und berichtete, dass sein Name Istvan sei und er im Auftrag des Herrn vom Serebran eine Gesandschaft von Händlern nach Süden führen sollte, doch waren Sie von einem riesigen, wilden Ungetüm überfallen worden. Viele seiner Gefährten seien nach wenigen Augenblicken erschlagen worden, die Lasttiere wurden wild und gingen durch, selbst Istvans eigenes Ross geriet in Panik als das Untier ihm eine Wunde zufügte und von dem Blut aufgeschreckt ging es durch und hatte ihn mit sich gerissen, tief in den Wald. Und so war er seit vielen Tagen auf der Suche nach einem Ausweg, immer schwächer werdend.
Ragnavald prüfte seinen Verband aus Moosgeflecht und half ihm aus mit dem Wissen, welches die schöne Tilja ihm vermittelt hatte, er teilte auch seinen Proviant mit dem Fremden so dass er zu Kräften kommen konnte.
Dann bot er Istvan an, ihn sicher in die Heimat zu bringen, nur musste er dafür noch eine Weile ausharren, denn sein Auftrag sei noch nicht erfüllt, und würde doch dazu dienen, die gefallenen Freunde des Streiters vom Serebran zu rächen. Zögernd stimmte der Verwundete zu und folgte dem Helden auf seiner Jagd, er war nicht schwach und fähig mit der Waffe umzugehen, doch der Schrecken des Angriffs durch die Bestie hielt sein Herz fest umklammert.
So kamen Sie gemeinsam auf eine Lichtung tief im Walde, auf der die Geister aus grauer Vorzeit zu tanzen pflegten und Ragnavald spürte es im Herzen, dass sein Feind nahe war.
Und so setzte er zum zweiten Mal das Wachthorn an die Lippen und gab einen Ruf zur Herausforderung damit. Und der Ruf wurde beantwortet, mit einem mächtigen Brüllen.

So fand Sie der alte Grimmbold, König der Bären des Nordens und ein mächtiger Geist dieses Zeitalters. Er stapfte schweren Schrittes auf den Helden zu und in der Mitte der Lichtung erhob er sich zu voller Größe, so dass sein Schatten auf Ragnavald fiel. Bei diesem Anblick verzagte Istvan denn er sah ihren Tod als gekommen und stolperte rücklings in die Bäume.

Ragnavald jedoch blieb eisernen Mutes und staunte über sein Gegenüber. Er grüßte den Meister des Waldes und legte seine mächtige Streitaxt zur Seite, die ihm die Zwerge geschmiedet. Er war gewillt seine Kraft mit Grimmbold zu messen, und keine Klinge sollte dazwischen stehen. Der Alte entgegnete die Herausforderung mit einem mächtigen Brüllen und sie stürzten einander entgegen. Ein mächtiges Ringen entbrannte, doch ein Sieger war nicht gefunden. Des Grimmbold Klauen hinterließen tiefe Furchen und schmerzten den Helden, doch er verzagte nicht, hielt dagegen und erwies sich darin als würdig.
Lange währte ihr Kampf und blutig wäre er geendet, doch gerade als es so aussah als sollte die Entscheidung fallen, da erklang eine holde Stimme auf der Lichtung und hieß die Widersacher innehalten. Noch eher als Ragnavald hörte der alte Grimmbold auf diesen Rat und nahm Abstand.

Da begegnete Ragnavald zum ersten Mal im Leben seiner Mutter von Angesicht zu Angesicht, denn mit einem Mal trat diese Tochter des Waldes zwischen Sie und hieß das Ringen für beendet. Würdig hieß sie die Leistung beider Streiter und so sei der Tod für keinen angemessen. Sie riet ihrem Sohne zuzuhören und berichtete davon wie die Menschen nicht nur den Handelsweg mitten durch den alten Wald geschlagen hatten, sondern auch wilde Hatzjagden auf die Kinder des alten Grimmbold veranstalteten. Und dies war dann auch der Grund , dass Grimmbold seine Jagd auf die Menschen eröffnet hatte.
Da schwor Ragnavald, dass die Jagden ein Ende hätten und dass die Menschen dem König des Waldes den nötigen Respekt zollen würden, woraufhin der alte Grimmbold zufrieden war und abzog.
Die Tochter des Waldes versorgte daraufhin die Wunden ihres Sohnes, den Sie schon lange aus dem Herzen ihrer Heimat heraus beobachtete und sprach warnende Worte bezüglich des Fürsten vom Serebran, denn sein Herz sei aus Eis und nur Hader stünde demjenigen bevor, der ihm trotze. Doch sah sie sogleich die Liebe im Herzen des Helden und wusste, dass kein Rat dagegen gefeit sei. Also verabschiedete sie sich mit dem Versprechen, ihr Kind zu schützen und ihm beizustehen, so die Gefahr zu groß werden sollte, denn durch seinen Vater kannte sie die Liebe und wollte nicht dulden, dass er verzagen müsse, wie es ihr selbst geschehen.

Dann weckte Ragnavald Istvan aus einem Bann den seine Mutter über den Recken vom Serebran gelegt hatte um ihre Gegenwart zu verschleiern und berichtete ihm wie der Kampf ausgegangen war, nur berichtete er nichts vom Eingreifen der Tochter des Waldes.
Istvan staunte darüber und erst recht über die Narben von Grimmbolds Klauen, die der Held nun als Zeichen der bestandenen Prüfung stolz trug, anders als Istvan der vom Angriff des Bären entstellt worden war.

Gemeinsam fanden Sie den Handelspfad wieder und vom Rande des Waldes stieß Ragnavald wieder in das Horn zum Abschied an den alten Grimmbold und zugleich um seinen treuen Gefährten zu zeigen, dass er zurück sei. Sie alle jubelten bei seinem Anblick und staunten über die Geschichte, welche er auf dem Rückweg zum Serebran zu berichten hatte.

Die gleiche Geschichte trug er dann in der Halle des Fürsten Sigurt vor, im Herzen des Serebran, des Silberberges. Der Fürst war nicht gänzlich überzeugt, denn im Herzen hatte er gehofft, den Helden nicht wiederzusehen, und wenn doch, dann wenigstens mit dem Kopf der Bestie auf einem Spieß, und um beide Hoffnungen ward er nun beraubt. Doch der gesundete Istvan trat vor, als einer seiner stärksten Hauptleute Respekt genießend und sprach zugunsten des Helden, dankbar für seine Rettung und seinen Kampf und die gewaltige Kraft des Helden bezeugend, nachweisend dass sie den Wald nun unbeschadet verlassen hatten.
So machte sich Zustimmung breit und mit zartesten Worten sprach auch die Fürstentochter zu Ragnavalds Gunsten, so dass der Fürst einlenken musste. Also forderte Ragnavald damit sein Recht ein, um die schöne Tilja werben zu dürfen.

Und dies traf den eben noch dankbaren Istvan wie ein Stich, denn er selbst begehrte die Tochter des Fürsten seit Jugendtagen, nur wusste er um den unbeugsamen Sinn seines Herren diesbezüglich und hatte keine Hoffnung oder den Mut gehabt selbst um Sie zu werben. Umso mehr war er über den jetzigen Sinneswandel des Fürsten erschüttert.

Die Brautgaben

Es wurde ein fröhliches Fest gefeiert, doch Sigurt verließ es früh und begab sich in seine tiefsten Hallen um über die Dinge nachzubrüten. Und als die Tage dahingingen und sich seine Tochter mit dem Helden verlobte da hatte er die nötige Eingebung und willigte ein.
Doch, so sprach er, würde er seine Tochter, sein ein und alles dem gewöhnlichen Manne nicht um alles Silber im Herzen des Serebran hergeben. Diesem Helden vom Berendt sei es jedoch ein würdiger Preis als Gabe an den Brautvater, so er ihn denn heranzuschaffen vermöge. Und alle die das hörten waren bestürzt und erschüttert, denn die Silberadern des Serebran waren reich über alle Maßen und würden für all zu viele Jahre Arbeit bedeuten. Dann sprach der Fürst von einer Hochzeitsgabe an die Mutter der Braut, und die Anwesenden fürchteten sich und flüsterten untereinander, denn es sollte Unglück bringen, das Gedenken an die Toten zu einem solchen Fest anzurufen. Er erzählte von einem prächtigen Gürtel, den er seiner Dame einst selbst als Brautgeschenk gebracht hatte, aus Silber geknüpft und gekrönt mit Gemmen von meisterlicher Zwergenhand geschliffen. Diesen Gürtel hatten aber die Trolle des alten Moores auf einem ihrer Raubzüge erbeutet, als sie in frecher Unverfrorenheit die Grabhügel des Fürstenhauses schändeten. Dies sei das Geschenk, das des Fürsten Tochter in Vertretung ihrer Mutter annehmen sollte.

Da war den meisten im Saale klar, was des Fürsten Absicht war, doch so grimmig erschien Fürst Sigurt in dieser Stunde, das sich keine Stimme zum Widerspruch zu erheben wagte.
Doch Ragnavald ließ sich nicht entmutigen und willigte erneut ein, doch diesmal nicht mit dem gleichen Überschwang der leichtisinnigen Jugend. Ihm war klar , dass er für diese Prüfungen Hilfe brauchen würde und lange saß er mit seiner Angebeteten und den Freunden zu Rate, wie sie die gestellten Aufgaben erfüllen mochten, ehe des Alters Last oder des Todes Griff ihre Sehnsucht zum Schweigen gebracht haben mochte. In diesem Rate zermarterten sich alle das Herz und den Sinn , doch einer ganz besonders. Denn obwohl aus Verpflichtung und Neigung an der Seite des Helden geblieben, so konnte Istvan dem Recken vom Berend doch die Zuneigung der über alles schönen Tilja doch nicht gönnen. Und so sprach er nur halbherzig im Rate.

Schließlich ward es beschlossen die Aufgaben des Fürsten zu wagen, doch um das Siber des Serebran zu erbringen würden Sie zahlreicher Hände Hilfe bedürfen und für eine solch große Aufgabe würde es der besten Bergleute bedürfen, die jemals im Herzen der Berge gewirkt haben. Und da war dem Helden klar wessen Hilfe Sie bedurften.

Kalt war der Abschied des Vaters von der Tochter, die darauf bestand ihren Verlobten zu den Zwergen von Karak Bar´Kor zu begleiten. Dagegen herzlich war das Willkommen, welches ihnen der Fürst der Zwergenstadt bereiten ließ, nachdem sich die Rettung seines Sohnes und die Heldentat des Ragnavald herumgesprochen hatten. Um so sorgenvoller war die Miene des ergrauten Fürsten, als sie ihm in kleinem Kreise von den Aufgaben des Herrn vom Serebran berichteten. Ragnavald befürchtete bereits, dass die Herren des Steins ablehnen würden, doch da fand er Beistand aus dem Munde Savomirs, der den Vater beim Stolz packte und darüber sprach, dass selten in der Vergangenheit ihr Volk vor solche einer Aufgabe gestanden habe. Und dass das Leben seines Erstgeborenen wohl wahrlich einen solchen Freundschaftsdienst würdig sei. Da klatschte auch der Fürst in die knorrigen, aber starken Hände und es ward ausgerufen auf dem großen Platz von Karak Bar´Kor dass sich jeder fähige Zwerg einfinden möge für die große Aufgabe ihrer Zeit um dem Helden vom Berendt beizustehen.
Und abgesehen von den zu jungen und zu kranken sowie der eisernen Garde des Fürsten ward jedes stolze Mitglied des Zwergenvolkes bereit sich zu beteiligen.

Ihr Zug zurück in den Süden war langwierig, doch alleine ihre Zahl schreckte jede Gefahr ab, so dass sie gut vorankamen und der grollende Gesang in der Zwergensprache erfüllte die Täler und Wälder auf den Handelspfaden.

Von weitem hörte man den Zug der Zwerge auch am Serebran nahen. Wie ein fernes Gewitter rollte der Gesang der Zwerge heran und das Stampfen ihrer Stiefel ließen den Met im Humpen des Fürsten Sigurd beben. Mit Schrecken eilte er an das höchste Fenster seiner Hallen und vernahm die große Schar des bärtigen Volkes mit Grausen. Ihnen voran ritten die Boten vom Berendt und kündeten dem Brauch gehorchend vom Nahen ihres Edlen und seiner Verbündeten.

Eingeschüchtert trat Fürst Sigurt vor Savomir und die seinen und entbot seinen Gruß, Gastfreundschaft heuchelnd dem Geliebten seiner Tochert, welchem diese ihre Hand darreichte als Zeichen ihrer Verbundenheit.

Die Zwerge gingen sogleich unermüdlich ans Werk und es wurden mit ihren nimmer müden Äxten Quartiere errichtet und die Stollen sanken wie von Zauberhand in die Tiefe, bis sie tief genug wurden um Sie als Schlafgemächer für die Arbeiter zu nutzen.
Beständig rollten die Lohren aus den Stollen mit dem kostbaren Erz heran und in den Schmelzöfen wurde immer mehr und mehr Silber zu Barren gegossen, bis die Schatzkammer des Herrn Sigurt zu bersten drohte. Doch damit war der Schwur nicht erfüllt und die Erzadern des Serebran nicht ausgebeutet. Also gruben die Baumeister der Zwerge weitere Schatzkammern für den Herrn vom Serebran und auch diese waren bald überfüllt.
Doch nun wurde die Lage schwierig denn mit der Zeit schwand der Proviant den die Zwerge mit sich geführt hatten und die Kraft ihrer Arbeiter ging zur Neige. Die Aufgabe schien selbst für die besten Bergleute unter dem Berg nicht zu bewältigen. In wenigen Tagen würden sie gezwungen sein die Arbeiten abzubrechen, denn der Fürst Sigurt in seiner Tücke ließ heimlich viele Vorräte fortschaffen und einige Herden weit in die Berge treiben, so dass seine eigenen Mittel begrenzt zu sein schienen, und er so die große Zahl der Gäste nicht länger versorgen könnte.

Eines Abends trat Savomir zu Ragnavald und berichtete ihm von dieser misslichen Lage. Der Held war nicht gewillt aufzugeben, und hatte all die Zeit als leuchtendes Vorbild unter Anweisung des Fürstensohns an den meisten Stollen gearbeitet und mit seiner gewaltigen Kraft unmögliches geschafft und doch war es nicht genug. Bitteren Herzens nahm er den Rat des Zwergen an und berichtete seiner Geliebten davon. Sie sprachen lange darüber an einem erhöhten Platz auf dem Berge und ließen die Sterne über sich leuchten. Ebenso unerreichbar wie ihr beider Wunsch, des Brautvaters Geschenk zu vollbringen schien ihnen nun die Aufgabe zu sein, so große Reichtümer sie bisher auch gefördert hatten.

Als alle Worte gesagt waren schlief Tilja in den Armen Ragnavalds ein, doch diesem war kein Schlaf vergönnt. Er hielt seine Geliebte fest und wünschte sich sehnlichst und aus tiefstem Grunde eine Lösung herbei, doch es schien so dass Sie noch ewig hier arbeiten würden oder bis der Fürst die tapferen und treuen Zwerge des Landes verwies, da sie die Menschen des Serebran bald an den Rand einer Hungersnot führen würden.

Da erklang ein leises Lied in seinen Ohren, zunächst nur undeutlich und doch allgegenwärtig wie ein Windhauch und dann immer stärker werdend bis er ihm folgen konnte, Tilja zuvor in seinen Mantel hüllend.

Er ging weit in den Berg einer Bresche folgend, welche die Zwerge nutzten um tief vorzudringen und fand an ihrem Ende eine unterirdische Quelle von silbernem Wasser und darin sang das Ebenbild seiner Mutter eine bezaubernde Weise für ihn und erfreut trat er zu ihr. Die Dame des Waldes grüßte ihr Kind und sprach aus dem Rauschen der Quelle davon, dass sie seiner Hände Werk beobachtet und seine Not gespürt hatte.
Sie sprach zu ihm von dem Band dass ihn und seine Geliebte schon jetzt verbinde und dass kein Brauch der Menschen von Nöten sei um dieses Band zu bestätigen, aber so sei nun der Menschen los, dass sie gekettet seien an Regeln und Gesetze die nur vor ihnen selbst Bestand hätten. Und so sei sie gewillt, diesem Bund ihren Segen zu geben und hätte lange mit dem Geist des Berges gestritten, dem bärtigen Volk zu erlauben, seinen Schatz preis zu geben.
Hierfür hatte sie Ragnavald zu sich an diese Quelle gerufen, denn deren Trunk werde die Ermattung der Bergleute vertreiben und ihnen frische Kraft verleihen.

Sie bat ihren Sohn sich selbst zu erfrischen und dann die schöne Träumerin in seinen Armen zu bergen und zur Quelle zu bringen. Dies tat Ragnavald und er war selbst voll staunens, wie leicht ihm der Weg fiel, wie erfrischt er durch die Quelle ward. Zurück mit Tilja versprach die Herrin des Waldes der weißen Dame im Traume Wissen zu weisen , wie sie von den Gaben der umliegenden Wälder neue Nahrung zu schöpfen vermochten, ohne das ohnehin schwindende Leben darin zu mindern.

Doch der Preis für all dies sei nicht gering. Der Geist des Berges grollte dem Blute, welches seinen Leib und sein Herzblut als sein eigen beansprucht. Und so werde sich der Berg am Ende alle diejenigen aneignen , die in Gier nach seinen Schätzen trachten.
Da versuchte Ragnavald seine Freunde aus Karak Bar´Kor und seine Geliebte zu verteidigen, doch die Mutter widersprach, denn die Zwerge handelten aus Treue und Freundschaft und die weiße Dame solle aufgrund ihrer Liebe zu Ragnavald gezählt sein zu jenen vom Berendt, so sich ihr Streben zum guten Ziele wenden sollte, aber über die Männer vom Serebran sei das Urteil gefällt, selbst wenn es sich nicht in Bälde erfüllen sollte.

Gleich am nächsten Morgen eilte Ragnavald zu den Zwergen um ihnen von der Quelle zu berichten, während Tilja mit ihren Dienern auszog um Knollen aus der Erde Schoß zu sammeln die schon bald dazu dienten um ihre Freunde und Helfer wohl zu versorgen.

Beschwingt von der Quelle und gestärkt von den unerwarteten Gaben ging die Arbeit wieder voran und nach nur wenigen Umläufen des Mondes war das unglaubliche Werk vollbracht. Bis zu den tiefsten Adern wurde das kostbare Erz des Serebran geerntet und dem Fürsten Sigurt in seinen Schatzkammern zur Verfügung gegeben.

Ungläubig empfing der Fürst die Gabe und vor den grimmigen Augen des Zwergenvolkes erkannte er die Gabe an den Brautvater als erfüllt an. Groß war die Freude und der Stolz der Schar und sie feierten ein rauschendes Fest, bevor Savomir die Seinen wieder nach Norden in die Heimat führte. Schon auf ihrem Wege rühmten die Barden die glorreiche Arbeit, welche hier geleistet wurde.

Währenddessen saß der Fürst vom Serebran tief in seinen Hallen, in den über alle Maße gefüllten Schatzkammern und für eine Weile ward er es zufrieden, sich von dem Glanz des edlen Metalls blenden zu lassen und zufrieden damit zu sein.
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Re: Legenden der Nordmark

Beitrag von Bartek » 27 Apr 2011, 09:51


Der Tanz mit den Trollen

Doch Ragnavald war nicht müßig, die zweite Aufgabe stand ihm noch bevor, er konnte nicht ruhen, bevor auch diese erfüllt war. Und so trennten sich Savomirs und seine Wege, denn die Trollsümpfe lagen dem Sonnenlauf zugewandt, während die Zwergenheimat in den hohen Gipfeln des Nordens lag. Zum Abschied gab der Fürstensohn dem Freund vom Berendt einen Ratschlag die Trolle betreffend. Denn einst hatten die Zwerge ihre eigenen Schlachten mit dem schrecklichen Geschlecht der entarteten Trolle zu schlagen gehabt und so hatten sie manche Kunde darüber. Obwohl die Männer vom Berendt ihre Landesgrenze mit den Trollsümpfen teilten gab es nicht viel Kunde über das menschenfressende Volk in ihren Hallen und so wollte Savomir vermeiden, dass sein Freund blind in die Gefahr lief. Er gab ihm eine Messingflasche mit einem klebrigen Öl gefüllt als Abschiedsgeschenk und berichtete, dass die Krieger seines Volkes dies früher auf ihre Waffen strichen und entzündeten, um die große Heilkraft der Trollkörper zu bannen. Er warnte jedoch davor, dass es nicht allzu viel sei und der Einsatz wohl gewählt sein müsse.
Auch sei der Hort der grausigen Feinde schwer zu finden in den Sümpfen, die sie Heim nannten. Denn die Trolle waren Meister der Tarnung und Hinterlist und wussten ihre Hallen wohl zu verbergen. Doch sei das Trollblut der Schlüssel um den Weg zu finden, denn es sei so stark und an seine Sippe gebunden, dass es vergossen immer der Heimat zustrebte.

Ragnavald dankte Savomir für diese weisen Ratschläge und wünschte ihm eine glorreiche Rückkehr. Auch erneuerte er den Bund mit dem Freund vor allen versammelten und versprach ihm bei allen seinen zukünftigen Mühen und Fehden beizustehen, und auch Savomir stimmte dem Schwur zu.

Nach einer kurzen Nacht der Ruhe ließ Ragnavald sein Pferd bereiten und verabschiedete sich von Tilja. Auch diesmal war ihr Antlitz von Sorge überschattet, doch sie ließ sich von Zuversicht leiten, da ihr Geliebter schon zwei Mal bewiesen hatte, dass er in der Lage war unüberwindbar scheinende Widrigkeiten zu meistern und so wünschte sie ihm eine baldige Rückkehr und das Glück des Tapferen.

Die Wege nach Süden waren dem Helden vom Berendt wohl vertraut und so kam er gut voran. In einem Wehranger an der Grenze zum Marschland ließ er sein Pferd zurück und holte letzten Rat ein, bevor er mit der Zwergenaxt bewehrt und dem Ringhemt gewappnet den Weg fortsetzte.

Die Trollsümpfe waren schon immer ein gefährlicher und finsterer Ort, und alle Mühe der Völker, sie zurückzudrängen war vergeblich, auch war es nie gänzlich gelungen seine gewalttätigen Einwohner zu bannen. Kaum ein geringerer Mann wagte sich alleine dorthin, auch nicht auf den wenigen, festeren Pfaden. Ragnavald jedoch scheute weder Mühe noch Gefahr und begab sich tief hinein ins Herz des Sumpfes.
So dauerte es nicht lange bis er in große Gefahr geriet. Während des mühsamen Weges war er stehts bemüht wachsam zu bleiben um nicht in einen Hinterhalt zu geraten, doch geriet er an einer unwegsamen Stelle schwer in Bedrängnis und wäre beinahe versunken.

Er entledigte sich eines Teils seiner Habe und verbarg sie im Herzen eines uralten Baumstumpfes der wie ein verdrehtes Denkmal die sonstige Umgebung überragte. Nur noch in Leinen gehüllt und die Axt auf dem Rücken geschnallt wollte er weitergehen, da erbebte plötzlich der Sumpf vor seinen Augen und ein riesiger Troll schnellte hervor, die Gelegenheit witternd. Er hatte jedoch mit der Kraft des Helden nicht gerechnet, der das grüne, warzige Ungetüm im Sprunge packte und gegen den Baum schleuderte.

Dabei ging ihm die Axt abhanden also zerrte er an einem der klobigen Äste und riss ihn krachend herab um ihn daraufhin als Keule zu benutzen und dem Troll die Knochen im Leibe zu zermalmen. Es war klar, dass jener sich wieder erheben würde, doch solange er ohnmächtig war wollte der Held seinen Vorteil nutzen.

Er barg seine Axt bevor sie im Sumpf versank und eilte zurück zu dem Versteck um einen Lederschlauch für das Trollblut zu holen. Doch als er sich umwandte da tropfte ihm der Geifer des Trolls aus dem zerschmetterten Kiefer auf die Stiefel, denn das Ungetüm hatte sich am Baum emporgehieft und war bereits wieder genügend erholt um seine Klauen tief in sein Fleisch zu stoßen. Die Pein war schrecklic, doch diesmal hatte Ragnavald seine treue Axt zur Hand und mit einem wütenden Aufschrei spaltete er den hässlichen Kopf bis zur knotigen Brust.

Zielstrebig verdrängte er den Schmerz der empfangenen Wunde und schöpfte von dem verschütteten Blut, welches schwarz war wie Teer. Dann nahm er das Zwergenöl und verbrannte damit die abscheuliche Gestalt. Doch dann schwand ihm die Kraft, die Wunde war schlimm und allein würde er sie nicht versorgen können. Die blutigen Hände suchten Halt und fanden diesen am Stamm des alten Baumes. Doch kaum hatte er die Rinde mit seinem Herzblut benetzt da geschah etwas Unerwartetes. Der Baum erbebte und begann aufzublühen.
Und aus einer großen Blüte die zwischen seinen Wurzeln erhob sich die Gestalt von Ragnavalds Mutter und sie fing ihr Kind in ihren Armen. Sie heilte die Wunde mit ihrer Kunst und sprach tröstliche Worte, während sie die Pein ihres Sohnes linderte.

Sie warnte ihn, die Trolle im eigenen Bau nicht zu unterschätzen, denn dieser Sumpf sei ihr Heim und sie würden es erbittert verteidigen, so wie auch die Mauern der Menschen nicht leicht zu erstürmen seien, solange sie tapfer verteidigt würden.

Sie nahm den Beutel mit dem schwarzen Blut, bot ihre Macht auf und benetzte die Stirn Rangavalds mit dem eklen Saft. Sogleich verwandelte sich seine Gestalt, wuchs und schwand und gewann an Abscheu, wo der Held selbst ein Abbild der Tugenden des Menschenvolkes war. So nahm Ragnavald vom Berendt die Gestalt eines Trolls an und war schrecklich anzuschauen, da sich seine Kraft in seinem neuen Abbild widerspiegelte. Mit mächtigen Schultern und dicken Pranken, das spröde Haar fiel den Rücken herab und mächtige Hauer prangten ihm aus dem Kiefer hervor unter der mächtigen Stirn. Mit Leichtigkeit hob er nun den Ast mit dem er seinen Widersacher erschlagen hatte und schwang die Keule mit grollendem Lachen umher. Seine Mutter durchschaute den Zauber und war zufrieden ob des Werkes, welches die Aufgabe nun weit erfüllbarer machte. Doch weiter den Trollhöhlen entgegen konnte Sie ihm nicht folgen, da dort andere Mächte walteten und ihr den Zugang verboten. Voll Dankes war Ragnavald der Abschied schwer gefallen doch dann machte er sich auf, und er staunte über die Leichtigkeit seines Weges, denn nun sah er den Sumpf mit anderen Augen und überwand schwierige Stellen die sonst unmöglich für ihn zu passieren gewesen wären. Das Blut aus dem Beutel zeigte ihm den Weg doch er eilte sich, da es immer schwieriger zu nutzen wurde. Die große Heilkraft der Trolle machte es klumpig und zäh.

Schließlich stieg ihm ein seltsamer Geruch in die Nase und er hielt inne. Es waren Wächter in der Nähe und so ließ er ein lauters Brüllen erschallen, als Zeichen der Herausforderung.
Da kamen sie herbei, aus ungesehenen Schlupfwinkeln und knurrten ihn an.

Für ihn waren dies hohle Gebärden, da er die anderen Trolle um Haupteslänge überragte. Dank des Zaubers der Herrin des Waldes verstand er ihr Knurren und Bellen und dass sie ihn Sha`Grat, den großen Baum nannten, ob der Keule, welche er geschultert hatte. Und diesen Namen behielt er bei. Die Wächter führten ihn ins Herz des Sumpfes, wo jenseits stinkender Tümpel und tödlicher Moore, dicht bewachsen und von faulem Grün überwuchtert Höhlen ins Erdreich führten. So betrat Ragnavald als erster Lebender vom Menschenvolke unbeschadet das Reich der Trolle. Sie führten ihn tief hinein in ihren Bau, wo mit scharfen Klauen gegrabene Gänge natürliche Höhlen miteinander verbanden. Am Ende kam er in eine große Höhle die von stinkenden Torffeuern beleuchtet wurde und die Trolle nannten es ihre Königshalle. Auf erhobenem Platze saß dort ein großes Weibsbild wie es nur Trolle prächtig nennen konnten und um ihre Hüften entdeckte Ragnavald den gesuchten Schatz, einen Gürtel aus silber mit edlen Steinen besetzt, welche das schwache Licht aufsogen und wiedergaben.
Ein fettes Ungetüm von Troll saß neben der Königin und es erkannte Ragnavalds Begehren, doch er missverstand den Blick des Neuankömmlings. Der Gatte der Königin erhob sich schwerfällig und bellte eine Herausforderung, sich zu bekennen und zu unterwerfen.

Da rief Sha´Grat seinen Namen und schwang die Keule über den Kopf als Zeichen, dass er der neue Gatte der Trollkönigin werden wolle. Tief grollend lachte der Gatte darüber, die Herausforderung verkennend. Er griff neben den Thron und zog ein schartiges Großschwert hervor, das er mit einer Hand schwingen konnte. Die Klinge hatte vor Ewigkeiten das letzte Mal einen Schleifstein gesehen und war von Rost zerfressen, doch war sie nicht brüchig, denn geschickte Handwerker hatten sie wohl einst für einen Fürsten der Menschen geschmiedet.

Der fette Troll hatte damit gewiß viele Bewerber verstümmelt, die sich ihm nicht unterwerfen wollten. Und so begann ein heißer Kampf, denn trotz seiner Gestalt war der Fette ein gewiefter Kämpfer, aber er unterschätzte Sha´Grats Geschick und seine Kraft mit der Keule. Lange ging es hin und her und die halbe Königshalle ging während des Kampfes zu Bruche, doch schließlich zerschmetterte die Keule Sha´Grats den Arm des Gegners und dann die Stirn.
Da er noch nicht überwunden war packte der Held daraufhin den Troll und zerrte ihn zu einem Torffeuer, wo er seinen Kopf hineindrückte, bis die Haut unrettbar versengt war.

Da erhob sich die Königin und klatschte einmal laut in die Hände. Dann ließ sie ein gurrendes Lachen folgen und hieß Sha´Grat einen guten Gatten, da er schon für das Festmahl zu ehren seines Sieges gesorgt hätte. Und so stürzten sich die umstehenden Trolle auf den Verliere und rissen ihn in Stücke.

Ragnavald musste schwer mit sich kämpfen um die Abscheu vor diesem Gebaren zu verbergen. Er wappnete sein Herz und dachte daran, dass er dies alles für die Liebe seines Lebens tat, und so wandte er sich der Königin zu und trat an ihre Seite um den erstrittenen Platz einzunehmen. Immer mehr Trolle strömten heran und brachten Schläuche mit einem brennenden Gesöff herbei welches Sie wie Wasser tranken und das schwarz gebrannte Fleisch verschiedener Geschöpfe, die das Pech hatten in die Fänge des eklen Volkes geraten zu sein. Ragnavald schnappte sich eilig etwas, dass er als die Haxe eines Ebers erkannte und kaute darauf herum solange die Feier dauerte. Bis ins Morgengrauen dauerte es bis auch der letzte Troll besinnungslos zusammengesunken war.

Da erhob sich Ragnavald von seinem Lager an der Seite der Trollkönigin und befreite sie von dem silbernen Brautgurt derer vom Serebran. So leise es ihm in seiner Gestalt möglich war schlich er durch die Höhlen und folgte der frischer werdenden Luft nach draußen, wo der Morgen schon anbrach. Die Wachen draußen begrüßten ihren König und beugten ihr Haupt.

Da ließ Sha´Grat die Keule herabfahren und warf die besinnungslosen Wachen mit einem Stein beschwert in ein tiefes Sumpfloch um seine Flucht zu verbergen, solange wie möglich.
Stunden vergingen, bis sich die betrunkenen Trolle in ihren Höhlen erhoben, doch als Sie des Betrugs gewahr wurden, da erhob sich lautes Geschrei von Zorn und ließ die Höhlen erbeben.
Doch da war Ragnavald schon weit fort und erreichte die immer noch blühende Eiche, die sich so farbenfroh von dem um sie herum wabernden Morast abhob. Mit jedem Schritt ihr entgegen veränderte sich des Helden Gestalt und er schien zu schrumpfen, als die Gabe der Herrin des Waldes von ihm abfiel. Dankbar pries er seine Mutter und jubelte ob der erfüllten Aufgabe. Er barg seine Habe und schnallte die Axt wieder um, dann reinigte er den silbernen Gürtel vom Schmutz der Trollhöhlen an einer Quelle und verließ erleichterten Herzens die Sümpfe.

Jeden Tag harrte die schöne Tilja am höchsten Fenster der Hallen vom Serebran und ließ den Blick gen Sonnenlauf walten, auf der Suche nach der geliebten Gestalt Ragnavalds. Und jeden Tag sorgte Istvan für sie, wie ihm Ragnavald als Freundschaftsdienst aufgetragen hatte. Doch stieg in ihm jeden dieser Tage auch die Hoffnung, die Gestalt des Helden nicht wieder zu sehen, da er Tilja mit jeder Stunde noch mehr für sich selbst begehrte.
Und bald begann er mit sanften Worten ihr abzuraten, von dem zehrenden Sehnen. Er machte sich in der Tat große Sorge um sie, da sie zu wenig um ihr leibliches Wohl besorgt war in all dieser Zeit und die Mühe des Herzens wohl abzulesen war in ihrem Antlitz.

Doch anstatt auf ihn zu hören forderte Tilja den Freund aus Jugendtagen auf, sie nicht weiter zu bedrängen. Sie würde ihre Wacht erst aufgeben, wenn man ihr den Leichnahm des Geliebten brächte. Und wenn Istvan so wahrlich um sie besorgt sei, dann solle er aufbrechen in die Sümpfe und den Leichnahm des Helden bergen, so er dazu mutig genug sei.

Da war Istvan verdrossen und wusste nichts zu entgegnen. Doch mit jedem folgenden Tag dachte er darüber nach, wie er den Wunsch der weißen Dame vom Serebran erfüllen könne, ohne die Gefahr auf sich nehmen zu müssen.

Doch noch bevor ihm eine List einfallen konnte erklang eines Morgens das Wachthorn von Bar´Kor auf der Straße zum Serebran und Tiljas Jauchzen hallte durch die Hallen, denn es war Ragnavalds Ruf, den er erschallen ließ zum Zeichen des Sieges. Schon war der Held von weitem erkennbar auf dem Reiterpfad.

Über alle Maßen glücklich war das Wiedersehen der Liebenden und das Volk jubelte dem Helden zu, entgegen dem Wunsche des Fürsten, der nur noch selten unter den Seinen gesehen wurde, und lieber in seinen tiefsten Hallen brütete, umgeben von seinem Reichtum. Dieser wurde ihm in diesem Moment vergärt, da auch die zweite Prüfung bestanden und sein eigentliches Ziel, der Tod des Mannes vom Berendt nicht vollbracht war.

Nun gab es kein Mittel mehr, die Verbindung zwischen seiner Tochter und dem Emporkömmling zu verhindern, denn nicht nur die Götter waren auf seiner Seite, auch das Volk sprach nun offen gegen den Fürsten, wann immer er einen Einwand aussprach.
Schließlich überreichte Ragnavald dem Sigurt vom Serebran den Silberenen Brautgurt seines Weibes als Brautgabe und der Tag der Trauung wurde bestimmt.

Und es kamen die Herren vom hohen Grund, ebenso die Fürsten der Zwerge. Und viele edle Gäste aus der ganzen Mark. Und Savomir vom Volk unter den Bergen wurde als Schwurhüter des Paares benannt.
Als letzten Trotz versagte Sigurt seiner Tochter unter Vorwand die Hallen des Serebran für den Eidspruch, doch Ragnavald wollte keinen Zwist auf seine Verbindung herabrufen und so sammelte sich die Gemeinschaft in einem Hain in Sichtweite des Serebran um dem Brautvater den Blick auf die Feier nicht zu rauben. An jenem Tage im lichten Frühling nahm Ragnavald die schöne Tilja zur Frau und gemeinsam brachen Sie auf in die Hallen am Berendt, in denen sie von diesem Tage an als Mann und Frau lebten.

Viele Jahre vergingen und Tilja schenkte zwei prächtigen Söhnen das Leben. Ragnamir war der Erstgeborene und Gerovald folgte ihm im zweiten Frühling darauf. Es waren gute Jahre voller Glück und Wohlergehen, aber auch von Tapferkeit und Heldenmut, denn Ragnavald hielt Wort und stand den Zwergen bei gegen ihre Feinde an den östlichen Grenzen der Mark.

Auch zog er Seite an Seite mit seinen tapferen Söhnen, die von der Kraft und Tugend des Vaters geerbt hatten gegen die Trolle im Süden, die bittere Rache schworen für die Taten des Fürsten vom Berendt, der Ragnavald nun war und man focht schreckliche Schlachten, die teuer erkämpft waren und doch siegreich ausgingen.

Eines Tages nach vielen Jahren des Schweigens erschien eine Gesandschaft vom Serebran an der Türschwelle der Hallen vom Berendt und Istvan begrüßte die weiße Dame mit freudigem Worte. Er brachte Kunde von ihrem Vater der immer mehr der Einsamkeit anheim fiel und sich abschottete in seinen fürstlichen Schatzkammern, all diejenigen verfluchend, die sich dem Helden Ragnavald zugewandt hatten. So sei denn auch Istvan, der Erste seiner Garde von ihm verbannt worden, da er im Sinne der Tochter und des angetrauten Sohnes gesprochen hatte. So nahm also Fürst Ragnavald Istvan unter seinem Dach auf und gab ihm den ersten Platz unter den Getreuen der Garde.

Damit nahm das Unglück seinen Lauf. Denn Fürst Sigurt war in all der Zeit dem Wahn verfallen und schmiedete nun endgültig am Untergang des Hauses vom Berendt.

Er sandte Boten nach allen Himmelsrichtungen um all jene zu rufen die für schnöden Lohn bereit waren Blut zu vergießen und so fand sich in seinen Hallen zahlreiches Gesindel, welches sich Kriegsherr und Hetman nannte. Ihnen allen versprach er Lohn in höchstem Übermaß, und führte sie in die Schatzkammern des Serebran um zu beweisen, dass er fähig sei sein Wort zu halten. Die Hälfte des Schatzes versprach er, unter ihnen aufzuteilen, doch die andrere Hälfte sei einem anderen Zwecke zugedacht, so sprach er sie nicht beachtend vor sich hin in seinem Wahn.
Dann schmiedeten sie einen Schlachtplan und zogen fort um die Vorbereitungen für den Krieg zu treffen. Zugleich verließ auch der Fürst seinen Sitz und ritt heimlich nach Süden, vorbei an den Pfaden der Menschen, bis die Sümpfe des Südens in Sicht waren.

Ohne zögern schritt er aus und ein dunkles Schicksal trieb ihn voran bis er den Trollen anheim fiel, doch so gewaltig war er in seinem Zorn und Wahn, dass ihn die Wächter nicht aufhalten konnten und da er sich der Bardenlieder über Ragnavald erinnerte folgte er den Strömen von Trollblut bis zu ihren Höhlen.

Dort ward die Übermacht zu groß, auch für einen Getriebenen wie den verdammten Fürsten vom Serebran, doch als die Not am größten war da zog er den Brautgurt aus silber hervor und rief Ragnavalds Trollnamen. Und in der Tat, die Trollwachen hielten inne. Einer der schlauesten unter ihnen begriff genug um den Fremden zu verschonen und führte ihn grob zu der Königshalle unter den Sümpfen. Dies war das zweite Mal dass ein Mensch lebend vor die Trollkönigin gebracht wurde und soweit die Barden berichten können war es das letzte Mal

Die grimmige Königin war voll Staunen über den Menschling, der so bar jeder Furcht vor sie trat und ihr das geraubte Eigentum wieder zurückgab, völlig außer Acht lassend, dass sie selbst es einst geraubt hatte von den Toten.
Sie ließ ein dunkles Lachen ertönen und fragte in der Menschensprache, die sie nur schrecklich verzerrt sprach, warum sie den Geschenkebringer nun nicht verspeisen sollte.
Darauf wusste der Fürst eine vortreffliche Antwort denn er versprach ihr Rache an dem Schergen, der Sie getäuscht, beraubt und ihren Gatten erschlagen hatte. Doch diese Rache konnte nicht vollbracht werden, wenn der Geschenkebringer nicht zurückkehren könnte zu seinen Hallen um den Plan reifen zu lassen.

Da war die Trollkönigin gewonnen, denn nichts verlangte sie mehr als die Rache am Helden vom Berendt, der so viele ihrer Kinder erschlagen hatte. Und so wurde auch sie und ihr Volk in die Pläne des Serebrani eingeweiht.

Zuletzt als alles bereitet war, da schickte der Fürst von seinem zahlreichen Volk Boten aus zu allen Fürsten, die er zu seinen Feinden zählte und sie überbrachten seine Anklage.

In dieser Klage wurden die Zwerge bezichtigt Diebe zu sein, da sie von dem Silber das für ihn gehoben wurde welches für sich behalten haben sollen. Auch hätten sie Leib und Leben seines Volkes gestört mit ihrem Werk , welches den Serebran unterhöhlt und gefährlich gemacht hätte. Viele Stollen seien bereits eingebrochen und er klagte die Zwerge dafür an und warf ihnen vor mit Absicht so gehandelt zu haben. Feige Pfuscher und Diebe nannte er sie.

Den schlimmsten Feigling und Dieb nannte er jedoch ihren grobschlächtigen Spießgesellen, den Emporkömmling vom Berendt, der seiner Tochter Herz gestohlen und ihren Geist verblendet habe. Und er nannte ihn einen Täuscher der mit Schatten und Hexenwerk die gestellten Prüfungen bestanden habe um sich seines einzigen Kindes zu bemächtigen.
Einen prahlerischen Räuber und Bankert nannte er ihn.

Die Nachricht traf die Zuhörer wie ein Schlag ins Gesicht und die darin enthaltene Herausforderung wurde von keinem missverstanden. So schickte der alte Held vom Berendt seinen jüngeren Sohn Gerovald auf schnellsten Pfaden zum Fürsten der Zwerge nach Karak Bar´Kor zum Kriegsrat und scharte alle Getreuen um sich.

Denn sie wussten, wenn sie sich dem Streit nicht stellten, so würde der wahnsinnige Serebrani früher oder später ihre Hallen bedrängen mit Heeresmacht, und so war es offenkundig besser früher als später vereint gegen ihn zu streiten. Auch sammelte man sich unbesorgt unter dem roten Banner mit dem weißen Stier derer vom Berendt, denn noch nie hatte jemand den Fürsten in offener Schlacht bezwungen, wenn er seine Axt geschultert und seine Söhne zur Seite hatte. Lange hatte der Fürst auch mit seiner Dame beraten was der richtige Weg sei auf diese Provokation zu antworten und schließlich versprach Ragnavald seiner Geliebten, zunächst unter dem weißen Banner zu reiten und den Oheim zur Vernunft zu bringen, wenn er die vereinte Streitmacht des Helden vor Augen hätte.

Zum Abschied gab Tilja ihm ein strahlend weißes Band und legte es um seinen Arm, als Zeichen der Liebe, die sie beide verband.

Und so ritt das vereinte Heer des Fürsten vom Berendt erhobenem Mutes gen Serebran.
Auf halbem Wege stieß der jüngere Sohn Gerovald zu ihnen und berichtete davon , dass auch ein Heer unter Savomirs Banner unterwegs sei und gemäß ihren Plänen bereit stehen würde.

Und so kamen sie wieder auf die Felder des Serebran, doch diesmal nicht um eine Hochzeit zu feiern, sondern blutiges Tagewerk, wenn die Vernunft nicht zuvor zu siegen vermochte.
Zu ihrer aller Erstaunen erwartete sie ein finsteres Heer , weit größer als es die Hallen des Serebran hätten beherbergen können. Denn all die Gefolgsleute des Fürsten vom Silberberg waren nun versammelt und tatendurstig, in Waffen und Stahl gehüllt.

Auch bei diesem Anblick zögerte Ragnavald nicht und ritt mit den Söhnen und dem Hauptmann seiner Garde Seite an Seite dem Sigurt entgegen, der sie hochmütig auf dem Felde erwartete, ein schwarzes Schlachtroß zur Ruhe drängend.
Istvan war es, der die Garde vom Berendt führte und er hüllte sich in einen schwarzen Mantel als Zeichen der Trauer, da sein ehemaliger Dienstherr und der Gegenwärtige im Begriff waren gegeneinander zu fechten.
Nur hochmütige Worte hatte Sigurt für den ungewollten Sohn übrig und kein freundliches Bitten, noch vernünftiges Wort vermochte seinen dunklen Sinn zu wandeln. Er blieb seinem Versprechen der Geliebten gegenüber treu und versuchte die Angelegenheit zu schlichten, bis Sigurt selbst in Zorn geriet und die Waffe zog. Sogar den Streich hatte er bereits geführt und nur Ragnamirs geschickte Hand vermochte mit eigener Waffe den Tod des Vaters zu vermeiden. Seines Versprechens ledig stimmte Ragnavald also der Schlacht verbittert zu und so trennten sich die Fürsten.

Die Kriegshörner erschollen und die Reihen der Gegner nahmen Aufstellung. Die Söhne Ragnavalds führten die Flügel während er selbst mit seinen Getreuen und Istvan die Mitte hielt. Unwillig, den Angriff zu befehlen ließ Ragnavald seine Mannen stand halten als der Gegner Schar zum Sturm ansetzten und nur der Kraft und Tapferkeit des Helden vom Berendt war es zu verdanken dass seine Reihen nicht brachen, als der Feind einer Sturmwoge gleich auf ihre Schilde brandete.

Wie ein Wolf unter Schafen wütete Ragnavald gegen seine Feinde, und ein dutzend der stärksten Heerführer fiel unter seiner Axt ehe der Zenit der Schlacht überschritten war.

Das sah der Fürst vom Serebran und obgleich noch immer zahlenmäßig überlegen gab er das Zeichen für seine geheime List. Da bebte die Erde unter den Mannen von Gerovalds Flügel denn plötzlich brach die Erde ein und gab schreckliche Ungetüme frei. Die Trolle hatten das Schlachtfeld untergraben und hatten auf Lauer gelegen um ihre verhassten Feinde endlich vernichten zu können.

Doch zu dieser Stunde offenbarte sich die Wahrheit von Ragnavalds Plänen, der durch glückliche Fügung Kunde erhalten hatte von Sigurts Ritt nach Süden und wohl geahnt hatte, was dessen Absicht war. Als er die Trolle inmitten der Schar seines Sohnes gewahr wurde hob er das Wachthorn empor und gab das Zeichen.

Zum zweiten Mal erbebte da der Serebran vom Gesang der Zwerge, doch diesmal war es der Klang der Kriegslieder, als die eiserne Garde des Fürsten vom Berg das Schlachtfeld betrat und die Trolle in die Zange mit Ragnavalds Schar nahm, welche die zurückweichenden Streiter Gerovalds auffing. Mit dem Fürsten Savomir kamen all die edlen und tapferen Zwerge, die sich im Serebran abgemüht hatten doch nun tauschten sie Hacke und Keil gegen Hammer und Beil. Viele ihrer Klingen entflammten mit gleißendem Zwergenöl als sie auf die Trolle trafen und sie allesamt glorreich niedermachten.

Mit Schrecken sah dies Fürst Sigurt, denn nun drohte die Schlacht verloren zu gehen, auch wenn die letzten der Trolle um ihre Königin herum einen hohen Blutzoll der Feinde forderten. Doch eine andere List war Ragnavald noch verborgen geblieben und diese nutzte nun Sigurt, das Zeichen gebend das man im Serebran in alle Hörner stoßen ließ, so dass der Ton allen Schlachtenlärm überflügelte.
Auch Ragnavald hielt inne und blickte hinüber zum verfluchten Berg, als plötzlich Istvan die Gelegenheit erkennend dem Dienstherrn den Speer tief in die Seite rammte, vorbei an der geschundenen Wehr.
Tödlich verwundet stürzte der Held vom Pferd und die Waffe des Verräters zerbrach bei dem Sturz. Zugleich sähte ein letzter Ansturm des Feindes Unordnung unter den Streitern vom Berendt , so dass kaum einer des Verrats gewahr wurde. Zwei tapfere Recken wurden des Schrecklichen Zeugen, nur um sogleich von Istvans Klinge gefällt zu werden.
Dieser stieg ab und wollte sein Werk beenden, wofür ihm Fürst Sigurt die Hälfte seines Silberschatzes versprochen hatte sowie die Hand der verwitweten Fürstin vom Berendt, welche dann wieder seine Tochter sein würde.
Mit erhobenem Schwert stand er über Ragnavald, doch dieser war beileibe nicht wehrlos und stoppte den tödlichen Streich mit dem zerbrochenen Schaft der Waffe die ihn so schrecklich verletzt hatte. Mit jedem Atemzug floß Ragnavalds Leben aus seiner Seite, doch das Herz schlug noch in seiner Brust und die Kraft war aus seinen Armen nicht gewichen. Er schlang die Hände um des Verräters Hals und quetschte den Atem aus ihm heraus, bis sie beide auf Knien lagen. Istvans Leben wich schneller als das des gewaltigen Helden und sein Blick schwand bereits, doch dann ließen seine Hände von Ragnavalds Armen ab und die Rechte packte den Schaft des Speeres und sandte puren Schmerz in die Glieder des Fürsten vom Berendt.

So war Istvan wieder frei, mit dunklen Malen um den verräterischen Nacken und taumelnd versuchte er zu flüchten. Doch der Schmerz hatte Ragnavald nicht gänzlich übermannt.
Obgleich sein Geist schon schwand trieb ihn heiliger Zorn voran und er ergriff den verräterischen Hund am Mantelsaum und zerrte ihn wieder zu sich heran.
Den schweren Stoff wickelte er ihm mit letzter Kraft um den Hals und zurrte das andere Ende ins Zaumzeug eines mächtigen Streitrosses. Dann gab er dem Tier einen letzten Hieb, so dass es auf und davon jagte und Istvan den schändlichen Verräter zu Tode hetzte.

Zufrieden den Verrat gerächt zu haben gab Ragnavald dem Ruf seiner Seele nach und fiel leblos zu Boden. Seine Söhne eilten herbei, beide von Wunden gezeichnet und doch ungeschlagen und bargen mit ihrem Oheim Savomir des Vaters Leib.

Inzwischen hatte die Schlacht eine schwere Wendung genommen, denn die Wildheit der Trolle war noch mehr entfesselt worden, als Savomir ihrer Königin das hässliche Haupt spaltete und sie besinnungslos um sich beißend und schlagend untergingen. Alle Trolle waren vergangen und ihre Überreste glimmten auf dem Schlachtfeld, doch viel zu viele des Zwergenvolkes waren im Kampf mit ihnen gefallen. Die Streitmacht vom Berendt war ebenso schwer dezimiert worden und die Ordnung war verloren, als ihr Fürst fiel.

Der Herr vom Serebran konnte jedoch ebenso wenige Männer zur Ordnung rufen, denn allzu viele der Hauptleute waren durch Ragnavald gefällt worden.

So entstand ein Patt zwischen ihnen und ohne ein weiteres Wort trugen die Männer vom Berendt ihren Fürsten auf dem Schild in die heimatlichen Hallen zurück, geleitet von der eisernen Garde von Karak Bar´Kor deren Stimmen einem jedem verkündeten, dass ein großer Held sich nahte.

Untröstlich war die weiße Fürstin vom Berendt als man ihr den Leichnahm ihres Geliebten brachte, auf rot verkrustetem Schild. Sie lehnte sich über ihn und wusch mit ihren Tränen den Schmutz der Schlacht vom geliebten Antltitz. Dann löste sie das Pfand ihrer Liebe und trotz all der Trauer staunte ihr Herz, da das weiße Band von all dem Blut und Schlamm des Schlachtfeldes unangetastet geblieben war.

Savomir und ihre Söhne berichteten von den Ereignissen der Schlacht und schließlich bat der Zwergenfürst, Ragnavalds Leichnahm mit unter den Berg nehmen zu dürfen, da der Held ihm mehr als ein Bruder war und er dort in den ewigen Hallen ein würdiges Grab erhalten sollte.
Die trauernde Fürstin war dankbar für dieses Angebot doch sie erbat sich eine kurze Weile Bedenkzeit, denn zu wund sei ihr Herz in dieser Stunde. Sie bot allen versammelten Streitern Obdach und Rast und bat sich zu entschuldigen, da sie ihren Gemahl für seine letzte Reise vorbereiten müsse.

So wurde Ragnavalds Leib von Rüstung und Eisen befreit und gereinigt und mit geheimen Ölen für die lange Nacht gesalbt. Doch ehe die Vorbereitungen abgeschlossen waren und Tilja ihre Entscheidung fällen konnte eilte ein Reiter zu ihr und den Versammelten, von einer heraufziehenden Streitmacht aus dem Norden berichtend.

Keiner mochte so recht glauben, dass Fürst Sigurt so gänzlich dem Wahn verfallen war eine weitere Schlacht zu wagen und doch richtete man sich darauf ein. Und sie taten weise daran, denn Sigurt sah sich am Ziel und sammelte jeden seiner kampfbereiten Streiter und führte sie alles hinter sich lassend nach Süden um seine Tochter heim zu holen, was es auch koste.

Doch vor den Hallen vom Berendt fand er die Mannen der zwei Völker streitbar versammelt und zwischen ihnen trat Tilja hervor, einen roten Schild in der Hand, den Schild Ragnavalds nämlich den sein Blut benetzt hatte und darum gebunden das weiße Band ihres Bundes.
Sigurt forderte sie auf, ihren Blutsbanden zu folgen und seinem väterlichen Wort gehorchend heim zu kehren.
Doch sie widersprach und hieß ihn aller Blutsbande verlustig zu ihr, die sie das Weib Ragnavalds sei bis in den Tod und das einzige Blut das für sie zählte stünde zwischen ihnen auf dem Schild und ihr zur Seite mit der Waffe zur Hand, worauf ihre Söhne vorantraten, zum Streite bereit.

Da nannte Sigurt sie alle Bastarde und stürzte sich in die Schlacht, seine Mannen zur Raserei treibend.
An diesem Tag wurde das Schicksal vollendet und Sigurt verdammte auf immerdar seinen Namen, da er die eigene Tochter im Zweikampf erschlug und dem jüngeren Enkel die Hand abschlug, bevor der ältere mit des Vaters Axt das Leben des Wahnsinnigen beendete.

Die letzten Getreuen bargen seinen schwarz gehüllten Leib und flohen zurück zum Serebran, wo eine lange Arbeit begann all die Toten in den tiefen Hallen zu bestatten.

Ragnamir und der Zwergenfürst heilten wiederum die schwere Wunde des jüngeren Sohnes des Ragnavald und gemeinsam trauerten sie um Vater und Mutter.

Der Bitte des Savomir gaben die Söhne statt und so wurden beide, Ragnavald und seine geliebte Tilja unter dem Berg bestattet in einem fürstlichen Grabe, dass die feinsten Steinmetze des Volkes unter dem Berg ihnen zu ehren schmückten.

Die Söhne Ragnavalds versammelten die Treuen und Tapferen ihres Volkes und errichteten die Hallen vom Berendt von neuem, nachdem das Feuer dieser Schlacht sie verzehrt hatte. Mit den Tugenden, die ihre Ahnen gewiesen legten Sie den Grundstein für eine glorreiche Zukunft ihres Volkes.
Raimund Springer - Mit eingebauter Konferenzschalte nach ganz Oben !

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