Kunde an den Hohen Abt

[Ildala Sternwacht]

Eilig waren Ildala Sternwacht und ihre Begleiter, der aufgefundene Bruder Niklas, die Elbe Laurana, die beiden Derduwathianischen Grenzer Lukas und Arthedain geritten, um das Kirchlehen Bruderfels mit den Neuigkeiten zu erreichen.

Als sie den großen Hof des Tempels erreichten, stieg Ildala atemlos vom Pferd und bat drei junge Novizen, die Pferde zu versorgen.
Die drei schauten sich überrascht an und taten freudig wie ihnen aufgetragen.
Neugierig versuchten sie dabei einige Wortfetzen aufzuschnappen.

"Laurana, Lukas, Bjö...ähm Arthedain bitte begleitet Bruder Niklas und mich doch mit hinein, der Abt möchte sicher auch eure Eindrücke des Geschehenen hören.

Andächtig betrat Ildala die Hallen des Tempels.
Diesmal kam sie nicht verlassen und mutlos, nein, diesmal brachte sie wichtige Neuigkeiten und den aufgefundenen Bruder.

Laurana sah sich neugierig um, dies war also der Ort von dem Ildala gesprochen hatte...Bruderfels.

Schnelle Schritte hallten durch den Eingangsbereich, eine kleine Novizin stürzte durch den Raum und fiel Bruder Niklas um den Hals.
Verschämt und rot im Gesicht, ließ sie auch sogleich wieder los, um sich mehrfach zu entschuldigen.
Doch Bruder Niklas lächelte sanft und strich dem Mädchen über das braune Haar.

"Schäme dich nicht für deine Freude Misa, wenn du nicht so tapfer gewesen wärst und den ganzen Weg hierher gelaufen wärst um dem Abt von dem Überfall zu berichten, hätte diese Frau und ihre tapferen Begleiter mich nicht gefunden."

Ildala nickte dem Mädchen freundlich.

Nun Misa, ich denke ihr beiden werdet euch viel zu erzählen haben, doch zuerst muss ich Bruder Niklas "entführen" um dem Abt von den Vorfällen zu berichten, wenn du uns entschuldigen würdest.

[Ildala Sternwacht]

Die Reisegruppe um Ildala hatte dem Hohen Abt einen ausführlichen Bericht um die Rettung Bruder Niklas erstattet.
Sie alle hatten gemütlich zusammen gesessen und die Erlebnisse mit dem Abt und einigen höher gestellten Priestern geteilt.
Aufmerksam hatte er ihren Erzählungen gelauscht und hin und wieder zustimmend genickt oder traurig den Kopf geschüttelt.

Als alle ihren Bericht abgeschlossen hatten, war es Rutger der das Wort an sie richtete, er berichtete Bruder Niklas und Ildala von einem Angriff auf den Tempel und auf seine Person, der Täter sei zum Glück gefasst und fest gesetzt, doch wisse man bis jetzt nicht um wen es sich handelt oder was seine Beweggründe waren.

Stöhnend ließ Ildala den Kopf in ihre Hände sinken..."Nein, bitte nicht hier, nicht in den Göttlichen Hallen.

[Ildala Sternwacht]

Das Feuer im Kamin knisterte behaglich, Ildala saß in einem großen Sessel und las in dem Gebetsbuch, welches sie von Bruder Niklas erhalten hatte.
In all den Wochen, in denen sie nun hier im Kloster waren, hatte sie es mit Informationen über die Brüder und den wieder entdeckten Glauben der Nordmark erweitert und ergänzt.

Die beiden Grenzläufer waren vor dem ersten Schneefall gen Derduwath abgereist.
Nur Laurana, die Ildala eine gute Begleiterin geworden war, verweilte noch im Kloster.
Sie genoß die Ruhe hier und ließ die letzten Wochen Revue passieren.
Zu viel Aufwühlendes war in Derduwath und hier in der Nordmark geschehen.

Heute Abend würden sie beide weiter ziehen, Danwyn von Hohengrund war mit seinem Gefolge auf dem Weg zu einem großen Turnier in Kartothingen. Ildala war im letzten Winter dort gewesen, was sie gesehen, hatte war unvergesslich, gefährliche Wolfswesen, so groß wie Menschen waren ihr dort begegnet.
Unbedingt wollte Ildala diese Gruppe begleiten, ihr Wissen um dieses Land und seine Bewohner würde nicht Unnütz sein, ausserdem würde so ein Turnier mit Spaß und Spiel sie die schrecken des Alltags vergessen lassen.

Der Legat von Derduwath würde auch zugegen sein, es war somit auch eine gute Gelegenheit Laurana zurück in seine Obhut zu geben und sich bei ihm zu bedanken.

Als Ildala von ihrem Buch aufblickte stand Laurana vor ihr.
Ein kurzer Schreck durchfuhr die Priesterin "Bei den Göttern Laurana, ihr versteht es aber auch lautlos einen Raum zu betreten"

Die Elbin lächelte "Wir sollten uns Reisebereit machen, wenn wir uns der Delegation um Danwyn anschließen wollen"

[Laurana]

Auch wenn Laurana die Ruhe in dem Kloster genossen hat, so gingen ihr die Dinge die geschehen waren immer und immer wieder durch den Kopf. Mit einigen Gedanken konnte sie abschließen, doch gab es noch eine Menge was sie beschäftigt hielt.
Vor allem aber vermisste sie Derduwath und ihre Freunde dort. Doch nicht mehr lange und sie würde einige derer wieder sehen, auch wenn sie noch immer auf das wundervolle Tal, welches ihr zu einer neuen Heimat geworden war, verzichten mußte.
Ein freudiges Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie an Wismerhill und Zoe dachte und eine gewisse Unruhe durchströmte ihren Körper.

Ildala war tief in ihrem Gebetsbuch versunken, als Laurana den Raum betrat. Sie hielt kurz inne und betrachtete Ildala genau. Sie freute sich für sie. Die Unruhe und der Zweifel schien vollends von ihr gewichen zu sein.

Als Ildala vor Schreck zusammen zuckte konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Laurana hatte längst ihre wenigen Habseligkeiten gepackt.

"Kann ich euch irgendwo bei behilflich sein?"

[Ildala Sternwacht]

"Danke Laurana, auch ich bin bereits vorbereitet, zumindest was das Reisegepäck betrifft.
Vor ein paar Wochen mussten wir ja leider feststellen, dass einen ständig neue Schrecken und seltsame Dinge erwarten können, sogar in der geliebten Heimat. Vorbereitet ist man auf so etwas leider selten. Aber ich hoffe einfach, dass wir diesmal freudig von den Menschen in Kartothingen aufgenommen werden und einem schönen Turnier beiwohnen dürfen, in dem Herr Danwyn hoffentlich als Sieger hervorgeht."

Ildala erhob sich aus dem Sessel, verstaute das Buch an ihrem Gürtel und griff nach ihrer Tasche.

"Ich möchte mich noch von dem Abt verabschieden und ihm versichern, dass ich nach diesem kurzen Ausflug bald wieder in diese Hallen zurück kehren werde. Es ist noch viel zu tun, ein großartiger Glaube will schließlich im Land verkündet werden."

Bei diesen Worten wurde Ildala warm ums Herz, endlich hatte sie wieder eine Aufgabe, endlich spürte sie sich selbst wieder.
Doch jetzt wollte sie nach dem ganzen Schrecken auch ihre Seele einmal verwöhnen, war ihr die Ruhe doch schon in Derduwath vergönnt worden.

[Laurana]

Laurana nickte.
"Es ist wahrlich viel schreckliches passiert in den letzten Wochen. Und so hoffe auch ich auf ein ruhiges Tunier und eine schöne Zeit in Kartothingen."

Sie sah Ildala in die Augen, diese leuchteten voller Vorfreude und Tatendrang.

"Ich freue mich sehr, dass ihr zu einem Glauben zurück gefunden habt. Es tut gut euch so fröhlich zu sehen, ohne Zweifel und ohne Angst die Götter könnten euch für immer verlassen haben. Ich bin froh, dass ich euch in der schweren Zeit zur Seite stehen und so auch eure Heimat kennen lernen durfte.

Wenn Ihr erlaubt, würde ich Euch gerne zum Abt begleiten, damit auch ich mich von ihm verabschieden und mich für die Gastfreundschaft bedanken kann.
Sie werden froh sein zu hören, dass Ihr wieder kommen werden, um den Glauben im Land zu verkünden."

[Ildala Sternwacht]

Auf halbem Weg zu Rutger, dem Abt von Bruderfels, kam Ildala und Laurana eiligen Schrittes, der Messdiener Benedict entgegen.
" Ildala, Ihr sollt bitte vor eurem Aufbruch unbe- (schnappte nach Luft) -diiiingt noch zu unserem hohen Abt Rutger"
"Benedict, hol erst einmal wieder Luft. Wir sind bereits auf dem Weg zu ihm."
Der junge Messdiener rollte die Augen. War er jetzt umsonst den Weg geeilt. Noch keuchend:
"Gutgut, er ist im großen Saal"

Ildala und Laurana schauten sich neugierig an. Laurana zuckte mit den Achseln und merkte gelassen an, daß sie es in wenigen Momenten wohl erfahren würden, was Rutger diesmal wieder von ihnen wollte.

[Stefan Roki]

Ildala und Laurana hatten sich im großen Saal eingefunden, wo Rutger, samt einer handvoll Mönche und Priester bereits an dem Altar wartete und gerade Wein in einen Kelch einfüllte.
"Ildala, Bruderfels ist das Zentrum des Glaubens der Nordmark. Als meine letzte Handlung, übergebe ich, Abt Rutger meinen Titel, mein Amt und die Schärpe als Insignie des Klerus, Dir Ildala Sternwacht, als erste wahre Priesterin der Brüder."
Alle Anwesenden knieten in dem Augenblick, als Rutger Ildlala die Schärpe um den Hals legte, nieder und verbeugten sich vor der Schärpe und ihrer neuen Trägerin, Ildala.

[Laurana]

Als sich die Anwesenden vor Ildala nieder knieten und verbeugten, tat es Laurana ihnen gleich.
Sie sah sie an und erkannte die Verwirrtheit in ihrem Gesicht. Wie würde sie reagieren? Würde sie wieder sprechen und das Amt ablehnen. Doch nein, Laurana war sich sicher, sie würde die Scherpe tragen und als erste Priesterin der Brüder den Glauben verbreiten. Voller stolz und in vollem Glauben würde sie predigen...so wie sie es zuvor auch getan hat.

Kurz huschte Ildalas Blick zu Laurana. Aufmunternd lächelte sie ihr zu.

[Ildala Sternwacht]

Lange stand Ildala mit gesenktem Kopf da und starrte auf die Schärpe, die um ihren Hals lag.
Es war Rutger, der sie durch ein tiefes Räuspern aus ihrer Starre riß.

Ildala blickte auf und sah in die erwartungsvollen Gesichter der Anwesenden.
Laurana lächelte sie an, doch alles in ihrem Kopf drehte sich, ein Rauschen zog durch ihre Ohren und ein Flimmern senkte sich auf ihre Augen.

"Ganz ruhig Ildala, du hast schon weit aufregenderes überstanden"
Ildala sog noch einmal tief die Luft ein und begann zu sprechen:

"Ich nehme dieses ehrwürdige Amt an und ich werde die Schärpe voller Stolz tragen, um den Glauben der Brüder Thar und Thorm in die Nordmark zu tragen.
Doch ihr alle hier müsst mir verzeihen, ich denke ich bin der Aufgabe, ein ganzes Kloster zu führen, mit all seinen großen und auch kleinen Aufgaben nicht gewachsen."

Ein Raunen ging durch die Versammelten.

"Ich bin schon oft in das kalte Wasser geworfen worden und musste schnell Entscheidungen treffen und Handlungen ausführen, doch dieser Tag hier übertrifft alles.

Abt Rudger, ich Ildala Sternwacht, bitte euch, steht mir bei dieser Aufgabe bei.
Ihr, der ihr so viel erfahrener seid und die Leitung des Klosters seit so vielen Jahren inne hattet.
Ich möchte, dass ihr auch weiterhin die Amtsgeschäfte übernehmt und ein wachsames Auge auf die täglichen Abläufe hier habt.

Versteht, ich brauche einfach mehr Zeit an dieser Aufgabe zu wachsen."

Erwartungsvoll sah Ildala Ruger an.