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Tankred
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Beitrag von Tankred » 18 Jan 2011, 12:19


Rauch eines schlecht bewachten Feuers verdunkelte den Raum und nahm den rußenden Talglichtern, die überall auf den Tischen herumstanden die letzte Möglichkeit aus ihrem Schein eine Erleuchtung des Raumes zu besorgen. Allerdings schätzten die Gäste der Spelunke "Zum schwarzen Hund" auch Licht nicht so sehr.

Tankred war mit zwei anderen Soldaten hier eingekehrt um ein wenig das verkehrende Publikum im Auge behalten zu können. Natürlich ohne Kennzeichnung. Schon früh hatten die Wachmannschaften begriffen, dass es nicht ratsam sei, sich zu früh hier zu erkennen zu geben, nachdem ein von St.Georg geschickter Greifer während seiner Nachforschungen spurlos verschwunden war.

Während die drei Soldaten in der Ecke ihr verwässertes Bier tranken, behielten sie die übrigen Gäste im Auge.

Die Kundschaft bestand größtenteils aus kriegsfähigem Volk. Milizionäre, ehemalige Soldaten, Fallensteller, Menschenjäger und sicherlich den ein oder anderen Wilddieb und Räuber. Die Kriege in Kachuana trieben so manchen Verkrüppelten, Hilflosen aber auch Fahnenflüchtigen durch das Arsblicker Land und der Wirt, ein dunkelhäutiger, vollbärtiger, einäugiger ehemaliger Flußschiffer, Tankred vermutete eher, dass die Berufsbezeichnung Flußpirat passender sei, verstand es mit seiner Taverne all jene anzulocken, die zu verwerflichsten Taten fähig schienen. Der Name des Wirtes war Fernando de Torres und wahrscheinlich genauso falsch, wie sein Auftreten als fleißiger und gesetzestreuer Neu-Bürger von Arsblick.
Vor einem halben Jahr erst hatter Fernando diese Taverne in der notdürftigen Neusiedlung Arsblicks eröffnet. Und schon kurze Zeit später wusste man, dass nicht alles, was in diesen Räumlichkeiten geschah mit dem Gesetz des Lehnsherren brav einher ging.

Tankred dachte kurz an die Geschehnisse der letzten Monate. Der Herzog, den kennen zu lernen er die Ehre hatte, lag darnieder. Überall im Land kam es zu Ausschreitungen und Überfällen. Die Büttel waren so überfordert, dass aus der sogenannten Kriminalkammer immer mehr Greifer und Untersucher durch das Land gesandt wurden um immer hysterischer nach möglichen Hochverrätern zu suchen, während das Volk doch einfach nur Frieden haben wollte.
Und während er hier fest saß, zogen die neuen Nordmarker über die Gebirge der Heimat zu. Ja, er vermißte die Mark. Die grünen Hügel und Laubwälder der Mittelmark, den dunklen, kalten Stirnazsee und die Berge und dunklen Nadelwälder des Nordens.
Dort gab es wenigstens Soldatenarbeit zu erledigen. Und hier, weit weg, drohte ein ganzes Land in Chaos und Rechtlosigkeit zu versinken. Vor einer Woche erst waren er und ein Trupp von zehn weiteren Männern ausgezogen um einer Räuberbande das Handwerk zu legen. Statt einer wilden bewaffneten Rotte fanden sie nur eine Gruppe kraftloser und halbverhungerter Wegelagerer in den Wäldern kurz vor Weidquell. Mit ihren Knüppeln hatten sie keine Chance zur Gegenwehr und die zwei Überlebenden warteten jetzt im Kerkerturm des tüchtigen Ser Berchtolt von Wolfsburg auf ihre sichere Hinrichtung.
Ein Erfolgserlebnis.
Ansonsten aber gab es hier so wenig für einen Soldaten zu tun, dass sie sogar schon für Aufgaben des Büttels herangezogen wurden. Warum sonst sollten sie hier in dieser Kaschemme die Augen aufhalten.

Er nahm einen tiefen, leerenden Zug aus seinem Humpen und grunzte nur zustimmend als seine Kameraden aufstanden um sich neue Getränke zu holen und mit einer Geste anboten, ihm ebenfalls mit einem Neuen zu versorgen.

Tankred ging noch weiter seinen Gedanken nach, als er einer Unterhaltung gewahr wurde, die an einem Nebentisch geführt wurde. Zwar konnte er die Sprecher nicht ausmachen, alle Tische an den Seiten waren durch dünne Lumpenvorhänge voneinander getrennt, aber die Worte waren doch deutlich zu hören.

"Habt ihr schon die Steckbriefe wegen eines schwarzen Ritters gesehen? Es soll eine Belohnung geben, wenn man einen schwarzen Ritter mit einem Hörnerhelm ausliefert."
"Du meinst, wir können und dürfen einen Ritter einfangen und ausliefern?"
"Genau das ist meine ich!"
"Haben sie einen Namen angegeben?"
"Nein, aber sie nennen ihn Ritter. Also muss was dran sein."
"Was springt dabei heraus?"
"100 Silbermünzen."
"Na, wenn es erlaubt ist, lasst uns jagen gehen."

Geräuschvoll wurden mehrere Stühle zurück geschoben und sechs Gestalten gingen geradewegs zur Tür hinaus. Tankred verfluchte innerlich das rauchige, dämmrige Licht, konnte er so doch nur schemenhafte Gestalten ausmachen.
Kopfgeldjäger in Arsblick. Nun, über diese Nachricht würde sich Herr Berchtolt sicherlich nicht freuen.

Als die zwei Soldaten wieder zum Tisch zurück kehrten, fanden sie dort Tankred in Gedanken versunkenen vor.
"Woran denkst du?" fragte derjenige, welcher ihm einen vollen Humpen hinstellte.
"Wisst ihr, ich vermisse die Heimat. Manchmal habe ich das Gefühl, dass eine schnelle Rückkehr in die Nordmark uns allen ein sichereres Los sein würde. Lieber in der Heimat sterben als in der Fremde verrotten!"

Die drei Soldaten schwiegen sich an und jeder ging seinen eigenen düsteren Gedanken nach.
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Re: Derzeit in Arsblick

Beitrag von Tankred » 02 Feb 2011, 22:02


Ein Bote aus St. Georg traf in Arsblick ein. So zumindest wurde Tankred zugerufen als er gerade versuchte in seiner Wachpause ein kleines Nickerchen zu halten. Wichtige Kunde hätte dieser Bote.

"Wichtiger als mein Schlaf kann es kaum sein!"
"Prüfe es selbst, er hat eine Nachricht an die Innenseite des Tores genagelt und ist nunmehr auf dem Marktplatz um seine Botschaft laut zu verkünden."
Grummelnd begab sich Tankred mit den anderen Soldaten zum Tor. Dort war tatsächlich eine Botschaft angebracht.
Laut las er vor:

"Bürger Falkensteins,

wir leben in schweren Zeiten. Die Götter und Elemente haben beschlossen uns zu schwer zu prüfen. Als wäre es nicht schlimm genug, das die zweite Schöpfung, das Böse, unser Königreich mit Krieg überzieht und das unser geliebter Herzog schwer verwundet da nieder liegt. Jetzt gibt es auch noch Verräter in unserem eigenen Land! Verräter die das zu Hause braver Kirchleute besetzen, schänden und entweihen! Und und im Norden sitzt ein neuer Chaoschampion auf dem Thron, bereit alle guten Menschen unter seiner Knute zu versklaven!

Doch verzagt nicht! Das Schicksal hat uns die herzensgute Nichte unsere Herzogs geschickt. Falkenstein ist nicht Kopflos. Die gütige Elenor von Rhodenstein weilt in Falkenstein und auf Ihren Wunsch hat unsere bekannter Reichskanzler Jericho Torch das Heft fest in die Hand genommen. Gemeinsam werden Sie Eure Freiheit und somit die Ideale unseres Herzogs verteidigen, bis dieser selber wieder die Führung übernehmen wird.

Doch auch ein jeder von Euch kann helfen unser Vaterland zu verteidigen! Ihr, die Falkensteiner Bürger, seit das Rückgrat eines guten Landes. Wächst auch die Bedrohung und das dunkle um uns heran – die Falkensteiner stehen zusammen im Licht! Und wo das Licht hell strahlt muss die Dunkelheit weichen.

Daher steht eng zusammen Bürger Falkensteins! Lasst nicht zu das Zwietracht unsere Gemeinschaft erschüttert. Verteidigt die Entscheidungen unseres Adels und des Reichskanzlers die die besten für Falkenstein sind.

Zwietracht ist der Nährboden für Verrat und Chaos. Seit euch versichert, brave Bürger, das Chaos wird in Falkenstein nie triumphieren! Mag es auch seine verpesteten Gedanken aus dem Norden zu uns schicken. In Falkenstein werden diese Gedanken nicht Fuß fassen können.

Deshalb hört genau hin, tapfere Bürger! Spricht jemand gegen die Entscheidungen unsere Herzogs und seiner Vertreter so spricht er die im Sinne des Chaos. Meldet diese Vaterlandverräter und leistet so euren Anteil im Kampf gegen die Dunkelheit!"


"Titel, Siegel, Titel, Siegel, Unterschrift kaum lesbar... Es ist wohl vom Herrn Reichskanzler Jericho Torch." teilte Tankred noch mit, nachdem er die Botschaft vorgetragen hatte. Sofort erhob sich lautes Gemurmel und verschiedene Diskussionen, was wohl von der Nachricht zu halten sei.
Lautstark bahnte er sich den Weg durch die Menge um wieder in die Stube zu kommen.

"Jetzt ist also jeder, der anderer Meinung ist, dem Chaos verfallen," dachte er bei sich, während er zurück ging. "Ich vermisse doch unsere Heimat, da kann man wenigstens noch reden, wenn was Unrecht ist. Freie tapfere Soldaten, das war was sie wollen, hier allerdings ist wohl nur noch Platz für Schafe, kaum noch für freie Menschen..." Während er den Gedanken weiter anhing fing er leise an eine alte Weise zu Pfeifen.
Und mit einem mal sangen zuerst zaghaft, dann aber lauter die anderen mit.

"Wir sind gute märk'sche Jungs
wir kommen aus'm Nord'n..."
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Re: Derzeit in Arsblick

Beitrag von Tankred » 19 Feb 2011, 12:30


"Herr Berchtold, Herr Berchtold," atemlos stürzt Tankred die Treppen zur Halle hinauf, in welcher sich Herr Berchtold von Wolfsburg zu dieser Tageszeit aufzuhalten pflegt. Er stürzt in die Halle und reißt dabei beinahe zwei Berater mit um, als er zur Tafel eilt, an welcher der edle Herr gerade eine kleine Diskussion mit mehreren Hauptleuten hält.
Nachdenklich schaut dieser auf, um zu sehen, wer ihn so unflätig stört.
"Herr Berchtold, wir haben zwei Aufrührer festgesetzt, als sie gerade dies hier, " dabei hält er einen Zettel hoch, "an den Marktbaum anschlagen wollten.
Triumphierend reicht er den Zettel weiter.
"Danke, ah, Tankred, das ist sehr liebenswürdig." Herr Berchtold überfliegt kurz die Zeilen. "Ah ja, ich bin bereits im Bilde."
"Sollen wir ausrücken Herr?"
"Na, wir haben ja noch etwas Zeit nicht wahr, ihr werdet noch früh genug erfahren, wenn etwas geschiet. Und nun wieder zurück auf deinen Posten! Die Gefangenen werde ich später befragen."
"Ja Herr!"

Tankred war bereits wieder auf dem Weg nach draußen, als er nochmals kurz zurück gerufen wurde.
"Ach sag mir doch eines, haben schon viele diesen Zettel lesen können?"
"Diesen hier nicht Herr, aber sie haben bereits an anderen Orten welche angeschlagen und verbreiten diese auch durch ihre Münder. Wir versuchen bereits alle Löcher zu stopfen."
"Gut, das war dann alles. Weitermachen!"
"Ja Herr."

Tankred verließ die Halle schleunigst und griff in seinen Beutel. Dort zusammengefaltet war ein weiterer Zettel der beiden Gefassten. Wenn es zum Krieg kommen würde, würde es sicher hilfreich sein, zu verstehen, wo in diesem Streit zwischen den Hochwohlgeborenen sich die Nordmarker Soldaten befänden.

Auf dem Zettel stand:
„Falkensteiner Bürger – seid ihr es nicht auch müde, dass eure Söhne und Töchter, eure Ehemänner und Ehefrauen und eure Enkel sich seit über einem Jahr nun im Krieg befinden? Das ihre Zukunft ungewiss ist? Und das, für einen Krieg, der Falkenstein nicht im geringsten betrifft? Kachuhana ist weit weg. Falkenstein wird nicht bedroht. Und nicht nur, dass bereits 250 tapfere Soldaten Falkensteins seit über 15 Monaten in Kachuhana verschwunden sind und niemand über ihren Aufenthaltsort Bescheid weiß, so sind nun weitere Soldaten in Kachuhana durch das Schwarze Eis von einem Rückzug abgeschnitten worden. Ein totales Desaster, in welches die Führung des Landes offenen Auges hinein läuft. Und was tut man, um die Kinder Falkensteins zurück ins Land zu holen? Nichts! Man vertraut darauf, dass Lotnalth von Eleat schon richtig handeln wird.

Dies muss enden, sage ich euch, gute Bürger Falkensteins! Dieser Krieg ist keine Angelegenheit Falkensteins. Ich sage Euch, holt unsere Kinder, Ehepartner und Enkel! Erhebt euch gegen die, die euch versuchen für diesen Krieg auszubeuten. Erhebt eure Stimmen! Fordert von eurem Lehnsherrn, dass sie die Soldaten zurück nach Falkenstein holen. Mit allen Mitteln! Widersetzt euch! Legt die Arbeit nieder! Lasst euren Ärger heraus! Schließt euch mir an, diesen Krieg zu beenden und Falkenstein wieder zu dem friedlichen Land zu machen, welches es einst war. Welches es war, bevor all die Kriegstreiber, der Herzog voran, brave Bürger Falkensteins für ihren eigenen Stolz, ihren eigenen Ruhm und ihre Machtgier verheizen!

Doch wem sollt ihr euch überhaupt anschließen? Wer ist der Schwarze Ritter? Das fragen sich doch alle von euch. Ich will es euch sagen. Ich bin Albert von Wolfenrode, Ritter aus Aranien. Ausgebildet von Travin von Sturmfels, welcher auch der Schwertvater des Herzogs Felian von Bärenstein-Galdifei war. Und ich bin der Mann, dem das Privileg hätte gelten sollen, den Bärensteiner Ritterorden nach dem Tot meines Schwertvaters zu führen und der Herzog Falkensteins zu werden. Ich bin der Mann, der euch braven Bürgern das Leben wiedergeben wird, welches ihr verdient. Nämlich ein Leben in Frieden, in Freiheit und in Glückseligkeit!

Albert von Wolfenrode
Ritter Araniens
Baron von Heideweit“
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Re: Derzeit in Arsblick

Beitrag von Tankred » 20 Feb 2011, 23:45


"Generalmobilmachung du Rind! Das ist eine Inspektion!" Tankred war außer sich. "Es interessiert mich nicht, dass du freigestellt warst. In den nächsten 10 Minuten ist deine Waffe geschärft, oder du wirst mich kennen lernen!"

Er ging zum nächsten in der Reihe der neuen Rekruten. "Was ist mit dir? Schon gekämpft?"
"Ich bin Bauer, Herr, Heinrich mein Name."
"Heinrich... soso..." Tankred schaute zum Bauern hoch. Dieser war sicherlich an die 2 Schritt hoch. "Und wie kommst du darauf, dass mich dein Name interessiert? Ich will wissen, ob du was taugst!" Prüfend sah er ihn an. "Nun, morgen werden wir mehr wissen. Geh in den Schlafsaal und such dir einen Strohsack aus. Der Nächste!"

Den ganzen Tag schon kamen neue Rekruten. Angelockt von der Aussicht auf Beute, Sold und Anerkennung bestanden die Neuen zumeist aus Flüchtlingen. Diese letzten hier wollte er noch schnell mustern, morgen mit Sonnenaufgang sollen sie zeigen, was sie können um dann entsprechend in Sold gestellt oder weg geschickt zu werden.

"Und wer bist du?"
"Ich bin Goran der Blutige! Und ich bin mit meinen Männern hier um Soldaten zu werden."
"Soso..." Tankred besah sich die kleine Gruppe aus verwahrlosten Halsabschneidern. Die Nacht würde wohl noch lang werden.
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Re: Derzeit in Arsblick

Beitrag von Tankred » 22 Feb 2011, 23:45


"Vor - Vor - Vor und Stich!"

Laut tönen die Befehle über den Hof. Im Schein der Fackeln trainieren diejenigen, welche für die ehrenhafte Nordmarker Infanterie, Trupp Aarsblicker Wehr, für tauglich befunden wurden.
Die Frauen und Männer schwitzen trotz der Kälte, während sie immer wieder Stechübungen mit Holzstäben gegen andere mit Schilden bewehrte durchführen.

An der Treppe, welche den Hof mit dem Wehrturm verbindet stand Tankred und berichtete dem Waffenmeister: "Gebt uns drei Wochen und wir machen aus ihnen halbwegs taugliche Infanteristen. Aber so werden sie höchstens zu besseren Bauernopfern taugen. Immerhin haben einige von ihnen von Kind auf das Bogen schießen gelernt. Nichts für eine Schlacht, aber um in den Wäldern Wild oder auch einen Feind zu erlegen wird es reichen. Graben können sie alle. Kraft genug haben sie dafür. Manche sogar so viel, dass wir gestern drei Schlägereien hatten. Mein Herr, vor euch seht ihr das erste Aarsblicker Pionier- und Wildererfähnlein, aber um aus diesem... Volk richtige Soldaten zu machen, brauchen wir mehr Zeit."
"Die wir aber nicht haben!"
"Jawohl Herr!"
"Nun, lasst sie zur Ruhe kommen und schickt sie schlafen. Schon morgen könnte es nötig sein, den ersten Schritt zu tun."
"Jawohl Herr!"

Beide schauten auf, als sich das Tor öffnete und wieder ein berittener Bote in die Wehranlage stürmte.
"Wieder ein Brief?"
"Scheinbar. Gut, dass die Falkensteiner Straßen so gut und die Pferde so schnell sind!"
"Und die Frauen so schön!"
"Das war jetzt unpassend Tankred!"
"Natürlich mein Herr!"
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Re: Derzeit in Arsblick

Beitrag von Tankred » 25 Feb 2011, 09:10


"ALAAAAAARM! ALAAAAAAAARM!" schallt der Ruf von der Turmwache hinunter in den Hof. Gleichzeitig klingt vom Tor die Alarmglocke.

Die Soldaten, die nicht Wache hatten, stürzen aus der Halle, nur um zu sehen, dass gerade die ersten Reiter der Rotjacken, also des 2. Aarsblicker Banners zum Tor hineinströmen.
Schnell füllt sich der Hof. Menschen aus Aarsblick wollen gleichfalls mit hinein und fürchten um ihr Leben. Angst herrscht. Aufgeregte Pferde steigen und stapfen durch die Menge an Infanterie und Bürgern.

"Bringt die Pferde in die Stallungen!" Erst auf diesen Befehl hin, kehrt langsam Ruhe ein. Überall hört man die gleiche Frage nach den Geschehnissen.
Tankred griff sich einen leicht Verwundeten der Rotjacken um diesem die gleiche Frage zu stellen. So erfuhr er, dass wohl noch in der frühesten Nacht die verräterischen übergelaufenen 1. Kappeln-Pioniere mit Hilfe von schwerer Kavellerie das Lager der Rotjacken anzugreifen und diese aus ihrem Lager in die Flucht zu treiben. Unterstützt wurden die Feinde wohl von einer Reihe freier militärisch nicht ausgebildeter Bogenschützen. Zumindest konnte sich das 2. Aarsblicker Banner seinen Rückzug durch einen großen Trupp dieser Bogenschützen freikämpfen. Es gab wohl Verluste auf beiden Seiten.
Hätte nur eine Wache der Rotjacken nicht so schnell Alarm gegeben, wäre wohl die Kavellerie des Feindes in Stellung gewesen um die Bogenschützen bei der Verhinderung des Fluchtversuchs zu unterstützen. Dann wäre jetzt sicherlich alles verloren. Der Feind sei direkt hinter ihnen her gekommen und stände bald bestimmt in Aarsblick.

Nun gut, damit waren nunmehr die nächsten Schritte geklärt. Tankred musste schnell seinem Auftrag gemäß die nächsten Befehle geben.
Er lautstark rief er die Nordmarker Veteranen zusammen, welche von Herrn Berchtold mit einem besonderen Auftrag bedacht worden waren. Ihnen angeschlossen waren die neuen Rekruten.
Jeder des Trupps schulterte nun einen großen Sack, aus dem es leicht metallisch klirrte, und stapfte hinaus aus dem Tor. Dies war nicht ganz so leicht, wie gedacht, denn dem Befehl entsprechend waren die ersten Bürger Aarsblicks gerade dabei auf dem Vorhof der Motte einzukehren. Als die Nordmarker endlich aus dem Tor hinaus waren, kam ihnen schon der nächste Strom Flüchtiger entgegen. Diese waren aus den Hütten vor dem Schutzwall Aarsblicks in die Stadt geflüchtet.

Der Plan sah demnach vor, zwei Verteidigungswälle zu bilden. Aus den Reihen der kampffähigen Bürger und der Soldaten waren zunächst die äusseren Palisaden Aarsblicks zu besetzen. In der Zwischenzeit sollte die zentrale Befestigung ausreichend mit Vorräten versorgt und Hof, Wehrturm und die weiteren festen Gebäude ausreichend befestigt werden. Sollte diese erste Palisade schwer genug bedroht sein, so wolle man sich in kühnster Verteidigung der Stadt zur Befestigung zurück ziehen.

Der Auftrag der Veteranen bestand darin mit den Rekruten vor die Stadtmauern zwischen den niedrigen Hütten der Neuansiedler dem Feind ein paar schöne Überraschungen zu bereiten. Jeder der Soldaten trug Bogen und einen langen Dolch, in dem Sack über der Schulter allerdings waren aus zwei Nägeln in einander gefügte Krähenfüße. Jeweils 1000 Stück. Zudem trugen sie alles an Fangeisen und Wolfsfallen, was zu finden war.

Die letzten Tage waren sie zudem beschäftigt gewesen Fallgruben auszuheben und an die Hauptwege in Bogenreichweite mit einander verbundene Holzpfähle zu platzieren. Diese müssten jetzt zuerst aufgestellt werden um der feindlichen Kavellerie die großen Wege zu sperren und den Nordmarkern den Rücken frei zu halten.

Schon waren sie bereits am Tor angekommen. Oben standen die Wachen bereit, ihre Reihen gefüllt mit den ersten Bürgern Arsblicks. Mit mulmigen Gefühl führte Tankred seinen Trupp aus der kleinen Ausfallpforte hinaus zwischen die Hütten vor der Stadt.
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Re: Derzeit in Arsblick

Beitrag von Tankred » 25 Feb 2011, 11:29


>> OT-Infos: >Truppenbewegungen in Nord-Falkenstein: http://baerensteiner.de/forum/showthread.php?tid=1243 <<
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Re: Derzeit in Arsblick

Beitrag von Tankred » 26 Feb 2011, 14:08


>> Vorgabe Falkenstein-SL: <<

Feurige Quittung für Aarsblick
Zwei Stunden nach Mitternacht in Aarsblick. Noch immer waren die wachsamen Soldaten der Rotjacken im Dienst. Der Mond wirft sein fahles Licht auf die Stadt hernieder. Plötzlich ergeht von einem Wachposten ein Ruf! „Alarm!“ schallt es in die bedrohlich stille Nacht, als kometengleich, flammende Pfeile auf die nahezu wehrlose Stadt Aarsblick niedergehen. Ziel waren sehr offensichtlich nicht die wachhabenden Soldaten, sondern viel mehr die Häuser der Stadt. „Es brennt! Es brennt!“ waren die nächsten Schreie, die die schwindende Dunkelheit der Nacht durchschneiden. Aarsblick brennt, als insgesamt drei Salven brennender Pfeile auf die Stadt hinab prasseln. Die Brandglocke erschallt, weckt die ganze Stadt, um die panischen Bürger zur Feuerwehr zu rufen. Bewaffnet mit Eimern schleudern sie Wasser gegen die Flammen, welche zwei handvoll Häuser in Brand gesetzt haben, in dem verzweifelten Versuch zu retten, was noch zu retten ist. Flammen greifen über, entzünden weitere Häuser. Verzweifelt kämpfen die Aarsblicker Bürger gegen ihr Schicksal an! Stunden dauert es, bis die Flammen erloschen sind. Über 100 Aarsblicker Bürger haben in dieser Nacht ihr Heim verloren, 15 verlieren dabei ihr Leben, weitere 32 sind schwer verletzt.

Als der Morgen endlich graut qualmen noch immer einige der Gebäude. Das Ausmaß des nächtlichen Überfalls sind verheerend. Und als wären die Opfer durch die Flammen nicht schon genug, so können die Soldaten im Morgengrauen sehen, wie einige Soldaten des Albert von Wolfenrode einen leblosen Körper in Sichtweite ablegen und sich danach wieder entfernen. Der Körper kann durch die wachhabenden Soldaten geborgen werden und entpuppt sich als der Bote, der nach Valariot geschickt wurde. Die Nachricht, die dieser bei sich trug, fehlt. Dafür wurde mit einem Messer in die Brust des Mannes eine Schriftstück an den Leib des Mannes befestigt „Ein netter Versuch. Noch ist Zeit zu kapitulieren. Ansonsten brennt Aarsblick erneut!“
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Re: Derzeit in Arsblick

Beitrag von Tankred » 26 Feb 2011, 20:22


Still stand Tankred vor Herrn Berchtold und erstattete ihm Bericht:

"Zunächst legten wir nur die Fallen aus. Dazu nutzen wir Stroh oder flache Pfützen um die Fangeisen entsprechend zu verbergen.
Anschließend legten wir in vorderen Bereichen die Krähenfüße aus.
Die Fallgruben wurden mit dünnen Brettern bedeckt und die Pfähle bereit gelegt. Nunmehr war es gegen Mittag geworden und wir gingen in Gruppen zu je vier Mann in den verschiedenen Hütten in Stellung."
Er holte tief Luft.
"Mit der ersten Dämmerung kamen bereits die ersten Plänkler in die Armensiedlung. Wir blieben verborgen und zeigten uns nicht. Als der erste feindliche Plänkler in einen der Krähenfüße trat, wurde anscheinend seine Ferse durchbohrt. Ein weiterer feindlicher Soldat blieb bei ihm um ihn beim Rückweg zu unterstützen. Diese beiden nahmen wir zunächst gefangen.
Kurz darauf trat ein weiterer Feind in ein ausgelegtes Fangeisen. Dieses zerschlug seinen Unterschenkel komplett. Seine Gruppe aus zwei weiteren bestehend versuchte ihn zu retten. Wir überfielen sie und schnitten ihnen die Kehlen durch. Der Verwundete verblutete.
Ein weiterer Späher wurde von Theoderich niedergeschossen, als er sich zurück ziehen wollte. Ein Bauer, Heinrich sein Name, erschlug einen weiteren im offenen Kampf mit seinem Hammer. Er wurde dabei aber am Arm verwundet, so dass ich ihn mit den beiden Gefangenen zurück schickte.
Diese waren allesamt unausgebildete Freischärler ohne irgendwelche Abzeichen.
Als die Nacht annähernd vollkommen herein brach, hörten wir eine größere Ansammlung zwischen die Hütten schleichen. Es werden ihrer acht Mann gewesen sein. Sie kamen über eine Seitenstraße wollten sich parallel zum Hauptweg bewegen. Wir näherten uns ihnen linker Hand. Dabei will ich besonders Rudi, einen neuen Rekruten, lobend erwähnen, welcher sich direkt hinter dem Feind auf ein Hüttendach schlich um zahlreiche Krähenfüße in ihren Rückzugsweg zu legen. zwei Hütten weiter, direkt an einer Gabelung wollten wir sie stellen. Zwei von ihnen stürzten in eine von uns ausgehobene Grube, drei weitere wurden von uns durch Pfeile verwundet. Einen erschlugen wir im Kampf. Die letzten beiden wurden durch die Krähenfüße so schwer an den Füßen verwundet, dass wir auch diese einholen und niedermachen konnten.
Einer der beiden, die in die Grube gestürzt waren verstarb noch in dieser durch die erlittenen Verletzungen. Auch einer der von Pfeilen getroffenen verstarb an einem Treffer, der seine Lunge durchschlug. Den Rest, also drei Gefangene fesselten wir und versteckten diese in einer Hütte. Diese Gruppe gehörte laut Abzeichen zu den 1. Kapellner Pikenieren.
Während wir die Gefangenen versteckten, erschoß Chrodebert einen Reiter des Feindes.
Wir versteckten uns wieder in den Hütten und warteten."
Wiederum holte er tief Luft.
"Gegen Mitternacht brach der Brandpfeilhagel auf Aarsblick nieder. Dabei schossen die Bogenschützen ins Dunkle hinein, allerdings so hoch, dass wir nicht gefährdet waren. Ich schickte sofort alle neuen Rekruten zurück in die Stadt um dort bei Löscharbeiten zu helfen. Wir übrigen waren gezwungen eine Entscheidung zu treffen. Als wir fest stellten, dass augenscheinlich mehrere Bogenschützen etwas näher als der Rest des Feindes bei den Hütten stand, entschieden wir uns für einen schnellen Vorstoß. Da wir keinen Mann zur Bewachung der Gefangenen entbehren konnten... waren wir gezwungen diese niederzumachen.
Wir schlichen also auf den Feind zu, dabei schlugen wir einen Bogen um die Bogenschützen von der Seite zu nehmen. Insgesamt war es eine Gruppe von 10 Soldaten, acht Schützen und zwei Pikeniere. Sie standen auf offenem Feld, leicht zu entdecken ungefähr 50 Schritt von uns entfernt. Da der Rest des Feindes nur wenige Schritt dahinter stand und wir vermuten mussten, dass die Reiterei direkt in der Nähe war, entschlossen wir uns, diese mit Pfeilen niederzuhalten.
Jeder von uns konnte drei Schuß abgeben. Wir trafen jeden sicherlich mindestens einmal und ich denke, dass wir jeden mindestens verwunden konnten. Sofort zogen wir uns in die Vorstadt zurück. Dabei wurden wir von den anderen Bogenschützen unter Feuer genommen. Auch verfolgte uns ein Trupp Pikeniere. Wir verloren Harrot durch einen Pfeiltreffer. Unseren Rückzug zwischen die Hütten konnten wir jedoch fortsetzen. Als einer der Feinde dann in ein Fangeisen trat, gab der Rest die Verfolgung auf.
Wir warteten noch bis in die Dämmerung, aber kein weiter Gegner ließ sich blicken.
Zur Dämmerung legte der Feind den toten Körper eines Boten ab.
Wir bargen ihn und kamen in die Stadt zurück.
Da es nun wieder dunkel genug erscheint, will ich mit meinen Leuten wieder hinaus vor die Stadt gehen. Diesmal wird es wohl nicht so einfach sein wie in der letzten Nacht, aber wir werden uns in einem durch Fallen gesicherten Bereich bewegen."

Berchtold nickte ihm zu: "Gut, tu das. Ich danke dir für den Bericht. Laut meiner Berechnung der üblichen Belagerung müsste der Feind diese Nacht seine ersten Schanzer und Pioniere in die Nähe der Palisade führen. Wenn ihr welche seht, macht sie alle nieder."

Mit einer Verbeugung drehte sich Tankred um und suchte seinen Weg durch die ängstlichen und verwundeten Bürger in der Befestigung zum Tor.
Dort warteten die anderen Nordmarker Veteranen bereits auf ihn. "Keine Schilde, gemischte Bewaffnung. Wir gehen wieder hinaus. Dieses mal werden wir allerdings nicht durch die Ausfallluke gehen, dass wäre zu einfach für den Feind. Wir werden uns dort hinten..." er deutete in Richtung südlicher Mauer "...uns über die Mauer an Seilen hinunterlassen und dann die Stadt eng umgehen, damit wir Deckung von den Bogenschützen auf der Palisade bekommen können."
Zustimmendes Gemurmel erscholl.
"Also los Jungs, zeigen wir es ihnen!"
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Re: Derzeit in Arsblick

Beitrag von Tankred » 27 Feb 2011, 04:33


Berchtolds Reaktion - von Stefan K.
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Berchtolt war im ersten Moment überrascht von dem Vorgehen des Feindes, hatte er doch mit einem schnellen und harten Angriff gerechnet. Sobald die ersten Häuser brannten, brüllte Berchtolt Befehle, um die Löschung des Brandes zu koordinieren. Doch auch das genügte nicht, um das Ausbrechen des Chaos zu verhindern.

Ser Berchtolt selbst half eigenhändig bei den Löscharbeiten und gönnte sich keine Ruhe, bis der letzte Brand gelöscht war. Die Nachricht an der Leiche des getöteten Boten nahm er mit grimmiger Mine auf. Und sprach mit der Dame Melisande.

"Das Feuer hat uns heute Nacht überraschend erwischt, doch jetzt haben wir Zeit, uns auf den nächsten Geschosshagel vorzubereiten. Befehlt den Bürgern der Stadt die Dächer ihrer Häuser mit Wasser zu übergießen, so dass diese schön feucht sind und nicht so leicht in Brand geraten. Lasst Wasser in jedem erdenklichen Gefäß sammeln und schnell griffbereit aufstellen, sodass das Löschen schneller und leichter von der Hand geht. Nocheinmal wird er uns nicht so leicht überraschen. Schickt Späher aus, um die Zahl udn Standorte des Feindes zu lokalisieren."

Berchtolt war entschlossen und las sich noch einmal die Nachricht von Danwyn durch...er würde aushalten, solange er konnte. Er fragte sich wie lange das sein würde.
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