Freunde und Verbrecher

[Lahja uth Silas]

Ein riesiger Haufen Papier stapelte sich auf dem kleinen Holztisch und man vernahm kein Geräusch in der Kammer, außer einem gelegentlichen rascheln, wenn eine Seite umgeblättert wurde.
Hinter diesem Stapel hockte, völlig in die Schriften vertieft die junge Magierin Lahja.
Vor einigen Tage hatte sie ihre Arbeit in der Kriminalkammer von Sankt Georg aufgenommen und wurde direkt in den pikanten Fall des Feuerteufels involviert.

Als Lahja vor einigen Wochen in Begleitung des Hofrates Balsius Seiburger mit der Kutsche nach Sankt Georg gekommen war, nahm sich der Inspektor de Lamancha freundlicherweise die Zeit, sie bei der Suche nach einer Wohnmöglichkeit zu unterstützen.
Lahja erinnerte sich noch gut an ihre Aufregung und Hilflosigkeit in der neuen Stadt, aber dank der Hilfe des Inspektors fand sie sich schnell in Sankt Georg zurecht.

Nun sass sie hier in ihrer kleinen Stube und studierte die Unterlagen über die sich häufenden Fälle des Feuerteufels.
Zuerst hatte Lahja diesen Täter für einen Verrückten gehalten, doch nach und nach wurde klar, das die Anschläge gezielt und bewusst ausgeführt worden waren.
Diese Person war höchst gefährlich und musste alsbald gestoppt werden.

Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufschrecken.

[Lahja uth Silas]

"Verzeiht mir Fräulein Silas, ich wollte euch nicht erschrecken."

Der kleine, untersetze Inspektor mit dem langen Vollbart trat in die Kammer ein.

"Ich wollte euch nur mitteilen, dass unsere Kriminalkammer einen Brief erhalten hat, genauer gesagt, eine Bitte des Kriegshofrates Wehrner von Wandhoven. Er bittet uns, ihm alle Hinweise, Informationen und Meinungen der Inspektoren zukommen zu lassen. Aus diesem Grunde wollte ich mir auch eine Meinung von euch einholen, ich weiß ihr seid noch nicht lange mit dem Fall betraut, aber vielleicht könnte schon ein kleiner Hinweis eurer Seits wichtig sein. Nicht umsonst hat man sich mit euch, eine auf diesem, nun sagen wir mal sehr besonderen Gebiet Fachkundige Dame zur Unterstützung geholt."

Lahja wusste, dass er mit "diesem besonderen Gebiet" das Wissen um die Magie ansprach.
Immer wenn er davon anfing bekam sein Gesicht einen seltsamen Ausdruck und seine Haut eine rosige Farbe. Bis heute hatte sie nicht heraus gefunden ob es Neugierde oder sogar Unwohlsein ausdrückte.

"Natürlich werde ich mich sofort daran machen, meine Meinungen und Hinweise zu den Fällen aufzuschreiben. Ich bin erfreut als Neuling mit an dem Fall arbeiten zu dürfen. Habt Dank."

Sofort fing Lahja an diverse Notizen auf ein Blatt Pergament aufzulisten.
Der runde Inspektor verliess nickend den Raum.

[Lahja uth Silas]

Es war keine Stunde vergangen, da wurde die Türe barsch aufgestoßen und Bertram Lilienthal, der Kommissar der SGKK kam herein gerauscht.

Mit großen Augen sah Lahja von ihren Notizen auf.
"Ist etwas geschehen? Kann ich helfen?"

Der Kommissar sah sich mit wilden Augen im Raum um und schien mit sich selbst zu sprechen.
"Eine Frechheit ist das! Was bildet sich dieser Kriegshofrat eigentlich ein? Es geht in verdammt noch einmal nichts an wie unsere Ermittlungen stehen."

"Oh darum geht es, nun ich schreibe gerade meine Hinweise und Vermutungen zu der Tatausführung des Feuerteufels auf, da mich Inspektor Warisch darum bat."
Lahja hielt ihm eines der Blätter entgegen.

"Die Mühe können sie sich sparen mein Mädchen, der Kriegshofrat soll seine Nase in seinen eigenen Angelegenheiten stecken. Nichts bekommt er von uns, garnichts!"

Als er sich langsam beruhigt hatte, sah der Kommissar Lahja nun endlich aufmerksam an und ein leichtes Lächeln umspielte seine Züge.

"Wenn ich es Recht bedenke, so interessiert es MICH natürlich in der Tat was sie in dem Fall ermittelt haben. Fahren sie bitte unbedingt fort mit ihren Aufzeichnungen und lassen sie mir dann die Abschrift zukommen."

So plötzlich wie er in ihrer Kammer aufgetaucht war, verschwand er auch wieder mit rauschendem Gehrock auf den Flur.

[Lahja uth Silas]

Und noch während der Kommissar der SGKK den Schreibraum der Magierin verließ, stieß ein weiterer Inspektor dazu „Also Herr Kommissar, was soll denn das nun schon wieder? Gerade habe ich eine Notiz auf meinem Schreibtisch gehabt, dass ich irgendeinem schnöseligen Hofrat für Krieg einen Bericht über den Fall des Feuerteufels von Sankt Georg vorlegen solle. Ist dem nicht bekannt, dass wir dem Hofrat für Inneres unterstehen? Ich glaube, Sie sollten sich dringendst, wirklich dringendst beim Seiburger darüber beschweren, dass sich dieser Wandhoven anmaßt, seine Nase in unsere Angelegenheiten zu stecken.“

„Jawohl! Das sage ich ja! Das habe ich gerade nicht der Kollegin uth Silas erklärt, de Lamancha. Jawohl, und das bestätige ich nochmals, dieser Wandhoven soll sich um seinen scheiß kümmern.“ wieder aufbrausend antwortet Lilienthal dem Inspektor vor der Türe, so dass es Lahja durchaus mitbekam. „Und ich werde gleich mal einen gesalzenen Brief an den Seiburger aufsetzen lassen und mich beklagen.“ „So ist Recht, Herr Kommissar, so ist recht.“ bestätigt Nicolo de Lamancha seinen Vorgesetzten in seinem Vorhaben. „Ich werde derweil einmal Mademoiselle uth Silas guten tag sagen. Immerhin habe ich sie noch nicht kennengelernt.“

Und gesagt getan: kaum hatte der Kommissar platz gemacht, so tritt Nicolo de Lamancha in die Schreibstube von Lahja ein. Gekleidet im weißen Gehrock, blauer Weste und auf dem Kopf den braunen Krempenhut, tippt er sich an die Krempe von letzterem „Guten Tag, Mademoiselle.“ spricht er im freundlichen Ton und geht weiter zur Kante des Schreibtischs, setzt sich auf dessen Kante und reicht ihr dann seine Hand „Ich bin Nicolo de Lamancha, Inspektor bei der SGKK. Freut mich, Euch kennen zu lernen.“ spricht er lächelt „Habt Ihr Euch hier schon eingelebt in Sankt Georg? Wie gefällt es Euch denn so?“ will er direkt recht neugierig wissen.

[Lahja uth Silas]

"Herr de Lamancha, welche Freude euch endlich persönlich kennen zu lernen!" Freudig springt Lahja von ihrem Stuhl auf und eilt um den großen Schreibtisch herum, über das ganze Gesicht strahlend schüttelt sie dem verdutzten Inspektor die Hand.
"Vielen Dank noch einmal für eure Unterstützung bei der Suche nach einer Bleibe in Sankt Georg, ich habe durch euren Briefkontakt eine ganz bezaubernde Stube ausfindig machen können."
"Nun, bezaubernd dürfte jeder Raum in kürzester Zeit bei eurer Anwesenheit sein." Der Inspektor lächelnd über seinen kleinen Witz.

Lahja fährt aufgeregt mit ihren Erzählungen fort.
"Nun die Reise von Kargath hierher war alles andere als schön, ihr müsst wissen ich leider unter der Seekrankheit, ich dachte mein letztes Stündlein hätte geschlagen und ich müsste auf der See mein Leben lassen, so schlimm hat es mich durchgeschüttelt. Ich habe allerdings an Bord einen netten Herrn kennen gelernt, sein Name ist Ser Berchtolt aus dem Haus Wolfsburg, Ser Danwyn von Hohengrund aus der Nordmark hat ihn beauftragt nach Falkenstein zu reisen, um in seinem Namen die Baronie Arsblick zu verwalten. Nun ja, dieser edle Ritter gab mir einen Tee, nachdem ich diesen getrunken hatte, ging es mir gleich viel besser. Und als ich dan einige Tage später den Hafen von Sankt Georg sah wurde ich mehr als Entschädigt, eurer Marktplatz ist einfach wunderschön, die ganzen Händler, das bunte Treiben, ich war überwältigt. Ihr müsst wissen, daheim wurden die ganzen Einkäufe von den Bediensteten meiner Eltern erledigt und ich konnte mich zur Freude meines Vaters den ganzen Tag dem Studium widmen, aber jetzt, hier, bin ich erst einmal auf mich allein gestellt was ich einfach wundervoll finde!
Und die Arbeit hier in der Kriminalkammer, einfach ein Traum, es ist so spannend und die ganzen Fälle die sich hier jeden Tag ereignen, ich kann es gar nicht fassen, das gerade ich nun hier sein darf um bei der Aufklärung zu helfen."

Der Inspektor starrt Lahja mit offenem Mund an und fragt sich ob sie den niemals Luft beim sprechen holt.
Aber er muss auch lachen über die Übermütigkeit und Lebensfreude der jungen Dame, er nimmt gemütlich im Sessel der in der Ecke steht Platz und lauscht den weiteren Erzählungen.