Ein Sturm zieht über das Land

Benutzeravatar
Ser Berchtolt
Offline
Beiträge: 208
Registriert: 08 Jul 2010, 13:27
Wohnort: Neuss

Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ser Berchtolt » 19 Aug 2010, 14:00


Ildala war schon seit einigen Tagen zu Hause und hatte die meiste Zeit über geschlafen. Ihre Eltern hatten sie gelassen, denn die letzten Monate waren anstrengend gewesen und es tat gut sich einmal in einer sicheren Umgebung auszuruhen. Ihr Zimmer hatte sich die Jahre über, seit sie ihr Elternhaus verlassen hatte, nicht verändert. Ihr kleiner Hund Knöpfchen begleitete sie ständig, wenn sie zu Hause war. Alles schien gut zu sein, doch Ildala fühlte sich merkwürdig leer, so als würde etwas wichtiges fehlen. Ihre Gebete erfüllten sie nicht länger mit dem Frieden, so wie sie es gewohnt war und so konnte sie aus ihnen keine Energie und Tatkraft mehr ziehen, so wie es Ildala gewohnt war. Wenn Ildala wach in ihrem Bett lag, versuchte sie in sich hinein zu horchen, doch bisher war sie nicht darauf gekommen, was nicht stimmte.

Es war mitten in einer Nacht, als Ildala von einem lauten Donnergrollen aus ihrem Schlaf gerissen wurde. Die Läden der Fenster waren aufgerissen worden und die Gardienen flatterten wild in dem heftigen Wind, der draußen tobte. Der Regen peitschte ins Zimmer. Knöpfchen war von dem Fußende ihres Bettes aufgesprungen und fing an zu bellen. Ildala erhob sich von ihrem Bett ging zu den Fenstern und versuchte sie zu schließen. Regen peitschte ihr ins Gesicht und sie wurde von einigen Blitzen geblendet. Das Gewitter musste sich direkt über dem Haus ihrer Eltern austoben. Als Ildala die Fenster geschlossen hatte begab sie sich wieder zu Bett. Knöpfchen hatte sich auch wieder beruhigt und sich auf seiner Decke zusammengerollt. Ildala versuchte wieder einzuschlafen, doch es gelang ihr nicht. Das Dach des Hauses knarrte und der Wind pfiff im Dachtsuhl, was zu einem unheimlichen Heulen anschwoll immer wenn eine Windböhe das Haus erfasste. Durch die Spalten ihrer Läden viel immer wieder das grelle Licht der Blitze und kurz darauf erschütterte ein Donnergrollen die Luft.

Ildala lag noch eine Weile wach im Bett, dann plötzlich verspührte sie den Drang aufzustehen und nach draußen zu gehen...

Benutzeravatar
Ildala Sternwacht
Offline
Beiträge: 593
Registriert: 08 Jul 2010, 13:43
Wohnort: Ratingen

Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ildala Sternwacht » 19 Aug 2010, 18:02


Als Ildala sich angekleidet hatte, verließ sie ihre Kammer und begab sich in den Wohnraum des Hauses, der Kamin war erloschen und eine feuchte Kühle durchzog den Raum.
Es fröstelte sie, innerlich wie auch äußerlich, wo waren ihre Eltern? Waren sie denn nicht von dem Unwetter und dem Lärm erwacht?
Alles kam Ildala so unwirklich und seltsam vor.
Schnellen Schrittes durchschritt sie den Raum und riss die große Holztür nach draussen auf, eine Windboe erfasste ihr Haar und ihre Kleidung, drängte sie förmlich zurück in den Hauseingang, doch Ildala warf sich dagegen, getrieben von einer festen Entschlossenheit, es war wie ein Ruf der sie dazu zwang alleine hinaus in die Dunkelheit zu treten.

Benutzeravatar
Ser Berchtolt
Offline
Beiträge: 208
Registriert: 08 Jul 2010, 13:27
Wohnort: Neuss

Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ser Berchtolt » 19 Aug 2010, 21:07


Es war eines der Gewitter, bei denen man besser nicht draußen war. Der Wind peitschte den Regen fast waagerecht in Ildalas Gesicht und ihre Kleidung und auch ihre Stiefel waren in wenigen Minuten durchnässt. Blitze zuckten über den Himmel und hier und da kam auch einer herunter, stets begleitet von einem ohrenbetäubenden Donner. Ildala versuchte in der Dunkelheit irgendetwas zu erkennen, doch die Sicht war stark eingeschränkt. Auf einem nahen Hügel war im hellen Schein eines Blitzes für einen Moment eine Gestalt zu sehen, sie trug einen Mantel mit Kapuze. Sie stand dierekt neben einem großen Stein, der schon seid Ildala denken konnte dort auf dem Hügel lag. Als Kind hatte sie mit einem Messer Dinge darauf geritzt und ihn auch hin und wieder mit Kreide bemalt.

Die Bäume in ihrer Nähe neigten sich bedenklich weit zur Seite, wären ihre Wurzeln nicht so stark, würden sie umfallen wi Streichhölzer. Selbst Ildala musste gegen den Sturm kämpfen, um auf den Beinen zu bleiben.

Benutzeravatar
Ildala Sternwacht
Offline
Beiträge: 593
Registriert: 08 Jul 2010, 13:43
Wohnort: Ratingen

Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ildala Sternwacht » 21 Aug 2010, 19:43


Unschlüssig sah Ildala noch einmal zum Hauseingang, dann wieder zu dem Hügel.
Sie konnte in der Dunkelheit nichts erkennen und dachte über das so eben Gesehene nach, konnte es wirklich sein das sich bei diesem Unwetter jemand draussen aufhielt?

Wenn dies so war, dann musste sie diesen jemand aufsuchen und ins Haus bitten, ehe noch etwas schlimmeres geschah.
Doch die Zweifel und das Unwohlsein nagten an ihr, ohne ihren Rabenschnabel würde sie nirgendwo hin gehen, schnell griff sie um die Ecke der Türe und legte ihre Finger um den vertrauten Griff der Waffe.

Dann atmete sie noch einmal tief ein und kämpfte sich mühsam gegen Sturm und Regen hinaus in die Dunkelheit.

Benutzeravatar
Ser Berchtolt
Offline
Beiträge: 208
Registriert: 08 Jul 2010, 13:27
Wohnort: Neuss

Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ser Berchtolt » 23 Aug 2010, 11:41


Es schien, als würde der Sturm stärker werden und Ildala kämpfte sich durch den Regen den kleinen Hügel hinauf. Die Gestalt stand ruhig da, sie war groß. Durch den Umhang konnte sie kein Gesicht erkennen. Die Gestalt schien unbeeindruckt ob des Gewitters zu sein und beobachteet offenbar Ildala auf ihrem Weg zu ihm.

Als Ildala bei ihm angekommen war zeriss ein Blitz ganz in der Nähe die Dunkelheit und tauchte für einen Augenblick das Gesicht des Mannes in gleißendes Licht. Er war ein älterer Mann und hatte graues Haar, er stand aufrecht und unter dem Mantel trug er offenbar eine Plattenrüstung.

"Was suchst Du in dieser Nacht hier, Ildala?"

Der Mann musste die Stimme erheben, damit Ildala ihn verstehen konnte.

Benutzeravatar
Ildala Sternwacht
Offline
Beiträge: 593
Registriert: 08 Jul 2010, 13:43
Wohnort: Ratingen

Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ildala Sternwacht » 23 Aug 2010, 12:00


Seltsam verwundert zögerte Ildala einen Moment.

"Ihr kennt meinen Namen? Was führt euch in dieser grausigen Nacht hierher, seid ihr mir doch gänzlich unbekannt"

Ildala versuchte einen weiteren Blick auf das Gesicht des Mannes zu erhaschen, doch die Dunkelheit verbag sein Anlitz.
Sie musste so sehr gegen das Unwetter ankämpfen und konnte sich aufgrund des Sturmes kaum auf den Beinen halten, doch dieser Mann stand wie ein Fels im Wind und blickte sie einfach nur an.

Benutzeravatar
Ser Berchtolt
Offline
Beiträge: 208
Registriert: 08 Jul 2010, 13:27
Wohnort: Neuss

Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ser Berchtolt » 23 Aug 2010, 14:18


Erneut zerriss ein Blitz die Dunkelheit und ein Donner erhob sich, der für einen Moment alle anderen Geräusche übertönte, der Mann zuckte noch nichteinmal zusammen. Ildala erkannte, dass er leicht den Kopf schüttelte.

"Du hast meine Frage nicht beantwortet. Was suchst du?"

Benutzeravatar
Ildala Sternwacht
Offline
Beiträge: 593
Registriert: 08 Jul 2010, 13:43
Wohnort: Ratingen

Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ildala Sternwacht » 23 Aug 2010, 20:13


Was ich suche?

Ildala wirkte überrascht und horchte einige Minuten in sich hinein, konnte sie diesem Fremden so einfach ihre Gedanken und Gefühle anvertrauen?
Sie wusste nicht einmal wer er war, oder was er in dieser seltsamen Nacht hier tat.

Fast schon zaghaft begann sie wieder zu sprechen.
"Ich suche eine Antwort, mein Glaube an den Schlachtenwächter ist so stark gewesen und plötzlich übermannen mich Zweifel.
Ich bin vor einiger Zeit zurück gekehrt aus Kusar, der Krieg war so hart, ich habe Dinge gesehen die mich keine Nacht mehr ruhig schlafen lassen, soviel Leid und kein Trost in Sicht."


Nun begann sie zu schreien, fast schon hysterisch
"Wo ist mein Trost? Warum schenkt ER mir keinen Trost mehr? Wo ist ER? Ich kann ihn kaum noch spüren, weder am Tage wenn ich ihn in meinen Gebeten anrufe, noch des Nachts in meinen Träumen.
ER hat mich allein gelassen! "


Tränen rannen über Ildalas Gesicht

"Ich fühle mich so schrecklich leer ohne seine Gegenwart...warum erhört er meine Gebete nicht mehr? Habe ich ihn erzürnt? Ich habe immer in seinem Namen gehandelt"...ihre Stimme erstickte und sie schrie ihr Leid hinaus in den Himmel

"WO BIST DU SCHLACHTENWÄCHTER? WARUM HAST DU MICH ALLEIN GELASSEN?

Benutzeravatar
Ser Berchtolt
Offline
Beiträge: 208
Registriert: 08 Jul 2010, 13:27
Wohnort: Neuss

Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ser Berchtolt » 23 Aug 2010, 20:38


Fast als könnte es eine Antwort sein zeriss ein weiterer mächtiger Blitz die dunkle stürmische Nacht und brachte Ildala zum schweigen. Der Donner der dem Blitz auf dem Fuß folgte ließ den Boden unter ihren Füßen erzittern.

Der ältere Mann griff unter seine Robe und holte eine Kette hervoran dem ein Amulett hing. Der Anhänger war Handgroß und zeigte einen Speer vor eienr gezackten Sonne. Es leuchtete blass, sodass es in der Dunkelheit erkennbar war.

"Der Schlachtenwächter hört Dich nicht, Ildala. Mein Herr ist heute Nacht zu laut für Ihn." Sagte er und blickt in den Himmel, dann hielt er das Amulett Ildala vor das Gesicht.

"Erkennst Du dieses Symbol?"

Benutzeravatar
Ildala Sternwacht
Offline
Beiträge: 593
Registriert: 08 Jul 2010, 13:43
Wohnort: Ratingen

Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ildala Sternwacht » 23 Aug 2010, 20:52


Beschämt und aufgewühlt versuchte Ildala sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, es nütze aber nichts, da ihre gesamte Kleidung, ihr Haar und ihre Haut durchnässt vom Regen war.
Angestrengt starrte sie nun auf den Anhänger.

"Eine Sonne und ein Speer, es kommt mir bekannt vor, aber ich kann nicht sagen wo ich diese Symbole schon einmal gesehen habe, die Erinnerungen liegen wie im Nebel. Es war in einem großen Buch, in einem Buch, dass ich als Kind im Tempel fand in der"...

Ildala stockte, Augenblicklich schoss ihr die Röte ins Gesicht, ja, jetzt erinnerte sie sich wieder. Sie hatten als junge Novizen im verbotenen Teil der großen Bibliothek gespielt, dabei erregte besonders das große Schreibpult, an dem der alte schrulliger Abt immer sass ihre Aufmerksamkeit. Damals hatte sie sich versichert das keine in der Nähe war und das riesige, lederbeschlagene Buch aufgeschlagen welches auf dem Pult gelegen hatte.
Augenblicklich ergossen sich die Erinnerungen über ihren Verstand wie ein Wirbelsturm.
Sie hatten die Seiten damals überflogen dort stand etwas von einem Brüderpaar, die Namen begannen mit dem Anfangbuchstaben T, sie hatte über die reich verzierten Bilder in dem Buch gestaunt, eine Sonne, ein Speer und auf der anderen Seite ein Schild und eine Sonne.
Ildala stöhnte auf, so lange war es schon her seit diesem Tag, sie erinnerte sich daran wie einer der Priester sie wutentbrannt beim lesen erwischt hatte, warum er darüber so aufgebracht war, hatte sie bis zum heutigen Tage nicht verstanden.

Gedankenverloren stand sie da, ließ sich treiben von ihren Erinnerungen, sie nahm nichts mehr war und starrte mit leeren Augen in die Nacht.

Antworten