Ein Sturm zieht über das Land

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Ser Berchtolt
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Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ser Berchtolt » 26 Aug 2010, 09:46


Der alte Mann beobachtete sie. Dann sprach er zu ihr und seine Stimme riss sie jäh aus ihren Gedanken.

"Das ist Thar, der Sturmgeborene, der Speer, der Krieger wider die Finsternis. Er ruft Dich, folge den Ruf, es hängt soviel davon ab."

Mit den Worten zerriss ein heller Blitz die dunkelheit und schlug in den großen Stein ein, der nur wenige Meter von ihnen entfernd war. Ildala wurde von den Füßen Gerissen und verlor das Bewusstsein.

Sie erwachte in ihrem Bett. Ihre besorgte Mutter saß auf einem Stuhl neben ihr. Als Ildala die Augen öffnete lächelte sie leicht und gab ihre einen Becher heißen Tee zu trinken. Ein feuchtes Tuch lag auf ihrer Stirn.

"Kind, was hast Du denn in dieser schrecklichen Nacht draußen getrieben?"

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Ildala Sternwacht
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Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ildala Sternwacht » 30 Aug 2010, 09:02


Benommen blickte Ildala sich in ihrer Kammer um und sah dann ihrer Mutter in die Augen.
"Sag mir, wo habt ihr mich gefunden? Du sagst ich war draußen? Mir kam dies alles wie ein Traum vor."

"Was kam dir wie ein Traum vor mein Kind? Dein Vater ist von dem Unwetter aufgewacht und hat nach dir gesehen, aber du lagst nicht in deinem Bett, daraufhin ist er nach draußen gegangen um dich zu suchen, er dich gefunden, völlig durchnässt, alleine auf dem großen Felsen liegend."

Angelika sah ihre Tochter jetzt eindringlich an.
"Was bei den Göttern hast du da draußen getrieben Ildala?"

Bei den Göttern...ja, dies war ein gutes Stichwort.
Hastig sprang Ildala aus ihrem Bett, ein stechender Schmerz in ihrem Kopf ließ sie kurz wanken und aufstöhnen.

"Kind, was tust du denn jetzt schon wieder? Bleib liegen!"

Ildala ignorierte die Worte ihrer Mutter, zu sehr war sie in ihren Gedanken versunken und wühlte geschäftig in einer großen Truhe.
Sie stopfte schnell ein paar Dinge in eine Ledertasche, zog sich an, griff nach ihrer Waffe und hielt dann mit der Hand auf dem Türgriff inne.

"Verzeih mir Mutter, aber ich muss wieder gehen, ich erkläre dir alles, wenn ich selber die Antworten auf meine Fragen gefunden habe."

Angelika blickte ihrer Tochter nach.

"Viel Glück mein Kind"

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Ildala Sternwacht
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Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ildala Sternwacht » 01 Sep 2010, 13:10


Ildala stand vor den mächtigen Mauern des Tempels, sie war hart geritten um schneller an ihr Ziel zu kommen.
Sie fühlte sich klein und unbedeutend, so wie damals vor 19 Jahren, als sie das erste Mal hier stand und um eine Aufnahme in den Orden des Schlachtenwächters bat.

Ungeduldigt zog ihre Stute an den Zügeln und riss den Kopf in die Höhe.
Auf dem großen Platz vor der Kirche herrschte reges Treiben, Karren wurden beladen, Menschen mit Gepäck waren zum Aufbruch bereit.

Ildala erkannte einige Konzilianer von Kargath in ihren prunkvollen Gewändern, Novizen die angewiesen wurden Dinge auf die Karren zu verladen und sie sah auch einige Schlachtenwächter in schweren Rüstungen.
Es versetze ihrem Herzen einen Stich die Schlächtenwächter dort zu sehen.

Ich gehöre doch zu ihnen...oder nicht?

Ildala schnalzte mit der Zunge und trieb ihr Pferd weiter über den Platz in Richtung Tempel.

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Ser Berchtolt
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Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ser Berchtolt » 02 Sep 2010, 16:18


Ds Treiben um den Tempel diente dem Aufbruch. Die Priester Kargaths waren zurückgerufen worden in ihre Heimat. Der Tempel, in dem bis vor kurzem noch der Schlachtenwächter verehrt wurde, stand nun offen. Die schweren eisenbeschlagenen Tore standen weit offen.

Bürder von Bruderfels sahen sich das Innere des Tempels an und staunten, ob dieser gealtigen Leere im Innern.

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Ildala Sternwacht
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Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ildala Sternwacht » 03 Sep 2010, 08:27


Ildala trat hinter den Priestern und Novizen in die leere Halle ein.
Lange stand sie einfach nur da.

Nach einiger Zeit begann sie durch den Raum zu schreiten, ließ gedankenverloren ihre Finger an den Wänden entlang fahren.
Plötzlich hielt sie inne und betrachete eine Stelle an der Wand genauer.
Etwas blitze durch den ganzen Dreck, Putz und Staub hindurch.
Ildala erinnerte sich, das hier damals ein gewaltiges Bücherregal gestanden hatte.

Sie rieb mit den Händen an der Wand, der Schmutz und Mörtel löste sich spielend davon ab.
Langsam zeichnete sich eine Art Gemälde ab, das vor langer Zeit auf diese Wand gemalt worden sein musste.

Einige Novizen tuschelten aufgeregt und kamen vorsichtig näher.
Auch die Gespräche der Priester erstarben und ihre Aufmerksamkeit galt dem Treiben an der Wand.
Ein großer Teil des Bodens war bereits mit Mörtel und Dreck bedeckt.

Niemand hielt sie auf, im Gegenteil begannen nun auch einige Novizen ihr zu helfen und kratzen an der Wand, völlig aufgeregt was dort zum Vorschein kam.
Einige Minuten später war ein großer Teil des Bildes freigelegt worden.

Es war ein gewaltiger Speer, rechts neben diesem, prankte ein großer, gezackter Stern.
Die Anwesenden staunten, niemand sprach.

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Stefan Roki
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Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Stefan Roki » 04 Sep 2010, 00:54


Das Fresco im Tempel von Bruderfels lag frei.

Ildalas Hände waren wund, voller Blasen und Schwielen, ihr Gesicht aschfahl. Fast die ganze Zeit hatte sie mit angepackt, Holz angeraut zum schmirgeln und das wichtigste war ihr, Alles zu überwachen. Müde Arbeiter wurden zur Pause, zum schlafen oder gar nach Hause geschickt. Kaum einen Schritt hatte sie vor die Tür des Tempels gesetzt. Sie spürte, das in diesen Tagen etwas wahrhaftig Großes seine Vorzeichen sendete und so stand sie voller Stolz vor der Arbeit der letzten Wochen und sie hatte seit langem einmal wieder das befriedigende Gefühl, das Richtige getan zu haben.
Eine ganze Wochen wurde jeden Tag mit groben Holzscheiten der graue Putz von den Wänden gerieben. Die übermalten und verdeckten Farben waren stark in Mitleidenschaft gezogen, doch dort wo einst das Bücherregal stand zeichnete es sich ab, ein gewaltiger Speer durchzog einen Stern.

Bewohner aus der näheren Umgebung strömten in Scharen herbei, um das neue Wunder zu sehen. Um die ersten Adligen kündigten ihre Besuche.

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Ildala Sternwacht
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Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ildala Sternwacht » 06 Sep 2010, 07:44


Andächtig stand Ildala vor dem Fresco.
Die Anstrengung und Aufregung der letzten Tage stand ihr ins Gesicht geschrieben, ihre Knochen schmerzten, aber sie war glücklich.

Immer wieder las sie die Inschrift, die unter das Symbol eingemeißelt war:

Ehre sei Thar, dem Jäger allen Übels,
dem Hüter des Tages,
der brennenden Gerechtigkeit,
dem Herrscher des Lichtes.

Ehre sei Thorm, dem Wächter der Schwachen,
dem Bewahrer der Nacht,
der leuchtenden Hoffnung,
dem Herrscher des Sternenhimmels.

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Ildala Sternwacht
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Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ildala Sternwacht » 15 Sep 2010, 11:41


Ein tiefes Räuspern ließ Ildala herum fahren.
Sie blickte in die kleinen klugen Augen des Obersten Abtes von Bruderfels.
Schnell verbeugte sie sich vor dem alten Mann.

"Sieh an, sieh an, weiß das Fräulein Sternwacht eigentlich welch großen, längst vergessenen Schatz sie dort frei gelegt hat?" ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

Andächtig blickte Ildala zurück zu der Wand und den Inschriften.
"Ihr meint dieses Bild an der Wand"?

"Nun es ist nicht nur ein Bild mein Kind, für die Menschen in der Nordmark hat es eine große Bedeutung, aber komm, folge mir in meine Kammer, ich will dir etwas zeigen"


Sie schritten beide über den langen Flur des Tempels, nur langsam kamen sie voran, da der alte Mann sehr schwerfällig ging und ab und an eine Pause zum Atem holen einlegen musste.
Ildala musterte ihn von der Seite, nur selten war sie ihm im Tempel begegnet, meist sass er in seiner Kammer und studierte alte Inschriften.

Sie war gespannt was er gerade ihr zu sagen hatte.

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Stefan Roki
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Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Stefan Roki » 18 Sep 2010, 11:46


"Ildala, erinnerst Du Dich an Bruder Niklas? Er hat bis vor kurzem, Nordmarker Historie und Linguistik unterrichtet.
Als Du das Bild freigelegt hast, rüttelte daß irgendetwas in seinem Gedächtnis wach. Hier, schau!"

Er kramte aus einem Wust an Papieren eine dunkelbraune Kladde hervor.
"Das lag in dem alten Bücherregal in der Haupthalle. So offensichtlich, das es schon wieder unsichtbar war für uns. Es gab noch mehr Schriften und Zeichnungen, aber die hat Bruder Niklas mitgenommen."Ildala war innerlich so aufgewühlt und konnte gar nicht abwarten, die Kladde in die Hände zu bekommen. Sie schlug die Seiten auf und Blätter huschten regelrecht vor ihren Augen davon. Namen, Zeichen, sogar Sternbilder, waren darin enthalten. Aber sie wollte mehr und so sprach sie
"Ihr sagtet Bruder Niklas hat noch mehr solcher Schriften? Wo ist er hin? Was waren das für Aufzeichnungen?"
"Beruhigt euch Ildala Sternwacht. Die Götter haben euch nicht auf diese Fährte geführt, um euch jetzt diesen Weg zu versperren. Bruder Niklas hat Angaben über den Standort eines alten Tempels der Brüder gefunden. Diesen wollte er bis zum ersten Schnee nach gehen. Er musste mir versprechen, daß er bis 11 Monat wieder hier in Bruderfels ist. Solange werdet ihr euch gedulden müssen."
"Wieso gedulden? Ich kann nachreisen und ihm helfen! Seit wann ist er weg?"
"Meine Liebste, zu den Brüdern brauche auch ich antworten. Es gibt meines Wissens nur zwei Personen, die uns mit ihrer Erfahrung helfen können. Die Tochter der Sternenkönigin, Oberste des himmlichen Konzils und dem Noldor-Elb Wismerhill von Elengond, Legat von Derduwath und Hüter des Schwertebrüderunds. Der himmlischen Konzil möchte ich vorerst nicht mitteilen, das wir im Tempel alles, bis auf die Mauern rausgeholt haben, um dort unter dem Schlachtenwächter, etwas vielleicht noch Bedeutenderes zu finden. Also bleibt nur der Legat. Wenn es noch Zeugen dieser Zeit gibt, wird er einer davon sein."
"Nach Derduwath?"
Ildala lächelte verschmitzt "Lady Ellara bat mich ihr beizustehen, als Priester und als Freundin. Sie wird oder ist vielleicht schon, der erste Ritter des Schwertebrüderbunds. Noch dazu wollte ich dringends in die Majere Höhlen der Einkehr. Ich hatte gehofft, die Götter würden an diesem heiligen Ort wieder mit mir sprechen. Aber die Brüder haben sich mir bereits offenbart."
"So sei es dann. Nehmt bitte diesen Brief und gebt ihm den Legaten. Und sobald ich von Bruder Niklas etwas gehört habe, lasse ich nach euch schicken. Darauf habt ihr mein Wort!"

Ildala deutete eine Verbeugung an, drückte dabei die Kladde fest an ihre Brust und verabschiedete sich.

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Ildala Sternwacht
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Re: Ein Sturm zieht über das Land

Beitrag von Ildala Sternwacht » 30 Sep 2010, 14:02


Als Ildala draußen vor die großen Tore des Tempels tritt, holt sie tief Luft um die Neuigkeiten um das Rätsel der alten Götter Thar und Thorm zu verarbeiten.
Viel zu viel schwirrt ihr im Moment im Kopf herum und sie kann ihre Gedanken kaum ordnen.
Doch der vor ein paar Stunden eingetroffene Brief, von ihrer Freundin Ellara brachte einen kleinen Lichtblick.

Ildala greift in ihre Gürteltasche und zieht den Brief hervor.
Noch einmal liest sie die Zeilen.

Werte Ildala, liebe Freundin,

lange haben wir uns schon nicht mehr gesehen und vieles ist seit dem Geschehen. Vieles in Kargath, Derduwath, der Nordmark und vieles in fernen Landen. Die Zeiten stehen im Wandel, aber Du selbst weißt es am besten, denn auch Deine Heimat betrifft es. Mein Herz steht in Trauer wenn ich daran denke, dass Ihr nicht mehr ein Teil Kargath’s seid. Doch darüber möchte ich Dir hier nicht berichten.
Du fragst Dich gewiss gerade warum ich Dir schreibe, doch genau Derduwath ist mein persönlicher Grund. Auch für mich wird sich in Zukunft einiges ändern. Derduwath braucht einen neuen ersten Ritter. Ich hatte ein langes Gespräch mit Sir Wismerhill und er erzählte mir von der Lücke die Sir Baltasar’s Tod hinterließ. Sir Wismerhill bat mich diesen Posten einzunehmen und ich möchte dies von ganzem Herzen tun. Ich spüre, dass die Götter an meiner Seite sind, dies gibt mir Kraft, Hoffnung und Mut. Briefe des Königs liegen vor und Sir Wismerhill bittet gerade den Orden, mich nach Derduwath zu entlassen. Momentan bin ich auf dem Weg nach Arwen. Dort werde ich meine Habseligkeiten für den Auszug nach Derduwath vorbereiten und mich von meiner Familie verabschieden. Sobald der Orden mich freigibt werde ich mich auf den Weg in das Tal des Schwertebrüderbundes machen.
Ich habe viel Gesprächsbedarf und musste daher sofort an Dich denken. Du bist dem Schlachtenwächter so nah, bist so unbeirrbar und voller Kraft. Mich sehnt es nach einem Gespräch mit Dir um mich auf meine Aufgabe vorbereiten zu können. Auch würde mich interessieren wie es Dir nach dem Vorfall mit den Wölfen ergangen ist? Lange und häufig habe ich für Dich gebetet, da Du mir dort im Zweifel mit Dir selbst schienst. Es war nicht die Ildala Sternwacht, die ich kennengelernt und mit der ich Nächte lang gesprochen habe. Doch dies ist nicht das Anliegen für geschriebene Zeilen, sondern vielmehr für ein persönliches Gespräch. Bald schon werde ich nach Derduwath aufbrechen und mein Herz würde es erfreuen Dich dort bald empfangen zu können. Den Zeitpunkt bestimmen die Götter doch früher wäre mir lieber als spät. Ich erbitte um Deinen Beistand und um Deinen Rat und selbstverständlich würde ich mich freuen eine gute Freundin wiederzusehen.

Mögen die Götter Dich beschützen.
Aure Entuluva

Ellara uth Malthen


Nachdenklich läßt Ildala den Brief sinken, um die Zeilen Ellaras auf sich wirken zu lassen
...Du bist dem Schlachtenwächter so nah, bist so unbeirrbar und voller Kraft... wenn Ellara nur wüßte wie es mir wirklich geht, ich soll ihr beistehen und helfen, dabei brauche ich diesmal selber Trost, doch dies kann und will ich ihr nicht aufbürden.

Bitter und traurig verzieht Ildala das Gesicht, steckt den Brief zurück in die Tasche und macht sich in ihr Elternhaus auf...sie muss schlafen bevor sie sich den Schriften in der Kladde widmet, zu sehr haben die letzten Tage sie ausgezerrt.

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