Das Volk

Direkt am Zufluss des Striet in den großen Lieht hebt sich das nordseitige Ufer um bis zu 200 Schritt und man durchfährt eine kurze Strecke an einer Wand aus buntem Sandstein vorbei, die nur durchbrochen ist durch die in den Stein geschlagenen Stufen der oben am Hang wohnenden Dorfbewohner und den Zufluss des Striet.. Von alters her bringen die Dörfler Stellnetze an, um Fische zu fangen. Tausende Schwalben nisten in den Hängen und ermöglichen durch Nestplünderungen gerade durch die jungen Dörfler eine Erweiterung des Speiseplans.
Gerade aber, wenn man den starken Zustrom des Striet hinter sich gelassen hat, sieht man sie, die zwei Schwestern. Im Fluß selber allein steht eine Säule aus schönstem roten Sandstein, um die dreihundert Schritt hoch und direkt daneben, am Ufer ragt auf der Wand eine weitere Sandsteinsäule von weißrotem Gestein, die erste nochmal um 50 Schritt überragend. Wie es häufig in diesem Land üblich ist, gibt es dazu eine traurige Geschichte.
In dieser verbringen zwei Schwestern immer wieder zusammen die Zeit am Fluß. Aber dann wird die jüngere Schwester einem fernen Edelmann, der für seine Grausamkeit bekannt ist, zur Frau versprochen. Die beiden Schwestern versprechen sich ewige Treue und die ältere verspricht der jüngeren, diese niemals im Stich zu lassen. Als nun aber der Edelmann kam um seine junge Braut zu holen und diese der weinenden Schwester aus den Armen riss um sie auf sein Schiff zu schaffen, da wurden beide Schwestern zu Stein.
Schön beschreibt folgendes Gedicht die Lebenswelt der Nordmarker (übertragen aus dem alten Dialekt der Flußvölker ins Neunordmarkische):

Zwei schöne Schwestern waren
die eine jung, die andre erfahren
zusammen am fließenden Licht (Anm. Ü.: Um den Reim zu erhalten wurde hier aus Lieht Licht)
Und die Junge sagte: Verlass mich nicht

Der dunkle böse Mann
er fordert mich für sich an
er will mein rotes Haar
und bin ich grad zwölf Jahr

Seine Frau soll ich sein
im kalten Dunklen ohne Schein
hörst du Schwester, ich fürchte mich
die andre sprach: ich verlass dich nicht

Da legt er an mit seinem Kahn
zog die jünge sich heran
Er brach ihre Unschuld und Gesicht
und weinend sprach sie: Verlass mich nicht

Und als er sie über den Hang hob
war es, dass die andre gelob´
Getrennt wollen wir niemals sein
lieber wären wir aus Stein

Wie sein Herz, sei unsre Haut
und mit diesem letzten Laut
wurden beide nun zu Stein
und werden immer zusammen sein.